bleiben; so behält die menschliche Einbildungskraft die Freiheit, in dieselben Kenntnisse, und Fähigkeiten hineinzudenken, soviel sie will, sich Geschöpfe zu schaffen, die die Gottheit wohl nie geschaffen haben mag, und ihnen eine Macht über die menschlichen Angelegenheiten, und sogar einen Einfluß auf unsern Verstand und Willen zuzugestehn, den sie nicht haben können. Die ewige Ordnung aller Dinge, die nie aus ihrem Gleise weicht, immer durch die genaueste Verbindung zwischen Ursach und Würkung dieselbe bleibt, und die Schicksale eines jeden einzelnen, so wie die Denkungs- und Handlungsart aller, an unverletzliche Gesetze bindet, macht, um mich so auszudrücken, den Succurs jener aussermenschlichen Wesen völlig unnöthig und unbegreiflich. Die Gottheit, jene ewige und weise Ordnung aller Dinge und Kräfte, bedarf zur Regierung ihres unendlichen Reichs keiner Boten und Gesandten, und keiner Dämonen, um die Menschen zu warnen, da sie ihnen die Vernunft zu Lehrern und Erkenntnißquelle aller Wahrheit gegeben hat. --
Jch komme nach dieser Episode auf Cardano, GirolamoCardan zurück. Es ist sehr begreiflich, wie ein Mann von seinem melancholischen und finstern Temperament, ein Mann, der so unzählich viel Uebel ausgestanden hatte, und in sich gewisse Vorzüge vor andern Menschen zu bemerken glaubte, auf den Gedanken kom-
bleiben; so behaͤlt die menschliche Einbildungskraft die Freiheit, in dieselben Kenntnisse, und Faͤhigkeiten hineinzudenken, soviel sie will, sich Geschoͤpfe zu schaffen, die die Gottheit wohl nie geschaffen haben mag, und ihnen eine Macht uͤber die menschlichen Angelegenheiten, und sogar einen Einfluß auf unsern Verstand und Willen zuzugestehn, den sie nicht haben koͤnnen. Die ewige Ordnung aller Dinge, die nie aus ihrem Gleise weicht, immer durch die genaueste Verbindung zwischen Ursach und Wuͤrkung dieselbe bleibt, und die Schicksale eines jeden einzelnen, so wie die Denkungs- und Handlungsart aller, an unverletzliche Gesetze bindet, macht, um mich so auszudruͤcken, den Succurs jener aussermenschlichen Wesen voͤllig unnoͤthig und unbegreiflich. Die Gottheit, jene ewige und weise Ordnung aller Dinge und Kraͤfte, bedarf zur Regierung ihres unendlichen Reichs keiner Boten und Gesandten, und keiner Daͤmonen, um die Menschen zu warnen, da sie ihnen die Vernunft zu Lehrern und Erkenntnißquelle aller Wahrheit gegeben hat. —
Jch komme nach dieser Episode auf Cardano, GirolamoCardan zuruͤck. Es ist sehr begreiflich, wie ein Mann von seinem melancholischen und finstern Temperament, ein Mann, der so unzaͤhlich viel Uebel ausgestanden hatte, und in sich gewisse Vorzuͤge vor andern Menschen zu bemerken glaubte, auf den Gedanken kom-
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bleiben; so behaͤlt die menschliche Einbildungskraft die Freiheit, in dieselben Kenntnisse, und Faͤhigkeiten hineinzudenken, soviel sie will, sich Geschoͤpfe zu schaffen, die die Gottheit wohl nie geschaffen haben mag, und ihnen eine Macht uͤber die menschlichen Angelegenheiten, und sogar einen Einfluß auf unsern Verstand und Willen zuzugestehn, den sie nicht haben koͤnnen. Die ewige Ordnung aller Dinge, die nie aus ihrem Gleise weicht, immer durch die genaueste Verbindung zwischen Ursach und Wuͤrkung dieselbe bleibt, und die Schicksale eines jeden einzelnen, so wie die Denkungs- und Handlungsart aller, an unverletzliche Gesetze bindet, macht, um mich so auszudruͤcken, den Succurs jener aussermenschlichen Wesen voͤllig unnoͤthig und unbegreiflich. Die Gottheit, jene ewige und weise Ordnung aller Dinge und Kraͤfte, bedarf zur Regierung ihres unendlichen Reichs keiner Boten und Gesandten, und keiner Daͤmonen, um die Menschen zu warnen, da sie ihnen die Vernunft zu Lehrern und Erkenntnißquelle aller Wahrheit gegeben hat. —</p><p>Jch komme nach dieser Episode auf <persNameref="#ref0040"><notetype="editorial">Cardano, Girolamo</note>Cardan</persName> zuruͤck. Es ist sehr begreiflich, wie ein Mann von seinem melancholischen und finstern Temperament, ein Mann, der so unzaͤhlich viel Uebel ausgestanden hatte, und in sich gewisse Vorzuͤge vor andern Menschen zu bemerken glaubte, auf den Gedanken kom-<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
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bleiben; so behaͤlt die menschliche Einbildungskraft die Freiheit, in dieselben Kenntnisse, und Faͤhigkeiten hineinzudenken, soviel sie will, sich Geschoͤpfe zu schaffen, die die Gottheit wohl nie geschaffen haben mag, und ihnen eine Macht uͤber die menschlichen Angelegenheiten, und sogar einen Einfluß auf unsern Verstand und Willen zuzugestehn, den sie nicht haben koͤnnen. Die ewige Ordnung aller Dinge, die nie aus ihrem Gleise weicht, immer durch die genaueste Verbindung zwischen Ursach und Wuͤrkung dieselbe bleibt, und die Schicksale eines jeden einzelnen, so wie die Denkungs- und Handlungsart aller, an unverletzliche Gesetze bindet, macht, um mich so auszudruͤcken, den Succurs jener aussermenschlichen Wesen voͤllig unnoͤthig und unbegreiflich. Die Gottheit, jene ewige und weise Ordnung aller Dinge und Kraͤfte, bedarf zur Regierung ihres unendlichen Reichs keiner Boten und Gesandten, und keiner Daͤmonen, um die Menschen zu warnen, da sie ihnen die Vernunft zu Lehrern und Erkenntnißquelle aller Wahrheit gegeben hat. —
Jch komme nach dieser Episode auf Cardan zuruͤck. Es ist sehr begreiflich, wie ein Mann von seinem melancholischen und finstern Temperament, ein Mann, der so unzaͤhlich viel Uebel ausgestanden hatte, und in sich gewisse Vorzuͤge vor andern Menschen zu bemerken glaubte, auf den Gedanken kom-
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(2015-06-09T11:00:00Z)
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Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat
(2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2015-06-09T11:00:00Z)
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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 6, St. 2. Berlin, 1788, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0602_1788/108>, abgerufen am 27.07.2024.
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