Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 4, St. 3. Berlin, 1786.

Bild:
<< vorherige Seite


strecken sich wohl auf die Ausbildung, aber nicht bis auf die Bildung der Anlagen der Seele.

Der Aufsatz des Herrn Fischer, welcher im zweiten Stück des ersten Bandes S. 82 steht, verdient daher vorzüglich mit diesem Aufsatze verglichen, und dieser durch jenem zum Theil berichtigt zu werden.

Einige Scenen aus seiner eignen Kindheit, die Herr Sp. hier mittheilt, sind ebenfalls mehr in pädagogischer als psychologischer Rücksicht merkwürdig.

Jm dritten Stück des dritten Bandes S. 42 findet sich noch ein Beitrag zu den Erinnerungen aus den frühesten Jahren der Kindheit, der sich dadurch auszeichnet, daß die unangenehmen Vorfälle mehrentheils einen stärkern Eindruck, als die angenehmen, auf den Verfasser gemacht haben, welches bei mehrern Personen, die ich kenne, und die von melancholischer Stimmung des Gemüths sind, statt findet. Nun ist die Frage: ob die häufigen unangenehmen Eindrücke in der Kindheit, jene melancholische Stimmung des Gemüths, oder ob die melancholische Stimmung des Gemüths, welche vorher schon da war, die unangenehmen Eindrücke hervorgebracht habe?

Jn alle dem, was der V. des Aufsatzes von sich erzählt, findet der V. dieser Revision sehr viel Aehnliches mit seinen eignen Erfahrungen und Beobachtungen, die nicht nur im Allgemeinen, son-


strecken sich wohl auf die Ausbildung, aber nicht bis auf die Bildung der Anlagen der Seele.

Der Aufsatz des Herrn Fischer, welcher im zweiten Stuͤck des ersten Bandes S. 82 steht, verdient daher vorzuͤglich mit diesem Aufsatze verglichen, und dieser durch jenem zum Theil berichtigt zu werden.

Einige Scenen aus seiner eignen Kindheit, die Herr Sp. hier mittheilt, sind ebenfalls mehr in paͤdagogischer als psychologischer Ruͤcksicht merkwuͤrdig.

Jm dritten Stuͤck des dritten Bandes S. 42 findet sich noch ein Beitrag zu den Erinnerungen aus den fruͤhesten Jahren der Kindheit, der sich dadurch auszeichnet, daß die unangenehmen Vorfaͤlle mehrentheils einen staͤrkern Eindruck, als die angenehmen, auf den Verfasser gemacht haben, welches bei mehrern Personen, die ich kenne, und die von melancholischer Stimmung des Gemuͤths sind, statt findet. Nun ist die Frage: ob die haͤufigen unangenehmen Eindruͤcke in der Kindheit, jene melancholische Stimmung des Gemuͤths, oder ob die melancholische Stimmung des Gemuͤths, welche vorher schon da war, die unangenehmen Eindruͤcke hervorgebracht habe?

Jn alle dem, was der V. des Aufsatzes von sich erzaͤhlt, findet der V. dieser Revision sehr viel Aehnliches mit seinen eignen Erfahrungen und Beobachtungen, die nicht nur im Allgemeinen, son-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0015" n="15"/><lb/>
strecken sich wohl auf die <hi rendition="#b">Ausbildung,</hi> aber nicht bis auf <hi rendition="#b">die Bildung der                             Anlagen</hi> der Seele.</p>
          <p>Der Aufsatz des Herrn <hi rendition="#b"><persName ref="#ref0103"><note type="editorial">Fischer, Ernst Gottfried</note>Fischer,</persName></hi> welcher im zweiten Stu&#x0364;ck des <choice><corr>ersten</corr><sic>zweiten</sic></choice> Bandes                         S. 82 steht, verdient daher vorzu&#x0364;glich mit diesem Aufsatze verglichen, und                         dieser durch jenem zum Theil berichtigt zu werden.</p>
          <p>Einige Scenen aus seiner eignen Kindheit, die Herr <hi rendition="#b"><persName ref="#ref0079"><note type="editorial">Spazier, Karl</note>Sp.</persName></hi> hier mittheilt, sind ebenfalls mehr in <hi rendition="#b">pa&#x0364;dagogischer</hi> als <hi rendition="#b">psychologischer</hi> Ru&#x0364;cksicht merkwu&#x0364;rdig.</p>
          <p>Jm dritten Stu&#x0364;ck des dritten Bandes S. 42 findet sich noch ein Beitrag zu den                         Erinnerungen aus den fru&#x0364;hesten Jahren der Kindheit, der sich dadurch                         auszeichnet, daß die <hi rendition="#b">unangenehmen Vorfa&#x0364;lle</hi> mehrentheils einen sta&#x0364;rkern Eindruck, als die angenehmen, auf den Verfasser                         gemacht haben, welches bei mehrern Personen, die ich kenne, und die von                         melancholischer Stimmung des Gemu&#x0364;ths sind, statt findet. Nun ist die Frage: <hi rendition="#b">ob die ha&#x0364;ufigen unangenehmen Eindru&#x0364;cke in der                             Kindheit, jene melancholische Stimmung des Gemu&#x0364;ths, oder ob die                             melancholische Stimmung des Gemu&#x0364;ths, welche vorher schon da war, die                             unangenehmen Eindru&#x0364;cke hervorgebracht habe?</hi></p>
          <p>Jn alle dem, was der V. des Aufsatzes von sich erza&#x0364;hlt, findet der V. dieser                         Revision sehr viel Aehnliches mit seinen eignen Erfahrungen und                         Beobachtungen, die nicht nur im Allgemeinen, son-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[15/0015] strecken sich wohl auf die Ausbildung, aber nicht bis auf die Bildung der Anlagen der Seele. Der Aufsatz des Herrn Fischer, welcher im zweiten Stuͤck des ersten Bandes S. 82 steht, verdient daher vorzuͤglich mit diesem Aufsatze verglichen, und dieser durch jenem zum Theil berichtigt zu werden. Einige Scenen aus seiner eignen Kindheit, die Herr Sp. hier mittheilt, sind ebenfalls mehr in paͤdagogischer als psychologischer Ruͤcksicht merkwuͤrdig. Jm dritten Stuͤck des dritten Bandes S. 42 findet sich noch ein Beitrag zu den Erinnerungen aus den fruͤhesten Jahren der Kindheit, der sich dadurch auszeichnet, daß die unangenehmen Vorfaͤlle mehrentheils einen staͤrkern Eindruck, als die angenehmen, auf den Verfasser gemacht haben, welches bei mehrern Personen, die ich kenne, und die von melancholischer Stimmung des Gemuͤths sind, statt findet. Nun ist die Frage: ob die haͤufigen unangenehmen Eindruͤcke in der Kindheit, jene melancholische Stimmung des Gemuͤths, oder ob die melancholische Stimmung des Gemuͤths, welche vorher schon da war, die unangenehmen Eindruͤcke hervorgebracht habe? Jn alle dem, was der V. des Aufsatzes von sich erzaͤhlt, findet der V. dieser Revision sehr viel Aehnliches mit seinen eignen Erfahrungen und Beobachtungen, die nicht nur im Allgemeinen, son-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung, University of Glasgow: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien (2015-06-09T11:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2015-06-09T11:00:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Die Umlautschreibung mit ›e‹ über dem Vokal wurden übernommen.
  • Die Majuskel I/J wurde nicht nach Lautwert transkribiert.
  • Verbessert wird nur bei eindeutigen Druckfehlern. Die editorischen Eingriffe sind stets nachgewiesen.
  • Zu Moritz’ Zeit war es üblich, bei mehrzeiligen Zitaten vor jeder Zeile Anführungsstriche zu setzen. Diese wiederholten Anführungsstriche des Originals werden stillschweigend getilgt.
  • Die Druckgestalt der Vorlagen (Absätze, Überschriften, Schriftgrade etc.) wird schematisiert wiedergegeben. Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Worteinfügungen der Herausgeber im edierten Text sowie Ergänzungen einzelner Buchstaben sind dokumentiert.
  • Die Originalseite wird als einzelne Seite in der Internetausgabe wiedergegeben. Von diesem Darstellungsprinzip wird bei langen, sich über mehr als eine Seite erstreckenden Fußnoten abgewichen. Die vollständige Fußnote erscheint in diesem Fall zusammenhängend an der ersten betreffenden Seite.
  • Die textkritischen Nachweise erfolgen in XML-Form nach dem DTABf-Schema: <choice><corr>[Verbesserung]</corr><sic>[Originaltext]</sic></choice> vorgenommen.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0403_1786
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0403_1786/15
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 4, St. 3. Berlin, 1786, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0403_1786/15>, abgerufen am 27.11.2024.