Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 3, St. 1. Berlin, 1785.
Jch versprach es, und wir entschlossen uns, nach verrichteter Feiertagsarbeit dahin zu reisen. Den zweiten Feiertag gegen Morgen träumt mir, ich würde von den beiden Kindern meines Freundes nach R.. gerufen, um sie bei ihrem harten Schicksal aufzurichten, da sie in Gesellschaft ihres Vaters nach der H.. gereist und jenseit der G--brücke durch die scheugewordenen Pferde umgeworfen, ihr Vater mit dem Kopf an einen am Wege stehenden Fichtenbaum geschlagen, ihn zerschmettert und er ohne einen Laut von sich zu geben, todt liegen geblieben sei. Mein Traum versetzte mich sogleich nach R.. in das Haus meines Freundes. Jch fand darin eine ziemliche Anzahl verschiedener aus seiner Gemeine, die ihren Prediger, der bei allen in so grosser Achtung stand, mit vielen Thränen beklagten. Der damals daselbst wohnende A. R. H. kam mir entgegen und sagte: Ach welcher traurige Anblick ist hier! Jhr Freund ist todt -- und es ist gut, daß Sie kommen, wir wissen nicht mehr, was wir mit den Kindern unseres Freundes machen sollen, die über den so unglücklichen Tod ihres Vaters ganz untröstbar sind. Der A. B. kam dazu und führete mich zu meinem verunglückten Freund, der auf einem Tisch lag, und an dessen Kopf deutlich zu sehen war, daß er
Jch versprach es, und wir entschlossen uns, nach verrichteter Feiertagsarbeit dahin zu reisen. Den zweiten Feiertag gegen Morgen traͤumt mir, ich wuͤrde von den beiden Kindern meines Freundes nach R.. gerufen, um sie bei ihrem harten Schicksal aufzurichten, da sie in Gesellschaft ihres Vaters nach der H.. gereist und jenseit der G—bruͤcke durch die scheugewordenen Pferde umgeworfen, ihr Vater mit dem Kopf an einen am Wege stehenden Fichtenbaum geschlagen, ihn zerschmettert und er ohne einen Laut von sich zu geben, todt liegen geblieben sei. Mein Traum versetzte mich sogleich nach R.. in das Haus meines Freundes. Jch fand darin eine ziemliche Anzahl verschiedener aus seiner Gemeine, die ihren Prediger, der bei allen in so grosser Achtung stand, mit vielen Thraͤnen beklagten. Der damals daselbst wohnende A. R. H. kam mir entgegen und sagte: Ach welcher traurige Anblick ist hier! Jhr Freund ist todt — und es ist gut, daß Sie kommen, wir wissen nicht mehr, was wir mit den Kindern unseres Freundes machen sollen, die uͤber den so ungluͤcklichen Tod ihres Vaters ganz untroͤstbar sind. Der A. B. kam dazu und fuͤhrete mich zu meinem verungluͤckten Freund, der auf einem Tisch lag, und an dessen Kopf deutlich zu sehen war, daß er <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0051" n="49"/><lb/> aber mit dem Beding, wenn Sie mit ihrer Frau und Sohn uns dahin folgen wollen.</p> <p>Jch versprach es, und wir entschlossen uns, nach verrichteter Feiertagsarbeit dahin zu reisen.</p> <p>Den zweiten Feiertag gegen Morgen traͤumt mir, ich wuͤrde von den beiden Kindern meines Freundes nach R.. gerufen, um sie bei ihrem harten Schicksal aufzurichten, da sie in Gesellschaft ihres Vaters nach der H.. gereist und jenseit der G—bruͤcke durch die scheugewordenen Pferde umgeworfen, ihr Vater mit dem Kopf an einen am Wege stehenden Fichtenbaum geschlagen, ihn zerschmettert und er ohne einen Laut von sich zu geben, todt liegen geblieben sei.</p> <p>Mein Traum versetzte mich sogleich nach R.. in das Haus meines Freundes. Jch fand darin eine ziemliche Anzahl verschiedener aus seiner Gemeine, die ihren Prediger, der bei allen in so grosser Achtung stand, mit vielen Thraͤnen beklagten.</p> <p>Der damals daselbst wohnende A. R. H. kam mir entgegen und sagte: Ach welcher traurige Anblick ist hier! Jhr Freund ist todt — und es ist gut, daß Sie kommen, wir wissen nicht mehr, was wir mit den Kindern unseres Freundes machen sollen, die uͤber den so ungluͤcklichen Tod ihres Vaters ganz untroͤstbar sind.</p> <p>Der A. B. kam dazu und fuͤhrete mich zu meinem verungluͤckten Freund, der auf einem Tisch lag, und an dessen Kopf deutlich zu sehen war, daß er<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [49/0051]
aber mit dem Beding, wenn Sie mit ihrer Frau und Sohn uns dahin folgen wollen.
Jch versprach es, und wir entschlossen uns, nach verrichteter Feiertagsarbeit dahin zu reisen.
Den zweiten Feiertag gegen Morgen traͤumt mir, ich wuͤrde von den beiden Kindern meines Freundes nach R.. gerufen, um sie bei ihrem harten Schicksal aufzurichten, da sie in Gesellschaft ihres Vaters nach der H.. gereist und jenseit der G—bruͤcke durch die scheugewordenen Pferde umgeworfen, ihr Vater mit dem Kopf an einen am Wege stehenden Fichtenbaum geschlagen, ihn zerschmettert und er ohne einen Laut von sich zu geben, todt liegen geblieben sei.
Mein Traum versetzte mich sogleich nach R.. in das Haus meines Freundes. Jch fand darin eine ziemliche Anzahl verschiedener aus seiner Gemeine, die ihren Prediger, der bei allen in so grosser Achtung stand, mit vielen Thraͤnen beklagten.
Der damals daselbst wohnende A. R. H. kam mir entgegen und sagte: Ach welcher traurige Anblick ist hier! Jhr Freund ist todt — und es ist gut, daß Sie kommen, wir wissen nicht mehr, was wir mit den Kindern unseres Freundes machen sollen, die uͤber den so ungluͤcklichen Tod ihres Vaters ganz untroͤstbar sind.
Der A. B. kam dazu und fuͤhrete mich zu meinem verungluͤckten Freund, der auf einem Tisch lag, und an dessen Kopf deutlich zu sehen war, daß er
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Zitationshilfe: | Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 3, St. 1. Berlin, 1785, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0301_1785/51>, abgerufen am 16.02.2025. |