Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 3, St. 2. Berlin, 1785.

Bild:
<< vorherige Seite


läufig, erst früh gegen fünf Uhr schlief er zwei Stunden, hatte die Nacht häufig sein klares Wasser getrunken, und der 30ste Tag verging stiller und besser. Eine sehr ruhige Nacht mit neunstündigem Schlaf verschafte ihm den folgenden Tag Ruhe, und er blieb lustig und guter Dinge, und lachte viel. Hingegen schlief er diese Nacht gar nicht, blieb aber am 32sten Morgen gelassen, doch Nachmittags kam wieder ein halbstündiges Lermen beim Einnehmen, hernach ward das verlassene liebe Mädchen der Hauptgegenstand des Sprechens.

Nach sieben Stunden Schlaf wachte er auf, und man fand, daß er den Haken am Gurt losgerissen hatte, so daß das Schloß nicht mehr bevestiget war, welches er sich ruhig wieder verbessern ließ, auch sich furchtsam bezeigte, daß solches vorgefallen sey. Jnzwischen begegnete er dem Arzt trotzig, und das Schimpfen ging wieder an, welches abwechselnd dauerte, bis auf den Abend, wo die Ruthe und das Händezusammenbinden Stille verschaffen mußte. Von ein Uhr bis gegen sechs hatte er geschlafen, doch vorher eine ganz neue baumwollene Mütze in zwei Stücke zerrissen, und die Wächter ziemlich vexiert mit Heraus- und Hereinheben ins Bett.

Den 34sten Tag fing er wüthend an; dieß dauerte bis auf den Abend so, und Schärfe mußte angewendet werden. Einer guten Nacht folgte ein ruhiges Erwachen, und man vermochte, ihm ruhig


laͤufig, erst fruͤh gegen fuͤnf Uhr schlief er zwei Stunden, hatte die Nacht haͤufig sein klares Wasser getrunken, und der 30ste Tag verging stiller und besser. Eine sehr ruhige Nacht mit neunstuͤndigem Schlaf verschafte ihm den folgenden Tag Ruhe, und er blieb lustig und guter Dinge, und lachte viel. Hingegen schlief er diese Nacht gar nicht, blieb aber am 32sten Morgen gelassen, doch Nachmittags kam wieder ein halbstuͤndiges Lermen beim Einnehmen, hernach ward das verlassene liebe Maͤdchen der Hauptgegenstand des Sprechens.

Nach sieben Stunden Schlaf wachte er auf, und man fand, daß er den Haken am Gurt losgerissen hatte, so daß das Schloß nicht mehr bevestiget war, welches er sich ruhig wieder verbessern ließ, auch sich furchtsam bezeigte, daß solches vorgefallen sey. Jnzwischen begegnete er dem Arzt trotzig, und das Schimpfen ging wieder an, welches abwechselnd dauerte, bis auf den Abend, wo die Ruthe und das Haͤndezusammenbinden Stille verschaffen mußte. Von ein Uhr bis gegen sechs hatte er geschlafen, doch vorher eine ganz neue baumwollene Muͤtze in zwei Stuͤcke zerrissen, und die Waͤchter ziemlich vexiert mit Heraus- und Hereinheben ins Bett.

Den 34sten Tag fing er wuͤthend an; dieß dauerte bis auf den Abend so, und Schaͤrfe mußte angewendet werden. Einer guten Nacht folgte ein ruhiges Erwachen, und man vermochte, ihm ruhig

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0039" n="39"/><lb/>
la&#x0364;ufig, erst fru&#x0364;h gegen fu&#x0364;nf Uhr schlief                   er zwei Stunden, hatte die Nacht ha&#x0364;ufig sein klares Wasser getrunken, und der                   30ste Tag verging stiller und besser. Eine sehr ruhige Nacht mit neunstu&#x0364;ndigem                   Schlaf verschafte ihm den folgenden Tag Ruhe, und er blieb lustig und guter Dinge,                   und lachte viel. Hingegen schlief er diese Nacht gar nicht, blieb aber am 32sten                   Morgen gelassen, doch Nachmittags kam wieder ein halbstu&#x0364;ndiges Lermen beim                   Einnehmen, hernach ward das verlassene liebe Ma&#x0364;dchen der Hauptgegenstand des                   Sprechens. </p>
            <p>Nach sieben Stunden Schlaf wachte er auf, und man fand, daß er den Haken am Gurt                   losgerissen hatte, so daß das Schloß nicht mehr bevestiget war, welches er sich                   ruhig wieder verbessern ließ, auch sich furchtsam bezeigte, daß solches                   vorgefallen sey. Jnzwischen begegnete er dem Arzt trotzig, und das Schimpfen ging                   wieder an, welches abwechselnd dauerte, bis auf den Abend, wo die Ruthe und das                   Ha&#x0364;ndezusammenbinden Stille verschaffen mußte. Von ein Uhr bis gegen sechs hatte er                   geschlafen, doch vorher eine ganz neue baumwollene Mu&#x0364;tze in zwei Stu&#x0364;cke zerrissen,                   und die Wa&#x0364;chter ziemlich vexiert mit Heraus- und Hereinheben ins Bett. </p>
            <p>Den 34sten Tag fing er wu&#x0364;thend an; dieß dauerte bis auf den Abend so, und Scha&#x0364;rfe                   mußte angewendet werden. Einer guten Nacht folgte ein ruhiges Erwachen, und man                   vermochte, ihm ruhig<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[39/0039] laͤufig, erst fruͤh gegen fuͤnf Uhr schlief er zwei Stunden, hatte die Nacht haͤufig sein klares Wasser getrunken, und der 30ste Tag verging stiller und besser. Eine sehr ruhige Nacht mit neunstuͤndigem Schlaf verschafte ihm den folgenden Tag Ruhe, und er blieb lustig und guter Dinge, und lachte viel. Hingegen schlief er diese Nacht gar nicht, blieb aber am 32sten Morgen gelassen, doch Nachmittags kam wieder ein halbstuͤndiges Lermen beim Einnehmen, hernach ward das verlassene liebe Maͤdchen der Hauptgegenstand des Sprechens. Nach sieben Stunden Schlaf wachte er auf, und man fand, daß er den Haken am Gurt losgerissen hatte, so daß das Schloß nicht mehr bevestiget war, welches er sich ruhig wieder verbessern ließ, auch sich furchtsam bezeigte, daß solches vorgefallen sey. Jnzwischen begegnete er dem Arzt trotzig, und das Schimpfen ging wieder an, welches abwechselnd dauerte, bis auf den Abend, wo die Ruthe und das Haͤndezusammenbinden Stille verschaffen mußte. Von ein Uhr bis gegen sechs hatte er geschlafen, doch vorher eine ganz neue baumwollene Muͤtze in zwei Stuͤcke zerrissen, und die Waͤchter ziemlich vexiert mit Heraus- und Hereinheben ins Bett. Den 34sten Tag fing er wuͤthend an; dieß dauerte bis auf den Abend so, und Schaͤrfe mußte angewendet werden. Einer guten Nacht folgte ein ruhiges Erwachen, und man vermochte, ihm ruhig

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung, University of Glasgow: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien (2015-06-09T11:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2015-06-09T11:00:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Die Umlautschreibung mit ›e‹ über dem Vokal wurden übernommen.
  • Die Majuskel I/J wurde nicht nach Lautwert transkribiert.
  • Verbessert wird nur bei eindeutigen Druckfehlern. Die editorischen Eingriffe sind stets nachgewiesen.
  • Zu Moritz’ Zeit war es üblich, bei mehrzeiligen Zitaten vor jeder Zeile Anführungsstriche zu setzen. Diese wiederholten Anführungsstriche des Originals werden stillschweigend getilgt.
  • Die Druckgestalt der Vorlagen (Absätze, Überschriften, Schriftgrade etc.) wird schematisiert wiedergegeben. Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Worteinfügungen der Herausgeber im edierten Text sowie Ergänzungen einzelner Buchstaben sind dokumentiert.
  • Die Originalseite wird als einzelne Seite in der Internetausgabe wiedergegeben. Von diesem Darstellungsprinzip wird bei langen, sich über mehr als eine Seite erstreckenden Fußnoten abgewichen. Die vollständige Fußnote erscheint in diesem Fall zusammenhängend an der ersten betreffenden Seite.
  • Die textkritischen Nachweise erfolgen in XML-Form nach dem DTABf-Schema: <choice><corr>[Verbesserung]</corr><sic>[Originaltext]</sic></choice> vorgenommen.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0302_1785
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0302_1785/39
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 3, St. 2. Berlin, 1785, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0302_1785/39>, abgerufen am 24.11.2024.