Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 4, St. 3. Berlin, 1786.

Bild:
<< vorherige Seite


ich ihnen, daß, da ich den folgenden Morgen früh um acht Uhr wieder durch ihr Dorf nach S.. reisen würde, wohin ich mir zur eigenen Aderöfnung einen Chirurgus von M.. bestellet hätte, sich die Mutter mit dem kranken Mädchen bereit halten mögte, mit mir dahin zu fahren, um ihr Kind zur Ader zu lassen. Sie gingen sämtlich wieder nach ihrer Wohnung; ich aber fuhr mit den Meinigen nach unserm Guthe zurück.

Des folgenden Morgens um die bestimmte Zeit traf ich auf meiner Reise nach S.. in W.. ein; nahm, nach genommener Abrede, die Mutter mit ihrem kranken Töchterchen mit in meinen Wagen dahin. Unterwegens meldete mir dieselbe: daß ihr Kind in dieser Nacht viel gelitten; es hätte sehr wild und irre geredet, viele und mit unter recht fürchterliche Verzuckungen gehabt, und große Hitze. Sie hätte Gott gebeten, es mit demselben entweder zum baldigen seeligen Ende kommen zu lassen. -- Wir kamen mit unserem ziemlich ruhigen Kranken in S.. an: und da der geschickte Chirurgus D.. schon da war, war meine erste Sorge nur, dieses kranke Mädchen von ihm sogleich am Fuße zur Ader zu lassen. Welches derselbe denn auch, nachdem ich, nebst der Mutter, ihm alle Umstände der Kranken erzählet hatte, ohne Einwendung vornahm. Er hatte viele Mühe, den Fuß der Kranken, der beständig in Bewegung war, aus dem Wasser in eine solche ruhige Stellung zu brin-


ich ihnen, daß, da ich den folgenden Morgen fruͤh um acht Uhr wieder durch ihr Dorf nach S.. reisen wuͤrde, wohin ich mir zur eigenen Aderoͤfnung einen Chirurgus von M.. bestellet haͤtte, sich die Mutter mit dem kranken Maͤdchen bereit halten moͤgte, mit mir dahin zu fahren, um ihr Kind zur Ader zu lassen. Sie gingen saͤmtlich wieder nach ihrer Wohnung; ich aber fuhr mit den Meinigen nach unserm Guthe zuruͤck.

Des folgenden Morgens um die bestimmte Zeit traf ich auf meiner Reise nach S.. in W.. ein; nahm, nach genommener Abrede, die Mutter mit ihrem kranken Toͤchterchen mit in meinen Wagen dahin. Unterwegens meldete mir dieselbe: daß ihr Kind in dieser Nacht viel gelitten; es haͤtte sehr wild und irre geredet, viele und mit unter recht fuͤrchterliche Verzuckungen gehabt, und große Hitze. Sie haͤtte Gott gebeten, es mit demselben entweder zum baldigen seeligen Ende kommen zu lassen. — Wir kamen mit unserem ziemlich ruhigen Kranken in S.. an: und da der geschickte Chirurgus D.. schon da war, war meine erste Sorge nur, dieses kranke Maͤdchen von ihm sogleich am Fuße zur Ader zu lassen. Welches derselbe denn auch, nachdem ich, nebst der Mutter, ihm alle Umstaͤnde der Kranken erzaͤhlet hatte, ohne Einwendung vornahm. Er hatte viele Muͤhe, den Fuß der Kranken, der bestaͤndig in Bewegung war, aus dem Wasser in eine solche ruhige Stellung zu brin-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0031" n="31"/><lb/>
ich                         ihnen, daß, da ich den folgenden Morgen fru&#x0364;h um acht Uhr wieder durch ihr                         Dorf nach S.. reisen wu&#x0364;rde, wohin ich mir zur eigenen Adero&#x0364;fnung einen                         Chirurgus von M.. bestellet ha&#x0364;tte, sich die Mutter mit dem kranken Ma&#x0364;dchen                         bereit halten mo&#x0364;gte, mit mir dahin zu fahren, um ihr Kind zur Ader zu                         lassen. Sie gingen sa&#x0364;mtlich wieder nach ihrer Wohnung; ich aber fuhr mit den                         Meinigen nach unserm Guthe zuru&#x0364;ck.</p>
              <p>Des folgenden Morgens um die bestimmte Zeit traf ich auf meiner Reise nach                         S.. in W.. ein; nahm, nach genommener Abrede, die Mutter mit ihrem kranken                         To&#x0364;chterchen mit in meinen Wagen dahin. Unterwegens meldete mir dieselbe: daß                         ihr Kind in dieser Nacht viel gelitten; es ha&#x0364;tte sehr wild und irre geredet,                         viele und mit unter recht fu&#x0364;rchterliche Verzuckungen gehabt, und große                         Hitze. Sie ha&#x0364;tte Gott gebeten, es mit demselben entweder zum baldigen                         seeligen Ende kommen zu lassen. &#x2014; Wir kamen mit unserem ziemlich ruhigen                         Kranken in S.. an: und da der geschickte Chirurgus D.. schon da war, war                         meine erste Sorge nur, dieses kranke Ma&#x0364;dchen von ihm sogleich am Fuße zur                         Ader zu lassen. Welches derselbe denn auch, nachdem ich, nebst der Mutter,                         ihm alle Umsta&#x0364;nde der Kranken erza&#x0364;hlet hatte, ohne Einwendung vornahm. Er                         hatte viele Mu&#x0364;he, den Fuß der Kranken, der besta&#x0364;ndig in Bewegung war, aus                         dem Wasser in eine solche ruhige Stellung zu brin-<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[31/0031] ich ihnen, daß, da ich den folgenden Morgen fruͤh um acht Uhr wieder durch ihr Dorf nach S.. reisen wuͤrde, wohin ich mir zur eigenen Aderoͤfnung einen Chirurgus von M.. bestellet haͤtte, sich die Mutter mit dem kranken Maͤdchen bereit halten moͤgte, mit mir dahin zu fahren, um ihr Kind zur Ader zu lassen. Sie gingen saͤmtlich wieder nach ihrer Wohnung; ich aber fuhr mit den Meinigen nach unserm Guthe zuruͤck. Des folgenden Morgens um die bestimmte Zeit traf ich auf meiner Reise nach S.. in W.. ein; nahm, nach genommener Abrede, die Mutter mit ihrem kranken Toͤchterchen mit in meinen Wagen dahin. Unterwegens meldete mir dieselbe: daß ihr Kind in dieser Nacht viel gelitten; es haͤtte sehr wild und irre geredet, viele und mit unter recht fuͤrchterliche Verzuckungen gehabt, und große Hitze. Sie haͤtte Gott gebeten, es mit demselben entweder zum baldigen seeligen Ende kommen zu lassen. — Wir kamen mit unserem ziemlich ruhigen Kranken in S.. an: und da der geschickte Chirurgus D.. schon da war, war meine erste Sorge nur, dieses kranke Maͤdchen von ihm sogleich am Fuße zur Ader zu lassen. Welches derselbe denn auch, nachdem ich, nebst der Mutter, ihm alle Umstaͤnde der Kranken erzaͤhlet hatte, ohne Einwendung vornahm. Er hatte viele Muͤhe, den Fuß der Kranken, der bestaͤndig in Bewegung war, aus dem Wasser in eine solche ruhige Stellung zu brin-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung, University of Glasgow: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien (2015-06-09T11:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2015-06-09T11:00:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Die Umlautschreibung mit ›e‹ über dem Vokal wurden übernommen.
  • Die Majuskel I/J wurde nicht nach Lautwert transkribiert.
  • Verbessert wird nur bei eindeutigen Druckfehlern. Die editorischen Eingriffe sind stets nachgewiesen.
  • Zu Moritz’ Zeit war es üblich, bei mehrzeiligen Zitaten vor jeder Zeile Anführungsstriche zu setzen. Diese wiederholten Anführungsstriche des Originals werden stillschweigend getilgt.
  • Die Druckgestalt der Vorlagen (Absätze, Überschriften, Schriftgrade etc.) wird schematisiert wiedergegeben. Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Worteinfügungen der Herausgeber im edierten Text sowie Ergänzungen einzelner Buchstaben sind dokumentiert.
  • Die Originalseite wird als einzelne Seite in der Internetausgabe wiedergegeben. Von diesem Darstellungsprinzip wird bei langen, sich über mehr als eine Seite erstreckenden Fußnoten abgewichen. Die vollständige Fußnote erscheint in diesem Fall zusammenhängend an der ersten betreffenden Seite.
  • Die textkritischen Nachweise erfolgen in XML-Form nach dem DTABf-Schema: <choice><corr>[Verbesserung]</corr><sic>[Originaltext]</sic></choice> vorgenommen.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0403_1786
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0403_1786/31
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 4, St. 3. Berlin, 1786, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0403_1786/31>, abgerufen am 23.11.2024.