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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 6, St. 2. Berlin, 1788.

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wiederum für Vorbedeutungen seiner Einkerkerung und Befreiung, so wie andrer Uebel, die darauf erfolgt sind.

Vornehmlich schreibt sich Cardan eine Fähigkeit zu, den Ausgang der Krankheiten auf's gewisseste vorhergesehn und bestimmt zu haben, was die eigentliche Ursache des Todes seyn würde. Er stellt darüber mit vielen kostbare Wetten an, und er gewinnt sie jedesmahl. Er führt noch ein Paar sonderbare Beispiele seiner Vorhersehungsgabe im 43sten Kapitel seines Buchs an.

"Ein gewisser J. St. Biffo glaubte, daß ich die Chiromantie verstünde; er kam zu mir und bat mich, daß ich ihm etwas in Absicht seines Lebens prophezeihn mögte. Jch erwiederte, seine Bekannten hätten ihn betrogen, ich sey kein Chiromant; demungeachtet dringt er in mich, und ich erkläre: daß er es mir nicht übel nehmen möge, wenn ich ihm etwas sehr hartes vorhersagen würde, -- er stehe in Gefahr, im kurzem aufgehangen zu werden. Noch in derselben Woche wird er ergriffen, man bringt ihn auf die Folter, er läugnet sein Verbrechen mit vieler Hartnäckigkeit, nichts destoweniger wurde er nach sechs Monaten aufgehangen, nachdem man ihm vorher die Hand abgehauen hatte."



wiederum fuͤr Vorbedeutungen seiner Einkerkerung und Befreiung, so wie andrer Uebel, die darauf erfolgt sind.

Vornehmlich schreibt sich Cardan eine Faͤhigkeit zu, den Ausgang der Krankheiten auf's gewisseste vorhergesehn und bestimmt zu haben, was die eigentliche Ursache des Todes seyn wuͤrde. Er stellt daruͤber mit vielen kostbare Wetten an, und er gewinnt sie jedesmahl. Er fuͤhrt noch ein Paar sonderbare Beispiele seiner Vorhersehungsgabe im 43sten Kapitel seines Buchs an.

»Ein gewisser J. St. Biffo glaubte, daß ich die Chiromantie verstuͤnde; er kam zu mir und bat mich, daß ich ihm etwas in Absicht seines Lebens prophezeihn moͤgte. Jch erwiederte, seine Bekannten haͤtten ihn betrogen, ich sey kein Chiromant; demungeachtet dringt er in mich, und ich erklaͤre: daß er es mir nicht uͤbel nehmen moͤge, wenn ich ihm etwas sehr hartes vorhersagen wuͤrde, — er stehe in Gefahr, im kurzem aufgehangen zu werden. Noch in derselben Woche wird er ergriffen, man bringt ihn auf die Folter, er laͤugnet sein Verbrechen mit vieler Hartnaͤckigkeit, nichts destoweniger wurde er nach sechs Monaten aufgehangen, nachdem man ihm vorher die Hand abgehauen hatte.«


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[94/0094] wiederum fuͤr Vorbedeutungen seiner Einkerkerung und Befreiung, so wie andrer Uebel, die darauf erfolgt sind. Vornehmlich schreibt sich Cardan eine Faͤhigkeit zu, den Ausgang der Krankheiten auf's gewisseste vorhergesehn und bestimmt zu haben, was die eigentliche Ursache des Todes seyn wuͤrde. Er stellt daruͤber mit vielen kostbare Wetten an, und er gewinnt sie jedesmahl. Er fuͤhrt noch ein Paar sonderbare Beispiele seiner Vorhersehungsgabe im 43sten Kapitel seines Buchs an. »Ein gewisser J. St. Biffo glaubte, daß ich die Chiromantie verstuͤnde; er kam zu mir und bat mich, daß ich ihm etwas in Absicht seines Lebens prophezeihn moͤgte. Jch erwiederte, seine Bekannten haͤtten ihn betrogen, ich sey kein Chiromant; demungeachtet dringt er in mich, und ich erklaͤre: daß er es mir nicht uͤbel nehmen moͤge, wenn ich ihm etwas sehr hartes vorhersagen wuͤrde, — er stehe in Gefahr, im kurzem aufgehangen zu werden. Noch in derselben Woche wird er ergriffen, man bringt ihn auf die Folter, er laͤugnet sein Verbrechen mit vieler Hartnaͤckigkeit, nichts destoweniger wurde er nach sechs Monaten aufgehangen, nachdem man ihm vorher die Hand abgehauen hatte.«

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 6, St. 2. Berlin, 1788, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0602_1788/94>, abgerufen am 28.04.2024.