Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 3, St. 1. Berlin, 1785.Der Winter verstrich beinahe, aber die letzte Zeit, (o könnte ich diese Tage wieder zurückrufen) nicht mehr so schuldlos -- Erlassen Sie mir eine Beschreibung, die mich zu sehr beugt; denn ich fühle jetzt die Folgen desselben. -- Jch bin gestraft dafür, schrecklich gestraft. Der Himmel hat sich meiner Armuth bedient, um meine Schande der Welt vor Augen zu legen. Jch wollte eine Unglückliche retten, und sie wurde durch ihre Liebe gegen mich noch unglücklicher. Noch wär sie zu retten, aber -- meine bittre Armuth! O fände sich doch ein Menschenfreund, der sich meiner erbarmte, und mir ein Plätzchen auf Gottes grosser Welt anwieß; vielleicht könnte ich meine traurigen Erfahrungen zum besten meiner Mitbrüder nutzen. -- Das übrige Detaillirte meiner Geschichte interessirt keinen, als mich -- Auch muß ichs, da ich unmöglich mich noch kenntlicher machen kann, verschiedener anderer Personen wegen, verschweigen. III. Ein Korbmacher, der oftmals, gleichsam in einer Betäubung, ausnehmend erwecklich prediget. ![]() Johann Conrad Mohk, in Buhlen, einem im Fürstlich-Waldeckischen Amt Waldeck liegenden Der Winter verstrich beinahe, aber die letzte Zeit, (o koͤnnte ich diese Tage wieder zuruͤckrufen) nicht mehr so schuldlos — Erlassen Sie mir eine Beschreibung, die mich zu sehr beugt; denn ich fuͤhle jetzt die Folgen desselben. — Jch bin gestraft dafuͤr, schrecklich gestraft. Der Himmel hat sich meiner Armuth bedient, um meine Schande der Welt vor Augen zu legen. Jch wollte eine Ungluͤckliche retten, und sie wurde durch ihre Liebe gegen mich noch ungluͤcklicher. Noch waͤr sie zu retten, aber — meine bittre Armuth! O faͤnde sich doch ein Menschenfreund, der sich meiner erbarmte, und mir ein Plaͤtzchen auf Gottes grosser Welt anwieß; vielleicht koͤnnte ich meine traurigen Erfahrungen zum besten meiner Mitbruͤder nutzen. — Das uͤbrige Detaillirte meiner Geschichte interessirt keinen, als mich — Auch muß ichs, da ich unmoͤglich mich noch kenntlicher machen kann, verschiedener anderer Personen wegen, verschweigen. III. Ein Korbmacher, der oftmals, gleichsam in einer Betaͤubung, ausnehmend erwecklich prediget. ![]() Johann Conrad Mohk, in Buhlen, einem im Fuͤrstlich-Waldeckischen Amt Waldeck liegenden <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0043" n="41"/><lb/> <p>Der Winter verstrich beinahe, aber die letzte Zeit, (o koͤnnte ich diese Tage wieder zuruͤckrufen) nicht mehr so schuldlos — Erlassen Sie mir eine Beschreibung, die mich zu sehr beugt; denn ich fuͤhle jetzt die Folgen desselben. — Jch bin gestraft dafuͤr, schrecklich gestraft. Der Himmel hat sich meiner Armuth bedient, um meine Schande der Welt vor Augen zu legen. Jch wollte eine Ungluͤckliche retten, und sie wurde durch ihre Liebe gegen mich noch ungluͤcklicher. Noch waͤr sie zu retten, aber — meine bittre Armuth! O faͤnde sich doch ein Menschenfreund, der sich meiner erbarmte, und mir ein Plaͤtzchen auf Gottes grosser Welt anwieß; vielleicht koͤnnte ich meine traurigen Erfahrungen zum besten meiner Mitbruͤder nutzen. —</p> <p>Das uͤbrige Detaillirte meiner Geschichte interessirt keinen, als mich — Auch muß ichs, da ich unmoͤglich mich noch kenntlicher machen kann, verschiedener anderer Personen wegen, verschweigen.</p><lb/> </div> <div n="3"> <head><hi rendition="#aq">III</hi>. Ein Korbmacher, der oftmals, gleichsam in einer Betaͤubung, ausnehmend erwecklich prediget.</head><lb/> <note type="editorial"> <bibl> <persName ref="#ref82"><note type="editorial"/>Varnhagen, J. A. T. L.</persName> </bibl> </note> <opener> <dateline>Wetterburg den 3ten October 1784.</dateline> </opener> <p><hi rendition="#b">Johann Conrad Mohk,</hi> in Buhlen, einem im Fuͤrstlich-Waldeckischen Amt Waldeck liegenden<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [41/0043]
Der Winter verstrich beinahe, aber die letzte Zeit, (o koͤnnte ich diese Tage wieder zuruͤckrufen) nicht mehr so schuldlos — Erlassen Sie mir eine Beschreibung, die mich zu sehr beugt; denn ich fuͤhle jetzt die Folgen desselben. — Jch bin gestraft dafuͤr, schrecklich gestraft. Der Himmel hat sich meiner Armuth bedient, um meine Schande der Welt vor Augen zu legen. Jch wollte eine Ungluͤckliche retten, und sie wurde durch ihre Liebe gegen mich noch ungluͤcklicher. Noch waͤr sie zu retten, aber — meine bittre Armuth! O faͤnde sich doch ein Menschenfreund, der sich meiner erbarmte, und mir ein Plaͤtzchen auf Gottes grosser Welt anwieß; vielleicht koͤnnte ich meine traurigen Erfahrungen zum besten meiner Mitbruͤder nutzen. —
Das uͤbrige Detaillirte meiner Geschichte interessirt keinen, als mich — Auch muß ichs, da ich unmoͤglich mich noch kenntlicher machen kann, verschiedener anderer Personen wegen, verschweigen.
III. Ein Korbmacher, der oftmals, gleichsam in einer Betaͤubung, ausnehmend erwecklich prediget.
Wetterburg den 3ten October 1784. Johann Conrad Mohk, in Buhlen, einem im Fuͤrstlich-Waldeckischen Amt Waldeck liegenden
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Zitationshilfe: | Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 3, St. 1. Berlin, 1785, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0301_1785/43>, abgerufen am 16.07.2024. |