Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 3, St. 2. Berlin, 1785.
Es waren schon am 30. Januar die vorbemerkten beiden Protokolle vom 24sten und 25sten d.M. das von ihm entworfene Kirchengebet und 22ster Jnquisitions-Artikel dem Jnquisiten abschriftlich zugestellt, um solche durchzusehen, weil er am 1sten Februar darüber jedoch nur gütlich und ohne Tortur vernommen worden. Die Räthe Meier und Wasmund, nebst zweien Kaiserlichen Hauptleuten und dem Prediger Zacharias Deutsch bei der Heiligengeistkirche, kamen am bestimmten Tage zu ihm; er wiederholte, daß das in dem Protokoll erzählte Faktum völlig der Wahrheit gemäß wäre, besonders aber, daß kein Mensch zuvor einige Wissenschaft davon gehabt, und daß er weder aus Haß, Neid, bösem Vorsatze, wegen des Hauses, oder um Ehre und Gewinnst willen, noch in der Meinung, die Stadt dadurch von der Einquartierung zu befreien, jene That unternommen habe; er hätte auch vorhin nichts anders sagen können, als daß es ex singulari inspiratione divina geschehen, zumal er sich allezeit der Gottesfurcht beflissen, fleißig gebetet und sich Gott befohlen hätte, wäre also der Meinung gewesen, daß der Satan an ihm keine Macht haben könne. Jedoch da er am vorigen Mittwoch seines Beichtvaters, Constantin Fiedlers, Pastoren bei
Es waren schon am 30. Januar die vorbemerkten beiden Protokolle vom 24sten und 25sten d.M. das von ihm entworfene Kirchengebet und 22ster Jnquisitions-Artikel dem Jnquisiten abschriftlich zugestellt, um solche durchzusehen, weil er am 1sten Februar daruͤber jedoch nur guͤtlich und ohne Tortur vernommen worden. Die Raͤthe Meier und Wasmund, nebst zweien Kaiserlichen Hauptleuten und dem Prediger Zacharias Deutsch bei der Heiligengeistkirche, kamen am bestimmten Tage zu ihm; er wiederholte, daß das in dem Protokoll erzaͤhlte Faktum voͤllig der Wahrheit gemaͤß waͤre, besonders aber, daß kein Mensch zuvor einige Wissenschaft davon gehabt, und daß er weder aus Haß, Neid, boͤsem Vorsatze, wegen des Hauses, oder um Ehre und Gewinnst willen, noch in der Meinung, die Stadt dadurch von der Einquartierung zu befreien, jene That unternommen habe; er haͤtte auch vorhin nichts anders sagen koͤnnen, als daß es ex singulari inspiratione divina geschehen, zumal er sich allezeit der Gottesfurcht beflissen, fleißig gebetet und sich Gott befohlen haͤtte, waͤre also der Meinung gewesen, daß der Satan an ihm keine Macht haben koͤnne. Jedoch da er am vorigen Mittwoch seines Beichtvaters, Constantin Fiedlers, Pastoren bei <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0012" n="12"/><lb/> bete sich beschaͤftiget; daß er keinesweges, wegen Raͤumung des Hauses, einigen Haß gegen den Obristen geheget, sondern vielmehr erstere getroͤstet. </p> <p>Es waren schon am 30. Januar die vorbemerkten beiden Protokolle vom 24sten und 25sten d.M. das von ihm entworfene Kirchengebet und 22ster Jnquisitions-Artikel dem Jnquisiten abschriftlich zugestellt, um solche durchzusehen, weil er am 1sten Februar daruͤber jedoch nur guͤtlich und ohne Tortur vernommen worden. Die Raͤthe Meier und Wasmund, nebst zweien Kaiserlichen Hauptleuten und dem Prediger Zacharias Deutsch bei der Heiligengeistkirche, kamen am bestimmten Tage zu ihm; er wiederholte, daß das in dem Protokoll erzaͤhlte Faktum voͤllig der Wahrheit gemaͤß waͤre, besonders aber, daß kein Mensch zuvor einige Wissenschaft davon gehabt, und daß er weder aus Haß, Neid, boͤsem Vorsatze, wegen des Hauses, oder um Ehre und Gewinnst willen, noch in der Meinung, die Stadt dadurch von der Einquartierung zu befreien, jene That unternommen habe; er haͤtte auch vorhin nichts anders sagen koͤnnen, als daß es <hi rendition="#aq">ex singulari inspiratione divina</hi> geschehen, zumal er sich allezeit der Gottesfurcht beflissen, fleißig gebetet und sich Gott befohlen haͤtte, waͤre also der Meinung gewesen, daß der Satan an ihm keine Macht haben koͤnne. </p> <p>Jedoch da er am vorigen Mittwoch seines Beichtvaters, Constantin Fiedlers, Pastoren bei<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [12/0012]
bete sich beschaͤftiget; daß er keinesweges, wegen Raͤumung des Hauses, einigen Haß gegen den Obristen geheget, sondern vielmehr erstere getroͤstet.
Es waren schon am 30. Januar die vorbemerkten beiden Protokolle vom 24sten und 25sten d.M. das von ihm entworfene Kirchengebet und 22ster Jnquisitions-Artikel dem Jnquisiten abschriftlich zugestellt, um solche durchzusehen, weil er am 1sten Februar daruͤber jedoch nur guͤtlich und ohne Tortur vernommen worden. Die Raͤthe Meier und Wasmund, nebst zweien Kaiserlichen Hauptleuten und dem Prediger Zacharias Deutsch bei der Heiligengeistkirche, kamen am bestimmten Tage zu ihm; er wiederholte, daß das in dem Protokoll erzaͤhlte Faktum voͤllig der Wahrheit gemaͤß waͤre, besonders aber, daß kein Mensch zuvor einige Wissenschaft davon gehabt, und daß er weder aus Haß, Neid, boͤsem Vorsatze, wegen des Hauses, oder um Ehre und Gewinnst willen, noch in der Meinung, die Stadt dadurch von der Einquartierung zu befreien, jene That unternommen habe; er haͤtte auch vorhin nichts anders sagen koͤnnen, als daß es ex singulari inspiratione divina geschehen, zumal er sich allezeit der Gottesfurcht beflissen, fleißig gebetet und sich Gott befohlen haͤtte, waͤre also der Meinung gewesen, daß der Satan an ihm keine Macht haben koͤnne.
Jedoch da er am vorigen Mittwoch seines Beichtvaters, Constantin Fiedlers, Pastoren bei
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Zitationshilfe: | Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 3, St. 2. Berlin, 1785, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0302_1785/12>, abgerufen am 16.02.2025. |