Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 3, St. 2. Berlin, 1785.
Nach einem dreistündigen Schlaf weckte ihn am 62sten Tage ein heftiger Nachtsturm um ein Uhr, der Fensterscheiben entzweiriß, und nochmals um vier Uhr erweckte ihn ein morschgewordenes Stück Gesims, welches von der Stubendecke mit Krachen herabfiel und Staub um und auf sein Bette brach-
Nach einem dreistuͤndigen Schlaf weckte ihn am 62sten Tage ein heftiger Nachtsturm um ein Uhr, der Fensterscheiben entzweiriß, und nochmals um vier Uhr erweckte ihn ein morschgewordenes Stuͤck Gesims, welches von der Stubendecke mit Krachen herabfiel und Staub um und auf sein Bette brach- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0046" n="46"/><lb/> kel und war ganz <choice><corr>Heautontimorumenos</corr><sic>Heavtontumorumenos</sic></choice>. Diesen Tag war der Soldat Waͤrter, welchen er nie wegen seiner Schulkenntnisse und Ermahnen leiden konnte. Schon seit einer Woche lag er des Tages unangebunden im Bette; einmal ging ich heraus, und weil er gegen mich hoͤchst muͤrrisch sich betragen hatte, erinnerte ihn der Soldat, wie viel Muͤhe ich seinetwegen haͤtte, er solle es besser erkennen u.s.w. Ploͤtzlich fuhr er aus dem Bette heraus, ohrfeigte denselben, und das Maͤdchen, die just im Zimmer war, erhielt mit dem Strick, der noch am Gurt war, auf Arm und Ruͤcken einige Schlaͤge. Man rief mich, ich konnte nicht sogleich ihn besaͤnftigen; er schrie laut uͤber unanstaͤndiges Begegnen der Leute, welches aber falsch war; doch mußte er sich wieder das Anbinden gefallen lassen. Dem herbeigeholten Arzt ward gleichfalls schnoͤde begegnet, aber wie derselbe befahl, auf die alte Art hart mit ihm umzugehen, wurde er geschmeidiger, zog sich gleich selbst aus, und ruͤhrte sich nicht aus dem Bette. Von zwei bis fuͤnf Uhr des Nachmittags schlief er hierauf, war beim Erwachen artig und ordentlich gegen mich, und blieb es so. </p> <p>Nach einem dreistuͤndigen Schlaf weckte ihn am 62sten Tage ein heftiger Nachtsturm um ein Uhr, der Fensterscheiben entzweiriß, und nochmals um vier Uhr erweckte ihn ein morschgewordenes Stuͤck Gesims, welches von der Stubendecke mit Krachen herabfiel und Staub um und auf sein Bette brach-<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [46/0046]
kel und war ganz Heautontimorumenos. Diesen Tag war der Soldat Waͤrter, welchen er nie wegen seiner Schulkenntnisse und Ermahnen leiden konnte. Schon seit einer Woche lag er des Tages unangebunden im Bette; einmal ging ich heraus, und weil er gegen mich hoͤchst muͤrrisch sich betragen hatte, erinnerte ihn der Soldat, wie viel Muͤhe ich seinetwegen haͤtte, er solle es besser erkennen u.s.w. Ploͤtzlich fuhr er aus dem Bette heraus, ohrfeigte denselben, und das Maͤdchen, die just im Zimmer war, erhielt mit dem Strick, der noch am Gurt war, auf Arm und Ruͤcken einige Schlaͤge. Man rief mich, ich konnte nicht sogleich ihn besaͤnftigen; er schrie laut uͤber unanstaͤndiges Begegnen der Leute, welches aber falsch war; doch mußte er sich wieder das Anbinden gefallen lassen. Dem herbeigeholten Arzt ward gleichfalls schnoͤde begegnet, aber wie derselbe befahl, auf die alte Art hart mit ihm umzugehen, wurde er geschmeidiger, zog sich gleich selbst aus, und ruͤhrte sich nicht aus dem Bette. Von zwei bis fuͤnf Uhr des Nachmittags schlief er hierauf, war beim Erwachen artig und ordentlich gegen mich, und blieb es so.
Nach einem dreistuͤndigen Schlaf weckte ihn am 62sten Tage ein heftiger Nachtsturm um ein Uhr, der Fensterscheiben entzweiriß, und nochmals um vier Uhr erweckte ihn ein morschgewordenes Stuͤck Gesims, welches von der Stubendecke mit Krachen herabfiel und Staub um und auf sein Bette brach-
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