Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 6, St. 1. Berlin, 1788.

Bild:
<< vorherige Seite


Seine sonderbare Hypochondrie, seine bizarren Grillen, seine schwärmerische Einbildungskraft, seine paradoxen Meinungen, seine wunderbaren Schicksale, und seine ganze Denk- und Lebensart stellen uns ihn als einen der größten Sonderlinge auf, die es je gegeben hat, und dessen Leben ein in der That sehr wichtiger Beitrag zur Naturkunde der menschlichen Seele ist. Er mag sich von nun an selbst schildern.


Jn der Vorrede zu seiner Lebensbeschreibung sagt er, daß er nach dem Beispiel des weisesten und vortreflichsten Mannes, des Antoninus Philosophus, auch sein Leben beschreiben wolle, worüber er vom Bayle getadelt wird, indem jenes Buch des Antonins nicht eine Biographie, sondern eine Sammlung moralischer Grundsätze sey. Cardan versichert, daß er nichts aus Prahlerei hinzugesetzt, nichts um seinen Gegenstand zu verschönern geschrieben, sondern allein die Wahrheit immer vor Augen gehabt habe, weshalb er sich auf damals vorhandene Zeugen beruft. Er entschuldigt sich am Ende der Vorrede nochmals dadurch, daß der Versuch, sein eigenes Leben zu beschreiben, nicht neu sey, sondern mehrere schon dergleichen vor ihm gethan hätten.

Jm ersten Kapitel seiner Biographie selbst, beschreibt er sein Vaterland und seine Vorfahren, was


Seine sonderbare Hypochondrie, seine bizarren Grillen, seine schwaͤrmerische Einbildungskraft, seine paradoxen Meinungen, seine wunderbaren Schicksale, und seine ganze Denk- und Lebensart stellen uns ihn als einen der groͤßten Sonderlinge auf, die es je gegeben hat, und dessen Leben ein in der That sehr wichtiger Beitrag zur Naturkunde der menschlichen Seele ist. Er mag sich von nun an selbst schildern.


Jn der Vorrede zu seiner Lebensbeschreibung sagt er, daß er nach dem Beispiel des weisesten und vortreflichsten Mannes, des Antoninus Philosophus, auch sein Leben beschreiben wolle, woruͤber er vom Bayle getadelt wird, indem jenes Buch des Antonins nicht eine Biographie, sondern eine Sammlung moralischer Grundsaͤtze sey. Cardan versichert, daß er nichts aus Prahlerei hinzugesetzt, nichts um seinen Gegenstand zu verschoͤnern geschrieben, sondern allein die Wahrheit immer vor Augen gehabt habe, weshalb er sich auf damals vorhandene Zeugen beruft. Er entschuldigt sich am Ende der Vorrede nochmals dadurch, daß der Versuch, sein eigenes Leben zu beschreiben, nicht neu sey, sondern mehrere schon dergleichen vor ihm gethan haͤtten.

Jm ersten Kapitel seiner Biographie selbst, beschreibt er sein Vaterland und seine Vorfahren, was

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0105" n="103"/><lb/>
Seine                   sonderbare Hypochondrie, seine bizarren Grillen, seine schwa&#x0364;rmerische                   Einbildungskraft, seine paradoxen Meinungen, seine wunderbaren Schicksale, und                   seine ganze Denk- und Lebensart stellen uns ihn als einen der gro&#x0364;ßten Sonderlinge                   auf, die es je gegeben hat, und dessen Leben ein in der That sehr wichtiger                   Beitrag zur Naturkunde der menschlichen Seele ist. Er mag sich von nun an selbst                   schildern. </p>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <p>Jn der Vorrede zu seiner Lebensbeschreibung sagt er, daß er nach                   dem Beispiel des weisesten und vortreflichsten Mannes, des <hi rendition="#b">Antoninus Philosophus</hi>, auch sein Leben beschreiben wolle, woru&#x0364;ber er                   vom <hi rendition="#b">Bayle</hi> getadelt wird, indem jenes Buch des Antonins                   nicht eine Biographie, sondern eine Sammlung moralischer Grundsa&#x0364;tze sey. <hi rendition="#b"><persName ref="#ref0040"><note type="editorial">Cardano, Girolamo</note>Cardan</persName></hi> versichert, daß er nichts aus Prahlerei hinzugesetzt,                   nichts um seinen Gegenstand zu verscho&#x0364;nern geschrieben, sondern allein die                   Wahrheit immer vor Augen gehabt habe, weshalb er sich auf damals vorhandene Zeugen                   beruft. Er entschuldigt sich am Ende der Vorrede nochmals dadurch, daß der                   Versuch, sein eigenes Leben zu beschreiben, nicht neu sey, sondern mehrere schon                   dergleichen vor ihm gethan ha&#x0364;tten.</p>
          <p>Jm ersten Kapitel seiner Biographie selbst, beschreibt er sein Vaterland und seine                   Vorfahren, was<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[103/0105] Seine sonderbare Hypochondrie, seine bizarren Grillen, seine schwaͤrmerische Einbildungskraft, seine paradoxen Meinungen, seine wunderbaren Schicksale, und seine ganze Denk- und Lebensart stellen uns ihn als einen der groͤßten Sonderlinge auf, die es je gegeben hat, und dessen Leben ein in der That sehr wichtiger Beitrag zur Naturkunde der menschlichen Seele ist. Er mag sich von nun an selbst schildern. Jn der Vorrede zu seiner Lebensbeschreibung sagt er, daß er nach dem Beispiel des weisesten und vortreflichsten Mannes, des Antoninus Philosophus, auch sein Leben beschreiben wolle, woruͤber er vom Bayle getadelt wird, indem jenes Buch des Antonins nicht eine Biographie, sondern eine Sammlung moralischer Grundsaͤtze sey. Cardan versichert, daß er nichts aus Prahlerei hinzugesetzt, nichts um seinen Gegenstand zu verschoͤnern geschrieben, sondern allein die Wahrheit immer vor Augen gehabt habe, weshalb er sich auf damals vorhandene Zeugen beruft. Er entschuldigt sich am Ende der Vorrede nochmals dadurch, daß der Versuch, sein eigenes Leben zu beschreiben, nicht neu sey, sondern mehrere schon dergleichen vor ihm gethan haͤtten. Jm ersten Kapitel seiner Biographie selbst, beschreibt er sein Vaterland und seine Vorfahren, was

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung, University of Glasgow: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien (2015-06-09T11:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2015-06-09T11:00:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Die Umlautschreibung mit ›e‹ über dem Vokal wurden übernommen.
  • Die Majuskel I/J wurde nicht nach Lautwert transkribiert.
  • Verbessert wird nur bei eindeutigen Druckfehlern. Die editorischen Eingriffe sind stets nachgewiesen.
  • Zu Moritz’ Zeit war es üblich, bei mehrzeiligen Zitaten vor jeder Zeile Anführungsstriche zu setzen. Diese wiederholten Anführungsstriche des Originals werden stillschweigend getilgt.
  • Die Druckgestalt der Vorlagen (Absätze, Überschriften, Schriftgrade etc.) wird schematisiert wiedergegeben. Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Worteinfügungen der Herausgeber im edierten Text sowie Ergänzungen einzelner Buchstaben sind dokumentiert.
  • Die Originalseite wird als einzelne Seite in der Internetausgabe wiedergegeben. Von diesem Darstellungsprinzip wird bei langen, sich über mehr als eine Seite erstreckenden Fußnoten abgewichen. Die vollständige Fußnote erscheint in diesem Fall zusammenhängend an der ersten betreffenden Seite.
  • Die textkritischen Nachweise erfolgen in XML-Form nach dem DTABf-Schema: <choice><corr>[Verbesserung]</corr><sic>[Originaltext]</sic></choice> vorgenommen.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0601_1788
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0601_1788/105
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 6, St. 1. Berlin, 1788, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0601_1788/105>, abgerufen am 27.04.2024.