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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 6, St. 1. Berlin, 1788.

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einem mit dickem Golde besezten Kleide, und einer kühnen Miene vor. Jch fand dies alles bei Jhrem wirklichen Anblicke nicht; und dies allein, daß ich einen ganz andern Mann vor mir stehen sahe, als ich mir bisher imaginirt hatte, brachte mich aus aller Fassung."


4. Fortgesezte Nachricht von einer Geisterseherinn. (Siehe 4ten Bandes 1stes Stück, Seite 122 ff.)

Nachfolgende Berichte von einer sonderbaren Geisterseherinn sind ein abermaliger Beweis, welch eine erstaunliche Gewalt eine erhizte und verschrobene Phantasie über uns, und vornehmlich über schwärmerische Weiber, bekommen kann; denn kein Vernünftiger wird die Erzählungen der Madam Beuter für etwas anders, als lebhafte, im Wachen gehabte, Traumbilder halten, so sehr sie auch das alles deutlich und wirklich gesehen und gehört zu haben vorgiebt. Es ist bekannt, daß Jdeen der Phantasie durch mancherlei Umstände, sonderlich durch eine lebhafte Bewegung des Bluts und Gehirns eine solche Stärke und Helligkeit bekommen können, die die Lebhaftigkeit sinnlicher Eindrücke noch weit


einem mit dickem Golde besezten Kleide, und einer kuͤhnen Miene vor. Jch fand dies alles bei Jhrem wirklichen Anblicke nicht; und dies allein, daß ich einen ganz andern Mann vor mir stehen sahe, als ich mir bisher imaginirt hatte, brachte mich aus aller Fassung.«


4. Fortgesezte Nachricht von einer Geisterseherinn. (Siehe 4ten Bandes 1stes Stuͤck, Seite 122 ff.)

Nachfolgende Berichte von einer sonderbaren Geisterseherinn sind ein abermaliger Beweis, welch eine erstaunliche Gewalt eine erhizte und verschrobene Phantasie uͤber uns, und vornehmlich uͤber schwaͤrmerische Weiber, bekommen kann; denn kein Vernuͤnftiger wird die Erzaͤhlungen der Madam Beuter fuͤr etwas anders, als lebhafte, im Wachen gehabte, Traumbilder halten, so sehr sie auch das alles deutlich und wirklich gesehen und gehoͤrt zu haben vorgiebt. Es ist bekannt, daß Jdeen der Phantasie durch mancherlei Umstaͤnde, sonderlich durch eine lebhafte Bewegung des Bluts und Gehirns eine solche Staͤrke und Helligkeit bekommen koͤnnen, die die Lebhaftigkeit sinnlicher Eindruͤcke noch weit

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[34/0036] einem mit dickem Golde besezten Kleide, und einer kuͤhnen Miene vor. Jch fand dies alles bei Jhrem wirklichen Anblicke nicht; und dies allein, daß ich einen ganz andern Mann vor mir stehen sahe, als ich mir bisher imaginirt hatte, brachte mich aus aller Fassung.« 4. Fortgesezte Nachricht von einer Geisterseherinn. (Siehe 4ten Bandes 1stes Stuͤck, Seite 122 ff.) Nachfolgende Berichte von einer sonderbaren Geisterseherinn sind ein abermaliger Beweis, welch eine erstaunliche Gewalt eine erhizte und verschrobene Phantasie uͤber uns, und vornehmlich uͤber schwaͤrmerische Weiber, bekommen kann; denn kein Vernuͤnftiger wird die Erzaͤhlungen der Madam Beuter fuͤr etwas anders, als lebhafte, im Wachen gehabte, Traumbilder halten, so sehr sie auch das alles deutlich und wirklich gesehen und gehoͤrt zu haben vorgiebt. Es ist bekannt, daß Jdeen der Phantasie durch mancherlei Umstaͤnde, sonderlich durch eine lebhafte Bewegung des Bluts und Gehirns eine solche Staͤrke und Helligkeit bekommen koͤnnen, die die Lebhaftigkeit sinnlicher Eindruͤcke noch weit

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 6, St. 1. Berlin, 1788, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0601_1788/36>, abgerufen am 21.11.2024.