Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 4, St. 1. Berlin, 1786.

Bild:
<< vorherige Seite

Sieh, so bin ich auf einmal von dem Gedanken befreiet. Dir aber, liebster ***, bin ich tausend Dank schuldig für Deine vielen Bemühungen, die Du meinetwegen gehabt, itzt sehe ich es erst recht ein, was Du an mir gethan hast, ich werde es gewiß nicht vergessen.

Vergieb mir ja alles das Widrige, was ich Dir etwa vorgebracht, und worüber Du oft wohl mißvergnügt geworden, ja solltest Du gar Deine letzte Unpäßlichkeit durch mein Betragen erhalten haben: so vergieb das alles meinem verwirrten Zustande: ach! wie wünscht ich itzt erst zu Dir zu kommen, wie wollte ich Dich itzt besser nutzen.

Aber laß uns unsere weite Trennung durch einen öftern Briefwechsel ersetzen. Schreib mir ja bald was Du machst; bist Du wieder munter, wie geht Dirs itzt in Deiner Eremitage? sitz ja nicht zu viel, und mach Dir Bewegung, schone Dich ja, und erkälte Dich nicht: ich hatte mich hier gebadet, und der Arzt glaubt, ich habe mich dadurch verkältet, und schiebt mein Flußfieber darauf.

Rathe mir nun recht brüderlich, wie Du glaubst, daß ich mich hier einrichten müsse. Gellerten, den Du kennst, habe ich wieder zu meinem Freunde gewählt, und er soll wieder mein bester Freund werden: schreib mir ja recht viel, wie ich mich hier betragen und einrichten soll.

Wenn Deine Reise fertig ist, bitte ich mir ein Exemplar aus, es wird mich an die Stunden


Sieh, so bin ich auf einmal von dem Gedanken befreiet. Dir aber, liebster ***, bin ich tausend Dank schuldig fuͤr Deine vielen Bemuͤhungen, die Du meinetwegen gehabt, itzt sehe ich es erst recht ein, was Du an mir gethan hast, ich werde es gewiß nicht vergessen.

Vergieb mir ja alles das Widrige, was ich Dir etwa vorgebracht, und woruͤber Du oft wohl mißvergnuͤgt geworden, ja solltest Du gar Deine letzte Unpaͤßlichkeit durch mein Betragen erhalten haben: so vergieb das alles meinem verwirrten Zustande: ach! wie wuͤnscht ich itzt erst zu Dir zu kommen, wie wollte ich Dich itzt besser nutzen.

Aber laß uns unsere weite Trennung durch einen oͤftern Briefwechsel ersetzen. Schreib mir ja bald was Du machst; bist Du wieder munter, wie geht Dirs itzt in Deiner Eremitage? sitz ja nicht zu viel, und mach Dir Bewegung, schone Dich ja, und erkaͤlte Dich nicht: ich hatte mich hier gebadet, und der Arzt glaubt, ich habe mich dadurch verkaͤltet, und schiebt mein Flußfieber darauf.

Rathe mir nun recht bruͤderlich, wie Du glaubst, daß ich mich hier einrichten muͤsse. Gellerten, den Du kennst, habe ich wieder zu meinem Freunde gewaͤhlt, und er soll wieder mein bester Freund werden: schreib mir ja recht viel, wie ich mich hier betragen und einrichten soll.

Wenn Deine Reise fertig ist, bitte ich mir ein Exemplar aus, es wird mich an die Stunden

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0092" n="90"/><lb/>
          <p>Sieh, so bin ich auf einmal von dem Gedanken befreiet. Dir aber, liebster <hi rendition="#b">***,</hi> bin ich tausend Dank schuldig fu&#x0364;r Deine vielen                   Bemu&#x0364;hungen, die Du meinetwegen gehabt, itzt sehe ich es erst recht ein, was Du an                   mir gethan hast, ich werde es gewiß nicht vergessen. </p>
          <p>Vergieb mir ja alles das Widrige, was ich Dir etwa vorgebracht, und woru&#x0364;ber Du oft                   wohl mißvergnu&#x0364;gt geworden, ja solltest Du gar Deine letzte Unpa&#x0364;ßlichkeit durch                   mein Betragen erhalten haben: so vergieb das alles meinem <hi rendition="#b">verwirrten</hi> Zustande: ach! wie wu&#x0364;nscht ich itzt erst zu Dir zu kommen,                   wie wollte ich Dich itzt besser nutzen. </p>
          <p>Aber laß uns unsere weite Trennung durch einen o&#x0364;ftern Briefwechsel ersetzen.                   Schreib mir ja bald was Du machst; bist Du wieder munter, wie geht Dirs itzt in                   Deiner Eremitage? sitz ja nicht zu viel, und mach Dir Bewegung, schone Dich ja,                   und erka&#x0364;lte Dich nicht: ich hatte mich hier gebadet, und der Arzt glaubt, ich habe                   mich dadurch verka&#x0364;ltet, und schiebt mein Flußfieber darauf. </p>
          <p>Rathe mir nun recht bru&#x0364;derlich, wie Du glaubst, daß ich mich hier einrichten                   mu&#x0364;sse. Gellerten, den Du kennst, habe ich wieder zu meinem Freunde gewa&#x0364;hlt, und er                   soll wieder mein bester Freund werden: schreib mir ja recht viel, wie ich mich                   hier betragen und einrichten soll. </p>
          <p>Wenn Deine Reise fertig ist, bitte ich mir ein Exemplar aus, es wird mich an die                   Stunden<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[90/0092] Sieh, so bin ich auf einmal von dem Gedanken befreiet. Dir aber, liebster ***, bin ich tausend Dank schuldig fuͤr Deine vielen Bemuͤhungen, die Du meinetwegen gehabt, itzt sehe ich es erst recht ein, was Du an mir gethan hast, ich werde es gewiß nicht vergessen. Vergieb mir ja alles das Widrige, was ich Dir etwa vorgebracht, und woruͤber Du oft wohl mißvergnuͤgt geworden, ja solltest Du gar Deine letzte Unpaͤßlichkeit durch mein Betragen erhalten haben: so vergieb das alles meinem verwirrten Zustande: ach! wie wuͤnscht ich itzt erst zu Dir zu kommen, wie wollte ich Dich itzt besser nutzen. Aber laß uns unsere weite Trennung durch einen oͤftern Briefwechsel ersetzen. Schreib mir ja bald was Du machst; bist Du wieder munter, wie geht Dirs itzt in Deiner Eremitage? sitz ja nicht zu viel, und mach Dir Bewegung, schone Dich ja, und erkaͤlte Dich nicht: ich hatte mich hier gebadet, und der Arzt glaubt, ich habe mich dadurch verkaͤltet, und schiebt mein Flußfieber darauf. Rathe mir nun recht bruͤderlich, wie Du glaubst, daß ich mich hier einrichten muͤsse. Gellerten, den Du kennst, habe ich wieder zu meinem Freunde gewaͤhlt, und er soll wieder mein bester Freund werden: schreib mir ja recht viel, wie ich mich hier betragen und einrichten soll. Wenn Deine Reise fertig ist, bitte ich mir ein Exemplar aus, es wird mich an die Stunden

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung, University of Glasgow: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien (2015-06-09T11:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2015-06-09T11:00:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Die Umlautschreibung mit ›e‹ über dem Vokal wurden übernommen.
  • Die Majuskel I/J wurde nicht nach Lautwert transkribiert.
  • Verbessert wird nur bei eindeutigen Druckfehlern. Die editorischen Eingriffe sind stets nachgewiesen.
  • Zu Moritz’ Zeit war es üblich, bei mehrzeiligen Zitaten vor jeder Zeile Anführungsstriche zu setzen. Diese wiederholten Anführungsstriche des Originals werden stillschweigend getilgt.
  • Die Druckgestalt der Vorlagen (Absätze, Überschriften, Schriftgrade etc.) wird schematisiert wiedergegeben. Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Worteinfügungen der Herausgeber im edierten Text sowie Ergänzungen einzelner Buchstaben sind dokumentiert.
  • Die Originalseite wird als einzelne Seite in der Internetausgabe wiedergegeben. Von diesem Darstellungsprinzip wird bei langen, sich über mehr als eine Seite erstreckenden Fußnoten abgewichen. Die vollständige Fußnote erscheint in diesem Fall zusammenhängend an der ersten betreffenden Seite.
  • Die textkritischen Nachweise erfolgen in XML-Form nach dem DTABf-Schema: <choice><corr>[Verbesserung]</corr><sic>[Originaltext]</sic></choice> vorgenommen.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0401_1786
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0401_1786/92
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 4, St. 1. Berlin, 1786, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0401_1786/92>, abgerufen am 05.12.2024.