Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 4, St. 1. Berlin, 1786.
Wo nicht eher, so doch auf das Frühjahr besuchst Du mich einmal. Thue es ja. Die Truppen aus Amerika sind hier wieder gekommen, und sind itzt in Wolfenbüttel, das den Ort sehr lebhaft und nahrhaft macht. Der König von Schweden hat sich hier auch einige Tage aufgehalten, und reiset von hier nach Jtalien. Nun noch eine Frage: wir haben hier in einigen Monathen wieder die italienischen Operisten, soll ich wohl die Operette besuchen, was meinst Du, oder soll ich wohl etwas Theatralisches lesen, ich bitte mir Deinen Rath aus. Was lese ich wohl itzt in meiner Lage am vorteilhaftesten, das mich wieder immer mehr und mehr aufheitert. Antworte mir bald und viel, ich vergesse Dich gewiß nicht, behalt mich lieb und denke fleißig auf Deinen Spatziergängen an Deinen Freund Den 29sten December 1783. Wie lebst Du denn itzt, mein Bester, in diesen Wintertagen in Deiner Eremitage? ach! gewiß
Wo nicht eher, so doch auf das Fruͤhjahr besuchst Du mich einmal. Thue es ja. Die Truppen aus Amerika sind hier wieder gekommen, und sind itzt in Wolfenbuͤttel, das den Ort sehr lebhaft und nahrhaft macht. Der Koͤnig von Schweden hat sich hier auch einige Tage aufgehalten, und reiset von hier nach Jtalien. Nun noch eine Frage: wir haben hier in einigen Monathen wieder die italienischen Operisten, soll ich wohl die Operette besuchen, was meinst Du, oder soll ich wohl etwas Theatralisches lesen, ich bitte mir Deinen Rath aus. Was lese ich wohl itzt in meiner Lage am vorteilhaftesten, das mich wieder immer mehr und mehr aufheitert. Antworte mir bald und viel, ich vergesse Dich gewiß nicht, behalt mich lieb und denke fleißig auf Deinen Spatziergaͤngen an Deinen Freund Den 29sten December 1783. Wie lebst Du denn itzt, mein Bester, in diesen Wintertagen in Deiner Eremitage? ach! gewiß <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0093" n="91"/><lb/> erinnern, da Du mir das vorlasest. Solltest Du mal eine Reise machen, so komm hieher, und besuche mich, mein Logie und alles steht Dir zu Diensten, wie wollten wir hier zusammen spatzieren gehen: ich wollte Dir B<hi rendition="#b">**</hi>s Gegenden alle bekannt machen. </p> <p>Wo nicht eher, so doch auf das Fruͤhjahr besuchst Du mich einmal. Thue es ja. Die Truppen aus Amerika sind hier wieder gekommen, und sind itzt in Wolfenbuͤttel, das den Ort sehr lebhaft und nahrhaft macht. Der Koͤnig von Schweden hat sich hier auch einige Tage aufgehalten, und reiset von hier nach Jtalien. </p> <p>Nun noch eine Frage: wir haben hier in einigen Monathen wieder die italienischen Operisten, soll ich wohl die Operette besuchen, was meinst Du, oder soll ich wohl etwas Theatralisches lesen, ich bitte mir Deinen Rath aus. Was lese ich wohl itzt in meiner Lage am vorteilhaftesten, das mich wieder immer mehr und mehr aufheitert. Antworte mir bald und viel, ich vergesse Dich gewiß nicht, behalt mich lieb und denke fleißig auf Deinen Spatziergaͤngen an </p> <p rendition="#right">Deinen Freund </p> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <p rendition="#right"> Den 29sten December 1783. </p> <p>Wie lebst Du denn itzt, mein Bester, in diesen Wintertagen in Deiner Eremitage? ach! gewiß<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [91/0093]
erinnern, da Du mir das vorlasest. Solltest Du mal eine Reise machen, so komm hieher, und besuche mich, mein Logie und alles steht Dir zu Diensten, wie wollten wir hier zusammen spatzieren gehen: ich wollte Dir B**s Gegenden alle bekannt machen.
Wo nicht eher, so doch auf das Fruͤhjahr besuchst Du mich einmal. Thue es ja. Die Truppen aus Amerika sind hier wieder gekommen, und sind itzt in Wolfenbuͤttel, das den Ort sehr lebhaft und nahrhaft macht. Der Koͤnig von Schweden hat sich hier auch einige Tage aufgehalten, und reiset von hier nach Jtalien.
Nun noch eine Frage: wir haben hier in einigen Monathen wieder die italienischen Operisten, soll ich wohl die Operette besuchen, was meinst Du, oder soll ich wohl etwas Theatralisches lesen, ich bitte mir Deinen Rath aus. Was lese ich wohl itzt in meiner Lage am vorteilhaftesten, das mich wieder immer mehr und mehr aufheitert. Antworte mir bald und viel, ich vergesse Dich gewiß nicht, behalt mich lieb und denke fleißig auf Deinen Spatziergaͤngen an
Deinen Freund
Den 29sten December 1783.
Wie lebst Du denn itzt, mein Bester, in diesen Wintertagen in Deiner Eremitage? ach! gewiß
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung, University of Glasgow: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien
(2015-06-09T11:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat
(2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2015-06-09T11:00:00Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |