Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 7, St. 1. Berlin, 1789.

Bild:
<< vorherige Seite


vischen Husten. Die Personen, die alle seine Handlungen beobachtet, meldeten, daß er durch Rufung seines Nahmens niemals erwache, sondern durchs Schütteln, und daß der starke convulsivische Husten allezeit entstünde, wenn er erwache.

Er legt sich auf die Erde und schläft sogleich wieder ein, liegt aber kaum einen Augenblick stille, so steht er gleich wieder auf und fängt von neuem zu handthieren an. Er sucht alle Kleidung, so in der Schlafkammer befindlich, zusammen, mengt sie unter einander, schmeißt sie herum, holet sie wieder zusammen; die alten Strümpfe und Schuhe suchet er paarweise nach der Farbe aus, als wenn er sie sähe und kennte, die Kleidung hängt er indeß hintern Ofen wieder an ihren ordentlichen Ort, wo sie vorher gehangen hatte. Nachdem die Umstehenden die Kleider und den Tisch weggenommen, fängt er mit dem Bette zu Lärmen an. Er zieht solches mitten in die Stube, und bricht davon eine Lehne ab. Kurze Zeit darnach will er es wieder an gehörigen Ort bringen, merkt aber, daß ein Bret auf der Seite abgestoßen. Dieses schlägt er mit einem Steine ordentlich wieder zusammen, weil es aber noch wackelte, so kratzte er sich hinter den Ohren, schüttelt den Kopf und macht widrige Minen, ingleichen befestigt er wieder die Pfoste unten am Bette, die gleichfalls losgestoßen war. Er steigt ins Fenster, wo kein Wachender stehen kann,


vischen Husten. Die Personen, die alle seine Handlungen beobachtet, meldeten, daß er durch Rufung seines Nahmens niemals erwache, sondern durchs Schuͤtteln, und daß der starke convulsivische Husten allezeit entstuͤnde, wenn er erwache.

Er legt sich auf die Erde und schlaͤft sogleich wieder ein, liegt aber kaum einen Augenblick stille, so steht er gleich wieder auf und faͤngt von neuem zu handthieren an. Er sucht alle Kleidung, so in der Schlafkammer befindlich, zusammen, mengt sie unter einander, schmeißt sie herum, holet sie wieder zusammen; die alten Struͤmpfe und Schuhe suchet er paarweise nach der Farbe aus, als wenn er sie saͤhe und kennte, die Kleidung haͤngt er indeß hintern Ofen wieder an ihren ordentlichen Ort, wo sie vorher gehangen hatte. Nachdem die Umstehenden die Kleider und den Tisch weggenommen, faͤngt er mit dem Bette zu Laͤrmen an. Er zieht solches mitten in die Stube, und bricht davon eine Lehne ab. Kurze Zeit darnach will er es wieder an gehoͤrigen Ort bringen, merkt aber, daß ein Bret auf der Seite abgestoßen. Dieses schlaͤgt er mit einem Steine ordentlich wieder zusammen, weil es aber noch wackelte, so kratzte er sich hinter den Ohren, schuͤttelt den Kopf und macht widrige Minen, ingleichen befestigt er wieder die Pfoste unten am Bette, die gleichfalls losgestoßen war. Er steigt ins Fenster, wo kein Wachender stehen kann,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0113" n="111"/><lb/>
vischen Husten. Die Personen, die alle seine Handlungen                         beobachtet, meldeten, daß er durch Rufung seines Nahmens niemals erwache,                         sondern durchs Schu&#x0364;tteln, und daß der starke convulsivische Husten allezeit                         entstu&#x0364;nde, wenn er erwache.</p>
            <p>Er legt sich auf die Erde und schla&#x0364;ft sogleich wieder ein, liegt aber kaum                         einen Augenblick stille, so steht er gleich wieder auf und fa&#x0364;ngt von neuem                         zu handthieren an. Er sucht alle Kleidung, so in der Schlafkammer                         befindlich, zusammen, mengt sie unter einander, schmeißt sie herum, holet                         sie wieder zusammen; die alten Stru&#x0364;mpfe und Schuhe suchet er paarweise <hi rendition="#b">nach der Farbe</hi> aus, als wenn er sie sa&#x0364;he und kennte,                         die Kleidung ha&#x0364;ngt er indeß hintern Ofen wieder an ihren ordentlichen Ort,                         wo sie vorher gehangen hatte. Nachdem die Umstehenden die Kleider und den                         Tisch weggenommen, fa&#x0364;ngt er mit dem Bette zu La&#x0364;rmen an. Er zieht solches                         mitten in die Stube, und bricht davon eine Lehne ab. Kurze Zeit darnach will                         er es wieder an geho&#x0364;rigen Ort bringen, merkt aber, daß ein Bret auf der                         Seite abgestoßen. Dieses schla&#x0364;gt er mit einem Steine ordentlich wieder                         zusammen, weil es aber noch wackelte, so kratzte er sich hinter den Ohren,                         schu&#x0364;ttelt den Kopf und macht widrige Minen, ingleichen befestigt er wieder                         die Pfoste unten am Bette, die gleichfalls losgestoßen war. Er steigt ins                         Fenster, wo kein Wachender stehen kann,<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[111/0113] vischen Husten. Die Personen, die alle seine Handlungen beobachtet, meldeten, daß er durch Rufung seines Nahmens niemals erwache, sondern durchs Schuͤtteln, und daß der starke convulsivische Husten allezeit entstuͤnde, wenn er erwache. Er legt sich auf die Erde und schlaͤft sogleich wieder ein, liegt aber kaum einen Augenblick stille, so steht er gleich wieder auf und faͤngt von neuem zu handthieren an. Er sucht alle Kleidung, so in der Schlafkammer befindlich, zusammen, mengt sie unter einander, schmeißt sie herum, holet sie wieder zusammen; die alten Struͤmpfe und Schuhe suchet er paarweise nach der Farbe aus, als wenn er sie saͤhe und kennte, die Kleidung haͤngt er indeß hintern Ofen wieder an ihren ordentlichen Ort, wo sie vorher gehangen hatte. Nachdem die Umstehenden die Kleider und den Tisch weggenommen, faͤngt er mit dem Bette zu Laͤrmen an. Er zieht solches mitten in die Stube, und bricht davon eine Lehne ab. Kurze Zeit darnach will er es wieder an gehoͤrigen Ort bringen, merkt aber, daß ein Bret auf der Seite abgestoßen. Dieses schlaͤgt er mit einem Steine ordentlich wieder zusammen, weil es aber noch wackelte, so kratzte er sich hinter den Ohren, schuͤttelt den Kopf und macht widrige Minen, ingleichen befestigt er wieder die Pfoste unten am Bette, die gleichfalls losgestoßen war. Er steigt ins Fenster, wo kein Wachender stehen kann,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung, University of Glasgow: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien (2015-06-09T11:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2015-06-09T11:00:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Die Umlautschreibung mit ›e‹ über dem Vokal wurden übernommen.
  • Die Majuskel I/J wurde nicht nach Lautwert transkribiert.
  • Verbessert wird nur bei eindeutigen Druckfehlern. Die editorischen Eingriffe sind stets nachgewiesen.
  • Zu Moritz’ Zeit war es üblich, bei mehrzeiligen Zitaten vor jeder Zeile Anführungsstriche zu setzen. Diese wiederholten Anführungsstriche des Originals werden stillschweigend getilgt.
  • Die Druckgestalt der Vorlagen (Absätze, Überschriften, Schriftgrade etc.) wird schematisiert wiedergegeben. Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Worteinfügungen der Herausgeber im edierten Text sowie Ergänzungen einzelner Buchstaben sind dokumentiert.
  • Die Originalseite wird als einzelne Seite in der Internetausgabe wiedergegeben. Von diesem Darstellungsprinzip wird bei langen, sich über mehr als eine Seite erstreckenden Fußnoten abgewichen. Die vollständige Fußnote erscheint in diesem Fall zusammenhängend an der ersten betreffenden Seite.
  • Die textkritischen Nachweise erfolgen in XML-Form nach dem DTABf-Schema: <choice><corr>[Verbesserung]</corr><sic>[Originaltext]</sic></choice> vorgenommen.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0701_1789
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0701_1789/113
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 7, St. 1. Berlin, 1789, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0701_1789/113>, abgerufen am 03.05.2024.