Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 6, St. 1. Berlin, 1788.9) Die Bitte um Gnade für die Verstorbne ist Christlich. Die Antwort des allerhöchsten Gottes ganz unwürdig. Er wird wohl über sein Gericht uns um nichts und abermal nichts Belehrungen geben. 10) Die Bußerweckung des seligen Hrn. B. durch eine Stimme war ihm wohl, ihrer Vorschrift nach, längst bekannt; steht auf allen Blättern der Schrift; ist überflüssig. 11) Das Zeigen der Hölle ist unnöthig. Gott hat uns hinlängliche Belehrungen gegeben. Und zu was sollte das helfen? 12) Die Offenbarung der neuen Verheurathung - was entdekt sie? Daß die Fr. B. nicht zum Viehstall geboren ist? Das wußte sie zuvor. Wer der von Gott für sie bestimmte zweite Mann ist? Aber war sonst kein Mittel da, dies zu erfahren, als ein Wunder? Jch glaube, wer den Hrn. W. kennt, konnte ihr das alles von ihm sagen. Man konnte ihn selbst fragen. Aber, wie es ihr in Zukunft gehen werde, wer, als Gottes Offenbarung, wußte das? Freilich, sonst Niemand; doch ist ja diese Sache noch nicht erfüllt, noch ist es nicht ausgemacht, ob es so gehe. Zudem entdeckt uns der Herr unsre künftigen Schicksale für gewöhnlich nicht; warum hier eine Ausnahme? Wir haben kein Versprechen Gottes zu dergleichen Anleitungen, 9) Die Bitte um Gnade fuͤr die Verstorbne ist Christlich. Die Antwort des allerhoͤchsten Gottes ganz unwuͤrdig. Er wird wohl uͤber sein Gericht uns um nichts und abermal nichts Belehrungen geben. 10) Die Bußerweckung des seligen Hrn. B. durch eine Stimme war ihm wohl, ihrer Vorschrift nach, laͤngst bekannt; steht auf allen Blaͤttern der Schrift; ist uͤberfluͤssig. 11) Das Zeigen der Hoͤlle ist unnoͤthig. Gott hat uns hinlaͤngliche Belehrungen gegeben. Und zu was sollte das helfen? 12) Die Offenbarung der neuen Verheurathung – was entdekt sie? Daß die Fr. B. nicht zum Viehstall geboren ist? Das wußte sie zuvor. Wer der von Gott fuͤr sie bestimmte zweite Mann ist? Aber war sonst kein Mittel da, dies zu erfahren, als ein Wunder? Jch glaube, wer den Hrn. W. kennt, konnte ihr das alles von ihm sagen. Man konnte ihn selbst fragen. Aber, wie es ihr in Zukunft gehen werde, wer, als Gottes Offenbarung, wußte das? Freilich, sonst Niemand; doch ist ja diese Sache noch nicht erfuͤllt, noch ist es nicht ausgemacht, ob es so gehe. Zudem entdeckt uns der Herr unsre kuͤnftigen Schicksale fuͤr gewoͤhnlich nicht; warum hier eine Ausnahme? Wir haben kein Versprechen Gottes zu dergleichen Anleitungen, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <list> <pb facs="#f0053" n="51"/><lb/> <item>9) Die Bitte um Gnade fuͤr die Verstorbne ist Christlich. Die Antwort des allerhoͤchsten Gottes ganz unwuͤrdig. Er wird wohl uͤber sein Gericht uns um nichts und abermal nichts Belehrungen geben.</item> <item>10) Die Bußerweckung des seligen Hrn. B. durch eine Stimme war ihm wohl, ihrer Vorschrift nach, laͤngst bekannt; steht auf allen Blaͤttern der Schrift; ist uͤberfluͤssig.</item> <item>11) Das Zeigen der Hoͤlle ist unnoͤthig. Gott hat uns hinlaͤngliche Belehrungen gegeben. Und zu was sollte das helfen?</item> <item>12) Die Offenbarung der neuen Verheurathung – was entdekt sie? Daß die Fr. B. nicht zum Viehstall geboren ist? Das wußte sie zuvor. Wer der von Gott fuͤr sie bestimmte zweite Mann ist? Aber war sonst kein Mittel da, dies zu erfahren, als ein Wunder? Jch glaube, wer den Hrn. W. kennt, konnte ihr das alles von ihm sagen. Man konnte ihn selbst fragen. Aber, wie es ihr in Zukunft gehen werde, wer, als Gottes Offenbarung, wußte das? Freilich, sonst Niemand; doch ist ja diese Sache noch nicht erfuͤllt, noch ist es nicht ausgemacht, ob es so gehe. Zudem entdeckt uns der Herr unsre kuͤnftigen Schicksale fuͤr gewoͤhnlich nicht; warum hier eine Ausnahme? Wir haben kein Versprechen Gottes zu dergleichen Anleitungen,<lb/></item> </list> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [51/0053]
9) Die Bitte um Gnade fuͤr die Verstorbne ist Christlich. Die Antwort des allerhoͤchsten Gottes ganz unwuͤrdig. Er wird wohl uͤber sein Gericht uns um nichts und abermal nichts Belehrungen geben.
10) Die Bußerweckung des seligen Hrn. B. durch eine Stimme war ihm wohl, ihrer Vorschrift nach, laͤngst bekannt; steht auf allen Blaͤttern der Schrift; ist uͤberfluͤssig.
11) Das Zeigen der Hoͤlle ist unnoͤthig. Gott hat uns hinlaͤngliche Belehrungen gegeben. Und zu was sollte das helfen?
12) Die Offenbarung der neuen Verheurathung – was entdekt sie? Daß die Fr. B. nicht zum Viehstall geboren ist? Das wußte sie zuvor. Wer der von Gott fuͤr sie bestimmte zweite Mann ist? Aber war sonst kein Mittel da, dies zu erfahren, als ein Wunder? Jch glaube, wer den Hrn. W. kennt, konnte ihr das alles von ihm sagen. Man konnte ihn selbst fragen. Aber, wie es ihr in Zukunft gehen werde, wer, als Gottes Offenbarung, wußte das? Freilich, sonst Niemand; doch ist ja diese Sache noch nicht erfuͤllt, noch ist es nicht ausgemacht, ob es so gehe. Zudem entdeckt uns der Herr unsre kuͤnftigen Schicksale fuͤr gewoͤhnlich nicht; warum hier eine Ausnahme? Wir haben kein Versprechen Gottes zu dergleichen Anleitungen,
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Zitationshilfe: | Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 6, St. 1. Berlin, 1788, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0601_1788/53>, abgerufen am 27.07.2024. |