Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 2, St. 2. Berlin, 1784.
Jn der zweiten Abtheilung aber lehret er sie alles übrige, was nöthig ist, um ihre Bildung vollkommen zu machen, nehmlich die Kraft und Eigenschaft der Verborum, und wie sie sich derselben nach den Genius der Sprache grammatisch richtig bedienen sollen, es sey im Reden oder im Schreiben. Wenige Tage, nachdem sie diesen Unterricht genossen haben, sind seine Schüler schon im Stande, einige Wörter deutlich auszusprechen. Die ganze erste Hälfte des Unterrichts wird binnen zwölf oder höchstens funfzehn Monathen vollendet, vorzüglich, wenn die Lehrlinge noch von zarterem Alter sind. Die andre Hälfte aber erfordert längere Zeit, wenn es damit zu einiger Vollkommenheit gebracht werden soll." So weit Perriere, der mir erlauben wird, zu sagen, daß diese Methode den Progressen der Lehrlingen sehr schädlich ist, weil er es zwölf oder vierzehn Monathe lang in ihrem Verstande dunkel bleiben läßt. Wir schlagen freilich einen ganz anderen Weg ein, indem wir in die Fußtapfen derer treten, die wir von unsrer frühesten Jugend an zu Lehrern gehabt haben, unsrer Ammen, Wärter, oder nur um wenige Zeit ältern Brüder und Anverwandten, denen es gar nicht so sehr um der Bildung unsres
Jn der zweiten Abtheilung aber lehret er sie alles uͤbrige, was noͤthig ist, um ihre Bildung vollkommen zu machen, nehmlich die Kraft und Eigenschaft der Verborum, und wie sie sich derselben nach den Genius der Sprache grammatisch richtig bedienen sollen, es sey im Reden oder im Schreiben. Wenige Tage, nachdem sie diesen Unterricht genossen haben, sind seine Schuͤler schon im Stande, einige Woͤrter deutlich auszusprechen. Die ganze erste Haͤlfte des Unterrichts wird binnen zwoͤlf oder hoͤchstens funfzehn Monathen vollendet, vorzuͤglich, wenn die Lehrlinge noch von zarterem Alter sind. Die andre Haͤlfte aber erfordert laͤngere Zeit, wenn es damit zu einiger Vollkommenheit gebracht werden soll.« So weit Perriere, der mir erlauben wird, zu sagen, daß diese Methode den Progressen der Lehrlingen sehr schaͤdlich ist, weil er es zwoͤlf oder vierzehn Monathe lang in ihrem Verstande dunkel bleiben laͤßt. Wir schlagen freilich einen ganz anderen Weg ein, indem wir in die Fußtapfen derer treten, die wir von unsrer fruͤhesten Jugend an zu Lehrern gehabt haben, unsrer Ammen, Waͤrter, oder nur um wenige Zeit aͤltern Bruͤder und Anverwandten, denen es gar nicht so sehr um der Bildung unsres <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0074" n="74"/><lb/> sind, als Essen und Trinken, Kleider, und Hausrath.</p> <p>Jn der zweiten Abtheilung aber lehret er sie alles uͤbrige, was noͤthig ist, um ihre Bildung vollkommen zu machen, nehmlich die Kraft und Eigenschaft der Verborum, und wie sie sich derselben nach den Genius der Sprache grammatisch richtig bedienen sollen, es sey im Reden oder im Schreiben.</p> <p>Wenige Tage, nachdem sie diesen Unterricht genossen haben, sind seine Schuͤler schon im Stande, einige Woͤrter deutlich auszusprechen.</p> <p>Die ganze erste Haͤlfte des Unterrichts wird binnen zwoͤlf oder hoͤchstens funfzehn Monathen vollendet, vorzuͤglich, wenn die Lehrlinge noch von zarterem Alter sind. Die andre Haͤlfte aber erfordert laͤngere Zeit, wenn es damit zu einiger Vollkommenheit gebracht werden soll.«</p> <p>So weit Perriere, der mir erlauben wird, zu sagen, daß diese Methode den Progressen der Lehrlingen sehr schaͤdlich ist, weil er es zwoͤlf oder vierzehn Monathe lang in ihrem Verstande dunkel bleiben laͤßt.</p> <p>Wir schlagen freilich einen ganz anderen Weg ein, indem wir in die Fußtapfen derer treten, die wir von unsrer fruͤhesten Jugend an zu Lehrern gehabt haben, unsrer Ammen, Waͤrter, oder nur um wenige Zeit aͤltern Bruͤder und Anverwandten, denen es gar nicht so sehr um der Bildung unsres<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [74/0074]
sind, als Essen und Trinken, Kleider, und Hausrath.
Jn der zweiten Abtheilung aber lehret er sie alles uͤbrige, was noͤthig ist, um ihre Bildung vollkommen zu machen, nehmlich die Kraft und Eigenschaft der Verborum, und wie sie sich derselben nach den Genius der Sprache grammatisch richtig bedienen sollen, es sey im Reden oder im Schreiben.
Wenige Tage, nachdem sie diesen Unterricht genossen haben, sind seine Schuͤler schon im Stande, einige Woͤrter deutlich auszusprechen.
Die ganze erste Haͤlfte des Unterrichts wird binnen zwoͤlf oder hoͤchstens funfzehn Monathen vollendet, vorzuͤglich, wenn die Lehrlinge noch von zarterem Alter sind. Die andre Haͤlfte aber erfordert laͤngere Zeit, wenn es damit zu einiger Vollkommenheit gebracht werden soll.«
So weit Perriere, der mir erlauben wird, zu sagen, daß diese Methode den Progressen der Lehrlingen sehr schaͤdlich ist, weil er es zwoͤlf oder vierzehn Monathe lang in ihrem Verstande dunkel bleiben laͤßt.
Wir schlagen freilich einen ganz anderen Weg ein, indem wir in die Fußtapfen derer treten, die wir von unsrer fruͤhesten Jugend an zu Lehrern gehabt haben, unsrer Ammen, Waͤrter, oder nur um wenige Zeit aͤltern Bruͤder und Anverwandten, denen es gar nicht so sehr um der Bildung unsres
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Zitationshilfe: | Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 2, St. 2. Berlin, 1784, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0202_1784/74>, abgerufen am 26.07.2024. |