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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 6, St. 1. Berlin, 1788.

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er auf solche Art verderbt worden, daß dabei die Frau B. in Gefahr ihres eignen Lebens war, und also aus seiner Gegenwart fliehen mußte? Alles nichts. Wie, Gott soll einer Frau sagen: Verlaß deinen Mann, der in der rechten Offenbarung befohlen hat: Es soll das Niemand scheiden, was Gott zusammengefügt hat, den Ehebruch ausgenommen? Gott soll seine Gerichte über einen Menschen offenbaren, soll selbst deklariren: Er ist verworfen, und uns also verführen, Andre zu verdammen? da er doch gesagt hat in seinem Worte: Richtet nicht, verdammet nicht. Gott ist nicht ein Versucher zum Bösen.
8) Die Stimmen alle, wegen der am Halsweh kranken Freundinn, offenbaren nichts, was nicht jeder verständige Arzt zum voraus aus dem Buche der Natur auch gewußt hätte, und halfen nichts, waren blos müssige Unterredungen. Zudem war die Bitte falsch: Herr, mache sie gesund; sie hätte sollen bedingt seyn, nach seinem Willen. Eins befremdet mich dabei. Bei dem zweiten Anfall des Schadens am Zäpflein hat die Stimme wirklich eine Wahrheit gesagt, welche die Fr. B. nicht verstand, und noch nicht versteht, sehr wahr: Warte des Leibes etc. Denn, aller Erzählung nach, hatte die gute Freundinn morbum venereum. Die Warnung aber steht schon in der heil. Schrift, und ist überflüssig.


er auf solche Art verderbt worden, daß dabei die Frau B. in Gefahr ihres eignen Lebens war, und also aus seiner Gegenwart fliehen mußte? Alles nichts. Wie, Gott soll einer Frau sagen: Verlaß deinen Mann, der in der rechten Offenbarung befohlen hat: Es soll das Niemand scheiden, was Gott zusammengefuͤgt hat, den Ehebruch ausgenommen? Gott soll seine Gerichte uͤber einen Menschen offenbaren, soll selbst deklariren: Er ist verworfen, und uns also verfuͤhren, Andre zu verdammen? da er doch gesagt hat in seinem Worte: Richtet nicht, verdammet nicht. Gott ist nicht ein Versucher zum Boͤsen.
8) Die Stimmen alle, wegen der am Halsweh kranken Freundinn, offenbaren nichts, was nicht jeder verstaͤndige Arzt zum voraus aus dem Buche der Natur auch gewußt haͤtte, und halfen nichts, waren blos muͤssige Unterredungen. Zudem war die Bitte falsch: Herr, mache sie gesund; sie haͤtte sollen bedingt seyn, nach seinem Willen. Eins befremdet mich dabei. Bei dem zweiten Anfall des Schadens am Zaͤpflein hat die Stimme wirklich eine Wahrheit gesagt, welche die Fr. B. nicht verstand, und noch nicht versteht, sehr wahr: Warte des Leibes etc. Denn, aller Erzaͤhlung nach, hatte die gute Freundinn morbum venereum. Die Warnung aber steht schon in der heil. Schrift, und ist uͤberfluͤssig.

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[50/0052] er auf solche Art verderbt worden, daß dabei die Frau B. in Gefahr ihres eignen Lebens war, und also aus seiner Gegenwart fliehen mußte? Alles nichts. Wie, Gott soll einer Frau sagen: Verlaß deinen Mann, der in der rechten Offenbarung befohlen hat: Es soll das Niemand scheiden, was Gott zusammengefuͤgt hat, den Ehebruch ausgenommen? Gott soll seine Gerichte uͤber einen Menschen offenbaren, soll selbst deklariren: Er ist verworfen, und uns also verfuͤhren, Andre zu verdammen? da er doch gesagt hat in seinem Worte: Richtet nicht, verdammet nicht. Gott ist nicht ein Versucher zum Boͤsen. 8) Die Stimmen alle, wegen der am Halsweh kranken Freundinn, offenbaren nichts, was nicht jeder verstaͤndige Arzt zum voraus aus dem Buche der Natur auch gewußt haͤtte, und halfen nichts, waren blos muͤssige Unterredungen. Zudem war die Bitte falsch: Herr, mache sie gesund; sie haͤtte sollen bedingt seyn, nach seinem Willen. Eins befremdet mich dabei. Bei dem zweiten Anfall des Schadens am Zaͤpflein hat die Stimme wirklich eine Wahrheit gesagt, welche die Fr. B. nicht verstand, und noch nicht versteht, sehr wahr: Warte des Leibes etc. Denn, aller Erzaͤhlung nach, hatte die gute Freundinn morbum venereum. Die Warnung aber steht schon in der heil. Schrift, und ist uͤberfluͤssig.

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 6, St. 1. Berlin, 1788, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0601_1788/52>, abgerufen am 21.11.2024.