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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 6, St. 1. Berlin, 1788.

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Wahrscheinlich lag in allen diesen Umständen mit ein früher physiologischer Grund seines äußerst seltsamen und bizarren Charakters. - Als er auf die Welt kam, war sein Kopf schon mit krausen und schwarzen Haaren bewachsen. Jm vierten Jahre seines Lebens wurde er nach Mailand gebracht, wo sein Vater Sachwalter war. Jm siebenten Jahre fiel er in eine gefährliche Krankheit, wobei ihn sein Vater dem heiligen Hieronymus widmete, und diesmal lieber zu diesem Heiligen, als zu seinem Schutzgeist, den er zu besitzen sich öffentlich rühmte, desgleichen auch hernach Cardan selbst that, seine Zuflucht nehmen wollte. Jm zwanzigsten Jahre ging er, um den Wissenschaften obzuliegen, nach Pavia, legte sich vornehmlich auf Mathematik, und erklärte zwei Jahr darauf den Euclid. Anno 1524 ging er nach Padua, erhielt noch im nämlichen Jahre den Titel eines Lehrers der freien Künste, und am Ende des Jahrs 1525 den eines Doctors in der Arzneikunde. 1531 verheirathete er sich, da er nach seinem kläglichen Geständnisse die vorhergehenden zehn Jahre zum Ehestande völlig untauglich gewesen war. Jn seinem drei und dreißigsten Jahre ward er Professor der Mathematik in Mailand. 1539 ward er in das Collegium der Aerzte zu Mailand aufgenommen, und 1543 lehrte er die Medicin in dieser Stadt öffentlich. Jm folgenden Jahre las er Collegia medica zu Pavia; allein er hörte am Ende des Jahrs damit auf, weil man ihm seine Besol-


Wahrscheinlich lag in allen diesen Umstaͤnden mit ein fruͤher physiologischer Grund seines aͤußerst seltsamen und bizarren Charakters. – Als er auf die Welt kam, war sein Kopf schon mit krausen und schwarzen Haaren bewachsen. Jm vierten Jahre seines Lebens wurde er nach Mailand gebracht, wo sein Vater Sachwalter war. Jm siebenten Jahre fiel er in eine gefaͤhrliche Krankheit, wobei ihn sein Vater dem heiligen Hieronymus widmete, und diesmal lieber zu diesem Heiligen, als zu seinem Schutzgeist, den er zu besitzen sich oͤffentlich ruͤhmte, desgleichen auch hernach Cardan selbst that, seine Zuflucht nehmen wollte. Jm zwanzigsten Jahre ging er, um den Wissenschaften obzuliegen, nach Pavia, legte sich vornehmlich auf Mathematik, und erklaͤrte zwei Jahr darauf den Euclid. Anno 1524 ging er nach Padua, erhielt noch im naͤmlichen Jahre den Titel eines Lehrers der freien Kuͤnste, und am Ende des Jahrs 1525 den eines Doctors in der Arzneikunde. 1531 verheirathete er sich, da er nach seinem klaͤglichen Gestaͤndnisse die vorhergehenden zehn Jahre zum Ehestande voͤllig untauglich gewesen war. Jn seinem drei und dreißigsten Jahre ward er Professor der Mathematik in Mailand. 1539 ward er in das Collegium der Aerzte zu Mailand aufgenommen, und 1543 lehrte er die Medicin in dieser Stadt oͤffentlich. Jm folgenden Jahre las er Collegia medica zu Pavia; allein er hoͤrte am Ende des Jahrs damit auf, weil man ihm seine Besol-

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[101/0103] Wahrscheinlich lag in allen diesen Umstaͤnden mit ein fruͤher physiologischer Grund seines aͤußerst seltsamen und bizarren Charakters. – Als er auf die Welt kam, war sein Kopf schon mit krausen und schwarzen Haaren bewachsen. Jm vierten Jahre seines Lebens wurde er nach Mailand gebracht, wo sein Vater Sachwalter war. Jm siebenten Jahre fiel er in eine gefaͤhrliche Krankheit, wobei ihn sein Vater dem heiligen Hieronymus widmete, und diesmal lieber zu diesem Heiligen, als zu seinem Schutzgeist, den er zu besitzen sich oͤffentlich ruͤhmte, desgleichen auch hernach Cardan selbst that, seine Zuflucht nehmen wollte. Jm zwanzigsten Jahre ging er, um den Wissenschaften obzuliegen, nach Pavia, legte sich vornehmlich auf Mathematik, und erklaͤrte zwei Jahr darauf den Euclid. Anno 1524 ging er nach Padua, erhielt noch im naͤmlichen Jahre den Titel eines Lehrers der freien Kuͤnste, und am Ende des Jahrs 1525 den eines Doctors in der Arzneikunde. 1531 verheirathete er sich, da er nach seinem klaͤglichen Gestaͤndnisse die vorhergehenden zehn Jahre zum Ehestande voͤllig untauglich gewesen war. Jn seinem drei und dreißigsten Jahre ward er Professor der Mathematik in Mailand. 1539 ward er in das Collegium der Aerzte zu Mailand aufgenommen, und 1543 lehrte er die Medicin in dieser Stadt oͤffentlich. Jm folgenden Jahre las er Collegia medica zu Pavia; allein er hoͤrte am Ende des Jahrs damit auf, weil man ihm seine Besol-

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 6, St. 1. Berlin, 1788, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0601_1788/103>, abgerufen am 24.11.2024.