Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 6, St. 2. Berlin, 1788.
Jch komme nach dieser Episode auf zurück. Es ist sehr begreiflich, wie ein Mann von seinem melancholischen und finstern Temperament, ein Mann, der so unzählich viel Uebel ausgestanden hatte, und in sich gewisse Vorzüge vor andern Menschen zu bemerken glaubte, auf den Gedanken kom- Cardan
Jch komme nach dieser Episode auf zuruͤck. Es ist sehr begreiflich, wie ein Mann von seinem melancholischen und finstern Temperament, ein Mann, der so unzaͤhlich viel Uebel ausgestanden hatte, und in sich gewisse Vorzuͤge vor andern Menschen zu bemerken glaubte, auf den Gedanken kom- Cardan <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0108" n="108"/><lb/> bleiben; so behaͤlt die menschliche Einbildungskraft die Freiheit, in dieselben Kenntnisse, und Faͤhigkeiten hineinzudenken, soviel sie will, sich Geschoͤpfe zu schaffen, die die Gottheit wohl nie geschaffen haben mag, und ihnen eine Macht uͤber die menschlichen Angelegenheiten, und sogar einen Einfluß auf unsern Verstand und Willen zuzugestehn, den sie nicht haben koͤnnen. Die ewige Ordnung aller Dinge, die nie aus ihrem Gleise weicht, immer durch die genaueste Verbindung zwischen Ursach und Wuͤrkung dieselbe bleibt, und die Schicksale eines jeden einzelnen, so wie die Denkungs- und Handlungsart aller, an unverletzliche Gesetze bindet, macht, um mich so auszudruͤcken, den Succurs jener aussermenschlichen Wesen voͤllig unnoͤthig und unbegreiflich. Die Gottheit, jene ewige und weise Ordnung aller Dinge und Kraͤfte, bedarf zur Regierung ihres unendlichen Reichs keiner Boten und Gesandten, und keiner Daͤmonen, um die Menschen zu warnen, da sie ihnen die Vernunft zu Lehrern und Erkenntnißquelle aller Wahrheit gegeben hat. —</p> <p>Jch komme nach dieser Episode auf <persName ref="#ref0040"><note type="editorial">Cardano, Girolamo</note>Cardan</persName> zuruͤck. Es ist sehr begreiflich, wie ein Mann von seinem melancholischen und finstern Temperament, ein Mann, der so unzaͤhlich viel Uebel ausgestanden hatte, und in sich gewisse Vorzuͤge vor andern Menschen zu bemerken glaubte, auf den Gedanken kom-<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [108/0108]
bleiben; so behaͤlt die menschliche Einbildungskraft die Freiheit, in dieselben Kenntnisse, und Faͤhigkeiten hineinzudenken, soviel sie will, sich Geschoͤpfe zu schaffen, die die Gottheit wohl nie geschaffen haben mag, und ihnen eine Macht uͤber die menschlichen Angelegenheiten, und sogar einen Einfluß auf unsern Verstand und Willen zuzugestehn, den sie nicht haben koͤnnen. Die ewige Ordnung aller Dinge, die nie aus ihrem Gleise weicht, immer durch die genaueste Verbindung zwischen Ursach und Wuͤrkung dieselbe bleibt, und die Schicksale eines jeden einzelnen, so wie die Denkungs- und Handlungsart aller, an unverletzliche Gesetze bindet, macht, um mich so auszudruͤcken, den Succurs jener aussermenschlichen Wesen voͤllig unnoͤthig und unbegreiflich. Die Gottheit, jene ewige und weise Ordnung aller Dinge und Kraͤfte, bedarf zur Regierung ihres unendlichen Reichs keiner Boten und Gesandten, und keiner Daͤmonen, um die Menschen zu warnen, da sie ihnen die Vernunft zu Lehrern und Erkenntnißquelle aller Wahrheit gegeben hat. —
Jch komme nach dieser Episode auf Cardan zuruͤck. Es ist sehr begreiflich, wie ein Mann von seinem melancholischen und finstern Temperament, ein Mann, der so unzaͤhlich viel Uebel ausgestanden hatte, und in sich gewisse Vorzuͤge vor andern Menschen zu bemerken glaubte, auf den Gedanken kom-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung, University of Glasgow: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien
(2015-06-09T11:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat
(2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2015-06-09T11:00:00Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |