Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 4, St. 3. Berlin, 1786.
Jch hoffe noch immer, wenn sein Charakter etwas fester und bestimmter geworden ist, viel Gutes, sowohl von seinem Verstande, als auch von seinem Herzen. 2. ** Ein Knabe, ungefähr von neun Jahren, hat in seinem Gesichte viel Angenehmes. Seine Lebhaftigkeit ist mit freundlichem Ernst vermischt, und beides wird durch eine Offenherzigkeit, die immer sehr
Jch hoffe noch immer, wenn sein Charakter etwas fester und bestimmter geworden ist, viel Gutes, sowohl von seinem Verstande, als auch von seinem Herzen. 2. ** Ein Knabe, ungefaͤhr von neun Jahren, hat in seinem Gesichte viel Angenehmes. Seine Lebhaftigkeit ist mit freundlichem Ernst vermischt, und beides wird durch eine Offenherzigkeit, die immer sehr <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0118" n="118"/><lb/> schuͤler, auch wenn er noch so gleichguͤltig waͤre, duͤnkt ihn Beleidigung zu seyn, und er will wenigstens in der ersten Hitze ihn dafuͤr bestraft wissen. Aber schnell ist alles voruͤber. Seine Munterkeit ist wieder da; er hat alles vergeben und vergessen, so wie er glaubt, man habe eben dasselbe gethan, und wisse nichts mehr von dem, was so eben mit ihm vorgefallen war. Sein Auge ist hell, aber etwas schalkhaft. Alle seine Unarten sind ohne Tuͤcke und grenzen ans Kindische. Wenn ihn irgend jemand einer leichtsinnigen Handlung beschuldigt, so will er sich rechtfertigen, aber indem er etwas hervorbringen will: so geraͤth er ins Stecken, er spricht einige abgebrochne, nicht ganz zusammenhaͤngende Worte, schweigt ploͤtzlich still und faͤngt zu weinen an, nicht aus Unwillen, daß er nichts zu seiner Vertheidigung zu sagen weiß, sondern aus Empfindung des Unrechts, das er gethan hat. </p> <p>Jch hoffe noch immer, wenn sein Charakter etwas fester und bestimmter geworden ist, viel Gutes, sowohl von seinem Verstande, als auch von seinem Herzen. </p> </div> <div n="4"> <head>2.</head><lb/> <p><hi rendition="#b">**</hi> Ein Knabe, ungefaͤhr von neun Jahren, hat in seinem Gesichte viel Angenehmes. Seine Lebhaftigkeit ist mit freundlichem Ernst vermischt, und beides wird durch eine Offenherzigkeit, die immer sehr<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [118/0118]
schuͤler, auch wenn er noch so gleichguͤltig waͤre, duͤnkt ihn Beleidigung zu seyn, und er will wenigstens in der ersten Hitze ihn dafuͤr bestraft wissen. Aber schnell ist alles voruͤber. Seine Munterkeit ist wieder da; er hat alles vergeben und vergessen, so wie er glaubt, man habe eben dasselbe gethan, und wisse nichts mehr von dem, was so eben mit ihm vorgefallen war. Sein Auge ist hell, aber etwas schalkhaft. Alle seine Unarten sind ohne Tuͤcke und grenzen ans Kindische. Wenn ihn irgend jemand einer leichtsinnigen Handlung beschuldigt, so will er sich rechtfertigen, aber indem er etwas hervorbringen will: so geraͤth er ins Stecken, er spricht einige abgebrochne, nicht ganz zusammenhaͤngende Worte, schweigt ploͤtzlich still und faͤngt zu weinen an, nicht aus Unwillen, daß er nichts zu seiner Vertheidigung zu sagen weiß, sondern aus Empfindung des Unrechts, das er gethan hat.
Jch hoffe noch immer, wenn sein Charakter etwas fester und bestimmter geworden ist, viel Gutes, sowohl von seinem Verstande, als auch von seinem Herzen.
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** Ein Knabe, ungefaͤhr von neun Jahren, hat in seinem Gesichte viel Angenehmes. Seine Lebhaftigkeit ist mit freundlichem Ernst vermischt, und beides wird durch eine Offenherzigkeit, die immer sehr
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(2015-06-09T11:00:00Z)
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(2015-06-09T11:00:00Z)
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(2015-06-09T11:00:00Z)
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