men konnte, daß ihn ein Dämon begleiten müsse. -- Er fand die Beispiele ähnlicher Meinungen in andern großen Köpfen vor, seine Leiden hatten oft eine sehr sonderbare Wendung genommen; die genaue Aufmerksamkeit auf alle seine körperlichen Empfindungen hatte ihm die Erfüllung gewisser vorhergesehenen Begebenheiten (freilich auf eine ganz natürliche Art) sehn lassen, -- das Alter kam hinzu, das so leicht abergläubig werden kann, und alle diese Umstände mußten jenen Glauben an einen Dämon bestärken helfen. Auch würkte vielleicht das Ausserordentliche jener Meinung auf ihn so stark, daß er schon des Ausserordentlichen wegen, was bei den Hypochondristen so viele Würkung thut, an jener Meinung ein Behagen fand; so wie Lessing wahrscheinlich des Ausserordentlichen wegen ein Vertheidiger von der Seelenwanderung der Menschen war.
Cardano, GirolamoCardan hat die Jdee von einem ihn begleitenden Dämon auch nicht gleich anfangs gehabt, sondern erst in seinem spätern Alter angenommen, nachdem er nämlich sein Leben zu beschreiben anfing, und nochmals einen genauen Blick auf alle seine Schicksale warf. Am Ende seines Lebens mogten ihm viele derselben in einem ganz neuen Lichte erscheinen, und vieles konnte ihm, durch die Schwächen des Alters verführt, wunderbar vorkommen, was jeder unbefangne Leser seiner Schriften ganz natürlich
men konnte, daß ihn ein Daͤmon begleiten muͤsse. — Er fand die Beispiele aͤhnlicher Meinungen in andern großen Koͤpfen vor, seine Leiden hatten oft eine sehr sonderbare Wendung genommen; die genaue Aufmerksamkeit auf alle seine koͤrperlichen Empfindungen hatte ihm die Erfuͤllung gewisser vorhergesehenen Begebenheiten (freilich auf eine ganz natuͤrliche Art) sehn lassen, — das Alter kam hinzu, das so leicht aberglaͤubig werden kann, und alle diese Umstaͤnde mußten jenen Glauben an einen Daͤmon bestaͤrken helfen. Auch wuͤrkte vielleicht das Ausserordentliche jener Meinung auf ihn so stark, daß er schon des Ausserordentlichen wegen, was bei den Hypochondristen so viele Wuͤrkung thut, an jener Meinung ein Behagen fand; so wie Lessing wahrscheinlich des Ausserordentlichen wegen ein Vertheidiger von der Seelenwanderung der Menschen war.
Cardano, GirolamoCardan hat die Jdee von einem ihn begleitenden Daͤmon auch nicht gleich anfangs gehabt, sondern erst in seinem spaͤtern Alter angenommen, nachdem er naͤmlich sein Leben zu beschreiben anfing, und nochmals einen genauen Blick auf alle seine Schicksale warf. Am Ende seines Lebens mogten ihm viele derselben in einem ganz neuen Lichte erscheinen, und vieles konnte ihm, durch die Schwaͤchen des Alters verfuͤhrt, wunderbar vorkommen, was jeder unbefangne Leser seiner Schriften ganz natuͤrlich
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men konnte, daß ihn ein Daͤmon begleiten muͤsse. — Er fand die Beispiele aͤhnlicher Meinungen in andern großen Koͤpfen vor, seine Leiden hatten oft eine sehr sonderbare Wendung genommen; die genaue Aufmerksamkeit auf alle seine koͤrperlichen Empfindungen hatte ihm die Erfuͤllung gewisser vorhergesehenen Begebenheiten (freilich auf eine ganz natuͤrliche Art) sehn lassen, — das Alter kam hinzu, das so leicht aberglaͤubig werden kann, und alle diese Umstaͤnde mußten jenen Glauben an einen Daͤmon bestaͤrken helfen. Auch wuͤrkte vielleicht das Ausserordentliche jener Meinung auf ihn so stark, daß er schon des Ausserordentlichen wegen, was bei den Hypochondristen so viele Wuͤrkung thut, an jener Meinung ein Behagen fand; so wie Lessing wahrscheinlich des Ausserordentlichen wegen ein Vertheidiger von der Seelenwanderung der Menschen war.</p><p><persNameref="#ref0040"><notetype="editorial">Cardano, Girolamo</note>Cardan</persName> hat die Jdee von einem ihn begleitenden Daͤmon auch nicht gleich anfangs gehabt, sondern erst in seinem spaͤtern Alter angenommen, nachdem er naͤmlich sein Leben zu beschreiben anfing, und nochmals einen genauen Blick auf alle seine Schicksale warf. Am Ende seines Lebens mogten ihm viele derselben in einem ganz neuen Lichte erscheinen, und vieles konnte ihm, durch die Schwaͤchen des Alters verfuͤhrt, wunderbar vorkommen, was jeder unbefangne Leser seiner Schriften ganz natuͤrlich<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
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men konnte, daß ihn ein Daͤmon begleiten muͤsse. — Er fand die Beispiele aͤhnlicher Meinungen in andern großen Koͤpfen vor, seine Leiden hatten oft eine sehr sonderbare Wendung genommen; die genaue Aufmerksamkeit auf alle seine koͤrperlichen Empfindungen hatte ihm die Erfuͤllung gewisser vorhergesehenen Begebenheiten (freilich auf eine ganz natuͤrliche Art) sehn lassen, — das Alter kam hinzu, das so leicht aberglaͤubig werden kann, und alle diese Umstaͤnde mußten jenen Glauben an einen Daͤmon bestaͤrken helfen. Auch wuͤrkte vielleicht das Ausserordentliche jener Meinung auf ihn so stark, daß er schon des Ausserordentlichen wegen, was bei den Hypochondristen so viele Wuͤrkung thut, an jener Meinung ein Behagen fand; so wie Lessing wahrscheinlich des Ausserordentlichen wegen ein Vertheidiger von der Seelenwanderung der Menschen war.
Cardan hat die Jdee von einem ihn begleitenden Daͤmon auch nicht gleich anfangs gehabt, sondern erst in seinem spaͤtern Alter angenommen, nachdem er naͤmlich sein Leben zu beschreiben anfing, und nochmals einen genauen Blick auf alle seine Schicksale warf. Am Ende seines Lebens mogten ihm viele derselben in einem ganz neuen Lichte erscheinen, und vieles konnte ihm, durch die Schwaͤchen des Alters verfuͤhrt, wunderbar vorkommen, was jeder unbefangne Leser seiner Schriften ganz natuͤrlich
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Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat
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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 6, St. 2. Berlin, 1788, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0602_1788/109>, abgerufen am 27.07.2024.
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