Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 4, St. 1. Berlin, 1786.Dieser Verwöhnung der Denkkraft wird vielleicht am besten durch ein zweckmäßiges Studium der Geschichte und Astronomie entgegengearbeitet werden können. -- Diese Seelenkrankheit ist übrigens vielleicht am schwersten zu heilen; sie ist zu sehr in das Jnnerste des Menschen verwebt; man müßte ihn gleichsam aus sich selbst herausreißen. -- Wenn die Kur nicht gefährlicher wäre, als die Krankheit, so würde man sie vielleicht noch am ersten unterdrücken können, indem man bei einem sehr eitlen Menschen die vergleichende und Verhältnisse beobachtende Kraft der Seele vorzüglich zu erwecken suchte, wodurch aber wieder der Neid als eine neue und gefährlichere Seelenkrankheit verursacht werden würde. Doch, ich breche für jetzt hier ab, um mich an alle Erzieher, Eltern, Lehrer und Prediger mit der angelegentlichsten Bitte zu wenden, doch auf ihre besondern Methoden, wodurch es ihnen gelungen ist, oder noch gelingt, irgend einer Seelenkrankheit, als Eitelkeit, Trägheit, Neid u.s.w. bei ihren Zöglingen, Freunden, oder Untergebnen, entgegen zu arbeiten, aufmerksam zu seyn, und diese Methoden zum Besten der Menschheit in diesem Magazin zur Erfahrungsseelenkunde bekannt zu machen, welches doch nun einmal eine Veranlassung zur Mittheilung von dergleichen gemeinnützigen Bemerkungen seyn kann, Dieser Verwoͤhnung der Denkkraft wird vielleicht am besten durch ein zweckmaͤßiges Studium der Geschichte und Astronomie entgegengearbeitet werden koͤnnen. — Diese Seelenkrankheit ist uͤbrigens vielleicht am schwersten zu heilen; sie ist zu sehr in das Jnnerste des Menschen verwebt; man muͤßte ihn gleichsam aus sich selbst herausreißen. — Wenn die Kur nicht gefaͤhrlicher waͤre, als die Krankheit, so wuͤrde man sie vielleicht noch am ersten unterdruͤcken koͤnnen, indem man bei einem sehr eitlen Menschen die vergleichende und Verhaͤltnisse beobachtende Kraft der Seele vorzuͤglich zu erwecken suchte, wodurch aber wieder der Neid als eine neue und gefaͤhrlichere Seelenkrankheit verursacht werden wuͤrde. Doch, ich breche fuͤr jetzt hier ab, um mich an alle Erzieher, Eltern, Lehrer und Prediger mit der angelegentlichsten Bitte zu wenden, doch auf ihre besondern Methoden, wodurch es ihnen gelungen ist, oder noch gelingt, irgend einer Seelenkrankheit, als Eitelkeit, Traͤgheit, Neid u.s.w. bei ihren Zoͤglingen, Freunden, oder Untergebnen, entgegen zu arbeiten, aufmerksam zu seyn, und diese Methoden zum Besten der Menschheit in diesem Magazin zur Erfahrungsseelenkunde bekannt zu machen, welches doch nun einmal eine Veranlassung zur Mittheilung von dergleichen gemeinnuͤtzigen Bemerkungen seyn kann, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0010" n="8"/><lb/> <p>Dieser Verwoͤhnung der Denkkraft wird vielleicht am besten durch ein zweckmaͤßiges Studium der Geschichte und Astronomie entgegengearbeitet werden koͤnnen. — Diese Seelenkrankheit ist uͤbrigens vielleicht am schwersten zu heilen; sie ist zu sehr in das Jnnerste des Menschen verwebt; man muͤßte ihn gleichsam aus sich selbst herausreißen. — Wenn die Kur nicht gefaͤhrlicher waͤre, als die Krankheit, so wuͤrde man sie vielleicht noch am ersten unterdruͤcken koͤnnen, indem man bei einem sehr eitlen Menschen die vergleichende und Verhaͤltnisse beobachtende Kraft der Seele vorzuͤglich zu erwecken suchte, wodurch aber wieder der <hi rendition="#b">Neid</hi> als eine neue und gefaͤhrlichere Seelenkrankheit verursacht werden wuͤrde. </p> <p>Doch, ich breche fuͤr jetzt hier ab, um mich an alle Erzieher, Eltern, Lehrer und Prediger mit der angelegentlichsten Bitte zu wenden, doch auf ihre <hi rendition="#b">besondern Methoden,</hi> wodurch es ihnen gelungen ist, oder noch gelingt, irgend einer Seelenkrankheit, als Eitelkeit, Traͤgheit, Neid u.s.w. bei ihren Zoͤglingen, Freunden, oder Untergebnen, entgegen zu arbeiten, aufmerksam zu seyn, und diese <hi rendition="#b">Methoden</hi> zum Besten der Menschheit in diesem Magazin zur Erfahrungsseelenkunde bekannt zu machen, welches doch nun einmal eine Veranlassung zur Mittheilung von dergleichen gemeinnuͤtzigen Bemerkungen seyn kann,<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [8/0010]
Dieser Verwoͤhnung der Denkkraft wird vielleicht am besten durch ein zweckmaͤßiges Studium der Geschichte und Astronomie entgegengearbeitet werden koͤnnen. — Diese Seelenkrankheit ist uͤbrigens vielleicht am schwersten zu heilen; sie ist zu sehr in das Jnnerste des Menschen verwebt; man muͤßte ihn gleichsam aus sich selbst herausreißen. — Wenn die Kur nicht gefaͤhrlicher waͤre, als die Krankheit, so wuͤrde man sie vielleicht noch am ersten unterdruͤcken koͤnnen, indem man bei einem sehr eitlen Menschen die vergleichende und Verhaͤltnisse beobachtende Kraft der Seele vorzuͤglich zu erwecken suchte, wodurch aber wieder der Neid als eine neue und gefaͤhrlichere Seelenkrankheit verursacht werden wuͤrde.
Doch, ich breche fuͤr jetzt hier ab, um mich an alle Erzieher, Eltern, Lehrer und Prediger mit der angelegentlichsten Bitte zu wenden, doch auf ihre besondern Methoden, wodurch es ihnen gelungen ist, oder noch gelingt, irgend einer Seelenkrankheit, als Eitelkeit, Traͤgheit, Neid u.s.w. bei ihren Zoͤglingen, Freunden, oder Untergebnen, entgegen zu arbeiten, aufmerksam zu seyn, und diese Methoden zum Besten der Menschheit in diesem Magazin zur Erfahrungsseelenkunde bekannt zu machen, welches doch nun einmal eine Veranlassung zur Mittheilung von dergleichen gemeinnuͤtzigen Bemerkungen seyn kann,
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Zitationshilfe: | Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 4, St. 1. Berlin, 1786, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0401_1786/10>, abgerufen am 16.07.2024. |