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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 3, St. 2. Berlin, 1785.

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Einfassung selbst gemalten halben Bogen, worin beiliegende Reime mit dem Pinsel geschrieben waren.

HORATIUS. Grata superveniet, quae non sperabitur hora.
Sie sind vorbei die Stunden Von jugendlichem Lenz; Für mich sind sie verschwunden; Die Rose ist schon hin,
Die einst im Lenz Dir blühte, Der Sterblichen Gewinn. Du Rose! o Liebling der Götter, Des Frühlings größter Stolz.
Du Schmuck der goldgeschmückten Flur! O, daß die reizende Natur Am heut'gen Freudenfest Dich, meinen Vater, krönte!
O, daß Philomele Mit Silberton Doch baute ihr Nest!
Jhm müsse Autumnus selbst grünen An Pallas milder Hand! Stets sey das Gewebe des Lebens So glatt, so rosenfarb und licht, Als möglich ist!
Doch, was soll ich erst wünschen,
Dir alles erst wünschen,
Was Deiner so werth?
Das Glück erst beschweren,
Den Wunsch zu erhören,
Daß Dich es verehrt.
Nur unter Scherz und Küssen,
Muß er Dir froh verfließen


Einfassung selbst gemalten halben Bogen, worin beiliegende Reime mit dem Pinsel geschrieben waren.

HORATIUS. Grata superveniet, quae non sperabitur hora.
Sie sind vorbei die Stunden Von jugendlichem Lenz; Fuͤr mich sind sie verschwunden; Die Rose ist schon hin,
Die einst im Lenz Dir bluͤhte, Der Sterblichen Gewinn. Du Rose! o Liebling der Goͤtter, Des Fruͤhlings groͤßter Stolz.
Du Schmuck der goldgeschmuͤckten Flur! O, daß die reizende Natur Am heut'gen Freudenfest Dich, meinen Vater, kroͤnte!
O, daß Philomele Mit Silberton Doch baute ihr Nest!
Jhm muͤsse Autumnus selbst gruͤnen An Pallas milder Hand! Stets sey das Gewebe des Lebens So glatt, so rosenfarb und licht, Als moͤglich ist!
Doch, was soll ich erst wuͤnschen,
Dir alles erst wuͤnschen,
Was Deiner so werth?
Das Gluͤck erst beschweren,
Den Wunsch zu erhoͤren,
Daß Dich es verehrt.
Nur unter Scherz und Kuͤssen,
Muß er Dir froh verfließen
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[48/0048] Einfassung selbst gemalten halben Bogen, worin beiliegende Reime mit dem Pinsel geschrieben waren. HORATIUS. Grata superveniet, quae non sperabitur hora. Sie sind vorbei die Stunden Von jugendlichem Lenz; Fuͤr mich sind sie verschwunden; Die Rose ist schon hin, Die einst im Lenz Dir bluͤhte, Der Sterblichen Gewinn. Du Rose! o Liebling der Goͤtter, Des Fruͤhlings groͤßter Stolz. Du Schmuck der goldgeschmuͤckten Flur! O, daß die reizende Natur Am heut'gen Freudenfest Dich, meinen Vater, kroͤnte! O, daß Philomele Mit Silberton Doch baute ihr Nest! Jhm muͤsse Autumnus selbst gruͤnen An Pallas milder Hand! Stets sey das Gewebe des Lebens So glatt, so rosenfarb und licht, Als moͤglich ist! Doch, was soll ich erst wuͤnschen, Dir alles erst wuͤnschen, Was Deiner so werth? Das Gluͤck erst beschweren, Den Wunsch zu erhoͤren, Daß Dich es verehrt. Nur unter Scherz und Kuͤssen, Muß er Dir froh verfließen

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 3, St. 2. Berlin, 1785, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0302_1785/48>, abgerufen am 25.04.2024.