Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 6, St. 1. Berlin, 1788.
*) Er giebt nicht undeutlich zu verstehen, daß das Feuer eine Vorbedeutung von seiner Liebe gewesen ist.
*) Er giebt nicht undeutlich zu verstehen, daß das Feuer eine Vorbedeutung von seiner Liebe gewesen ist.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0123" n="121"/><lb/> Garten erblickte. Es wehte eine sanfte Luft, so daß kein Mahler, kein Dichter, kein menschlicher Gedanke etwas angenehmeres haͤtte hervorbringen koͤnnen. Jch befand mich am Eingange des Gartens, die Thuͤr stand offen, und gleichfalls eine gegenuͤber, als ich ein Maͤdgen in einem weißen Kleide erblickte. Jch umarmte und kuͤßte sie; aber beim ersten Kuß riegelte schon der Gaͤrtner die Thuͤr zu. Jch bat ihn instaͤndigst, daß er sie offen lassen moͤgte; aber umsonst. Es kam mir also vor, als wenn ich, indem ich daruͤber traurig war, und immer noch an dem Maͤdgen hing, hinausgeschlossen wurde. Jn der naͤmlichen Nacht wurden wir aufgeweckt, – indem meines Nachbars Haus brannte. Wenige Tage darauf sah ich ein Maͤdgen auf der Straße, welche in ihrem Gesicht und Kleidern vollkommen dem Maͤdgen glich, das ich im Traum gesehn hatte. Jch empfand eine <hi rendition="#b">brennende</hi>*)<note place="foot"><p>*) Er giebt nicht undeutlich zu verstehen, daß das Feuer eine Vorbedeutung von seiner Liebe gewesen ist.</p></note> <choice><corr>Liebe«</corr><sic>Liebe</sic></choice> – und er heiratet dies Maͤdgen. – Fast allen Glauben uͤbersteigen die Gefahren und widrigen Zufaͤlle seines Lebens, deren Erzaͤhlung er ein eigenes Kapitel gewidmet hat. Viermal ist er in der aͤusserstenTodesgefahr gewesen; zu den groͤßten Leiden seines Lebens rechnet er – seine Unfaͤhigkeit zum Heirathen vom einundzwanzigsten bis zum einunddreissigsten Jahre seines Lebens; die grausame<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [121/0123]
Garten erblickte. Es wehte eine sanfte Luft, so daß kein Mahler, kein Dichter, kein menschlicher Gedanke etwas angenehmeres haͤtte hervorbringen koͤnnen. Jch befand mich am Eingange des Gartens, die Thuͤr stand offen, und gleichfalls eine gegenuͤber, als ich ein Maͤdgen in einem weißen Kleide erblickte. Jch umarmte und kuͤßte sie; aber beim ersten Kuß riegelte schon der Gaͤrtner die Thuͤr zu. Jch bat ihn instaͤndigst, daß er sie offen lassen moͤgte; aber umsonst. Es kam mir also vor, als wenn ich, indem ich daruͤber traurig war, und immer noch an dem Maͤdgen hing, hinausgeschlossen wurde. Jn der naͤmlichen Nacht wurden wir aufgeweckt, – indem meines Nachbars Haus brannte. Wenige Tage darauf sah ich ein Maͤdgen auf der Straße, welche in ihrem Gesicht und Kleidern vollkommen dem Maͤdgen glich, das ich im Traum gesehn hatte. Jch empfand eine brennende*) Liebe« – und er heiratet dies Maͤdgen. – Fast allen Glauben uͤbersteigen die Gefahren und widrigen Zufaͤlle seines Lebens, deren Erzaͤhlung er ein eigenes Kapitel gewidmet hat. Viermal ist er in der aͤusserstenTodesgefahr gewesen; zu den groͤßten Leiden seines Lebens rechnet er – seine Unfaͤhigkeit zum Heirathen vom einundzwanzigsten bis zum einunddreissigsten Jahre seines Lebens; die grausame
*) Er giebt nicht undeutlich zu verstehen, daß das Feuer eine Vorbedeutung von seiner Liebe gewesen ist.
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