Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 3, St. 2. Berlin, 1785.

Bild:
<< vorherige Seite

Unmöglich konnte eine solche That, und eben so wenig der Thäter lange verborgen bleiben. Der Kaiserliche Obristlieutenant Golz von der Kron veranlaßte noch an selbigem Tage ein akademisches Patent, daß wer den Auffenthalt des Jakob Varmeiers wüste, solchen anzeigen, allenfalls auch, wo möglich, ihn persönlich liefern sollte.

Die Kaiserliche Besatzung hatte inzwischen schon einige Gewaltthätigkeiten ausgeübet, jedoch der Thäter ward bald in seinem Zufluchtsorte, dem Röslerschen Keller, entdeckt und damit auch alle Unruhe in der Stadt gestillet. Bei seiner Arretirung hatte seine unbesonnene Widersetzlichkeit die Folge, daß er von der Wache übel behandelt und verwundet wurde, und er ward nach dem sogenannten Zwinger vor dem Steinthore in Verhaft gebracht. Da er schon verschiedentlich extra Protocollum befragt worden und das ganze Faktum offenherzig gestanden hatte: so erfolgte das erste förmliche Verhör am 24. Januar Abends um 6 Uhr.

Er erzählte hierauf abermal und ungezwungen das ganze Faktum und dessen Veranlassung, so wie es schon oben aus diesem Protokoll angeführt worden, mit dem Beifügen, daß er nach vollbrachter That, welche ihm zwar nicht lieb, jedoch von Gott befohlen wäre, in diesem seinem Gefängniß eine solche Erquickung im Herzen empfunden, als wenn er schon im Himmel gewesen und grosses Triumphiren und Jubiliren gehört hätte, er sollte nur einige


Unmoͤglich konnte eine solche That, und eben so wenig der Thaͤter lange verborgen bleiben. Der Kaiserliche Obristlieutenant Golz von der Kron veranlaßte noch an selbigem Tage ein akademisches Patent, daß wer den Auffenthalt des Jakob Varmeiers wuͤste, solchen anzeigen, allenfalls auch, wo moͤglich, ihn persoͤnlich liefern sollte.

Die Kaiserliche Besatzung hatte inzwischen schon einige Gewaltthaͤtigkeiten ausgeuͤbet, jedoch der Thaͤter ward bald in seinem Zufluchtsorte, dem Roͤslerschen Keller, entdeckt und damit auch alle Unruhe in der Stadt gestillet. Bei seiner Arretirung hatte seine unbesonnene Widersetzlichkeit die Folge, daß er von der Wache uͤbel behandelt und verwundet wurde, und er ward nach dem sogenannten Zwinger vor dem Steinthore in Verhaft gebracht. Da er schon verschiedentlich extra Protocollum befragt worden und das ganze Faktum offenherzig gestanden hatte: so erfolgte das erste foͤrmliche Verhoͤr am 24. Januar Abends um 6 Uhr.

Er erzaͤhlte hierauf abermal und ungezwungen das ganze Faktum und dessen Veranlassung, so wie es schon oben aus diesem Protokoll angefuͤhrt worden, mit dem Beifuͤgen, daß er nach vollbrachter That, welche ihm zwar nicht lieb, jedoch von Gott befohlen waͤre, in diesem seinem Gefaͤngniß eine solche Erquickung im Herzen empfunden, als wenn er schon im Himmel gewesen und grosses Triumphiren und Jubiliren gehoͤrt haͤtte, er sollte nur einige

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0009" n="9"/><lb/>
            <p>Unmo&#x0364;glich konnte eine solche That, und eben so wenig der Tha&#x0364;ter lange verborgen                   bleiben. Der Kaiserliche Obristlieutenant Golz von der Kron veranlaßte noch an                   selbigem Tage ein akademisches Patent, daß wer den Auffenthalt des Jakob Varmeiers                   wu&#x0364;ste, solchen anzeigen, allenfalls auch, wo mo&#x0364;glich, ihn perso&#x0364;nlich liefern                   sollte. </p>
            <p>Die Kaiserliche Besatzung hatte inzwischen schon einige Gewalttha&#x0364;tigkeiten                   ausgeu&#x0364;bet, jedoch der Tha&#x0364;ter ward bald in seinem Zufluchtsorte, dem Ro&#x0364;slerschen                   Keller, entdeckt und damit auch alle Unruhe in der Stadt gestillet. Bei seiner                   Arretirung hatte seine unbesonnene Widersetzlichkeit die Folge, daß er von der                   Wache u&#x0364;bel behandelt und verwundet wurde, und er ward nach dem sogenannten Zwinger                   vor dem Steinthore in Verhaft gebracht. Da er schon verschiedentlich <hi rendition="#aq">extra Protocollum</hi> befragt worden und das ganze Faktum                   offenherzig gestanden hatte: so erfolgte das erste fo&#x0364;rmliche Verho&#x0364;r am 24. Januar                   Abends um 6 Uhr. </p>
            <p>Er erza&#x0364;hlte hierauf abermal und ungezwungen das ganze Faktum und dessen                   Veranlassung, so wie es schon oben aus diesem Protokoll angefu&#x0364;hrt worden, mit dem                   Beifu&#x0364;gen, daß er nach vollbrachter That, welche ihm zwar nicht lieb, jedoch von                   Gott befohlen wa&#x0364;re, in diesem seinem Gefa&#x0364;ngniß eine solche Erquickung im Herzen                   empfunden, als wenn er schon im Himmel gewesen und grosses Triumphiren und                   Jubiliren geho&#x0364;rt ha&#x0364;tte, er sollte nur einige<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[9/0009] Unmoͤglich konnte eine solche That, und eben so wenig der Thaͤter lange verborgen bleiben. Der Kaiserliche Obristlieutenant Golz von der Kron veranlaßte noch an selbigem Tage ein akademisches Patent, daß wer den Auffenthalt des Jakob Varmeiers wuͤste, solchen anzeigen, allenfalls auch, wo moͤglich, ihn persoͤnlich liefern sollte. Die Kaiserliche Besatzung hatte inzwischen schon einige Gewaltthaͤtigkeiten ausgeuͤbet, jedoch der Thaͤter ward bald in seinem Zufluchtsorte, dem Roͤslerschen Keller, entdeckt und damit auch alle Unruhe in der Stadt gestillet. Bei seiner Arretirung hatte seine unbesonnene Widersetzlichkeit die Folge, daß er von der Wache uͤbel behandelt und verwundet wurde, und er ward nach dem sogenannten Zwinger vor dem Steinthore in Verhaft gebracht. Da er schon verschiedentlich extra Protocollum befragt worden und das ganze Faktum offenherzig gestanden hatte: so erfolgte das erste foͤrmliche Verhoͤr am 24. Januar Abends um 6 Uhr. Er erzaͤhlte hierauf abermal und ungezwungen das ganze Faktum und dessen Veranlassung, so wie es schon oben aus diesem Protokoll angefuͤhrt worden, mit dem Beifuͤgen, daß er nach vollbrachter That, welche ihm zwar nicht lieb, jedoch von Gott befohlen waͤre, in diesem seinem Gefaͤngniß eine solche Erquickung im Herzen empfunden, als wenn er schon im Himmel gewesen und grosses Triumphiren und Jubiliren gehoͤrt haͤtte, er sollte nur einige

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung, University of Glasgow: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien (2015-06-09T11:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2015-06-09T11:00:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Die Umlautschreibung mit ›e‹ über dem Vokal wurden übernommen.
  • Die Majuskel I/J wurde nicht nach Lautwert transkribiert.
  • Verbessert wird nur bei eindeutigen Druckfehlern. Die editorischen Eingriffe sind stets nachgewiesen.
  • Zu Moritz’ Zeit war es üblich, bei mehrzeiligen Zitaten vor jeder Zeile Anführungsstriche zu setzen. Diese wiederholten Anführungsstriche des Originals werden stillschweigend getilgt.
  • Die Druckgestalt der Vorlagen (Absätze, Überschriften, Schriftgrade etc.) wird schematisiert wiedergegeben. Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Worteinfügungen der Herausgeber im edierten Text sowie Ergänzungen einzelner Buchstaben sind dokumentiert.
  • Die Originalseite wird als einzelne Seite in der Internetausgabe wiedergegeben. Von diesem Darstellungsprinzip wird bei langen, sich über mehr als eine Seite erstreckenden Fußnoten abgewichen. Die vollständige Fußnote erscheint in diesem Fall zusammenhängend an der ersten betreffenden Seite.
  • Die textkritischen Nachweise erfolgen in XML-Form nach dem DTABf-Schema: <choice><corr>[Verbesserung]</corr><sic>[Originaltext]</sic></choice> vorgenommen.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0302_1785
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0302_1785/9
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 3, St. 2. Berlin, 1785, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0302_1785/9>, abgerufen am 05.12.2024.