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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 2, St. 1. Berlin, 1784.

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Andenken, an den Unterschied böser Menschen, die ich kennen lernte durch ihre Unfälle, davon man fast täglich was erzählte.

Jch habe oft nachher mit Vergnügen zurückgedacht, nachdem ich von dem so großen Pabst Hadrian dem Sechsten gelesen habe, daß er auch seiner Mutter die erste Erziehung bis ins sechste und siebente Jahr oft gedankt habe, wegen der festen Eindrücke, die sein kindlich Alter davon angenommen, und in unveränderlichen Keimen und Sprossen nach und nach fortgesetzt hat.

Esopi Fabeln mußte ich gar oft wieder erzählen; eine Anzahl Lateinischer Vocabeln gab mir mein Bruder die Woche zwei bis dreimal auf, und wenn ich sie gut lernte, bekam ich von meinem Vater ein Lob über Tische, etwas geschenkt, oder durfte mit ihm spatzieren gehen, da ich immer mehr Vocabeln lernte, und auf vorkommende Dinge schon anwendete.

II. Von seinen Jugendjahren.

Semlers Vater, welcher in Saalfeld Prediger und ein gerader ehrlicher Mann von sehr gesunder Vernunft war, hatte sich doch noch in seinem Alter zu der damals herrschenden Parthei der sogenannten Frommen, nebst seinem ältesten Sohne, mit hinüberziehen lassen, und wollte nun auch, daß sein jüngster Sohn sich zu dieser Parthei schlagen,


Andenken, an den Unterschied boͤser Menschen, die ich kennen lernte durch ihre Unfaͤlle, davon man fast taͤglich was erzaͤhlte.

Jch habe oft nachher mit Vergnuͤgen zuruͤckgedacht, nachdem ich von dem so großen Pabst Hadrian dem Sechsten gelesen habe, daß er auch seiner Mutter die erste Erziehung bis ins sechste und siebente Jahr oft gedankt habe, wegen der festen Eindruͤcke, die sein kindlich Alter davon angenommen, und in unveraͤnderlichen Keimen und Sprossen nach und nach fortgesetzt hat.

Esopi Fabeln mußte ich gar oft wieder erzaͤhlen; eine Anzahl Lateinischer Vocabeln gab mir mein Bruder die Woche zwei bis dreimal auf, und wenn ich sie gut lernte, bekam ich von meinem Vater ein Lob uͤber Tische, etwas geschenkt, oder durfte mit ihm spatzieren gehen, da ich immer mehr Vocabeln lernte, und auf vorkommende Dinge schon anwendete.

II. Von seinen Jugendjahren.

Semlers Vater, welcher in Saalfeld Prediger und ein gerader ehrlicher Mann von sehr gesunder Vernunft war, hatte sich doch noch in seinem Alter zu der damals herrschenden Parthei der sogenannten Frommen, nebst seinem aͤltesten Sohne, mit hinuͤberziehen lassen, und wollte nun auch, daß sein juͤngster Sohn sich zu dieser Parthei schlagen,

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[97/0099] Andenken, an den Unterschied boͤser Menschen, die ich kennen lernte durch ihre Unfaͤlle, davon man fast taͤglich was erzaͤhlte. Jch habe oft nachher mit Vergnuͤgen zuruͤckgedacht, nachdem ich von dem so großen Pabst Hadrian dem Sechsten gelesen habe, daß er auch seiner Mutter die erste Erziehung bis ins sechste und siebente Jahr oft gedankt habe, wegen der festen Eindruͤcke, die sein kindlich Alter davon angenommen, und in unveraͤnderlichen Keimen und Sprossen nach und nach fortgesetzt hat. Esopi Fabeln mußte ich gar oft wieder erzaͤhlen; eine Anzahl Lateinischer Vocabeln gab mir mein Bruder die Woche zwei bis dreimal auf, und wenn ich sie gut lernte, bekam ich von meinem Vater ein Lob uͤber Tische, etwas geschenkt, oder durfte mit ihm spatzieren gehen, da ich immer mehr Vocabeln lernte, und auf vorkommende Dinge schon anwendete. II. Von seinen Jugendjahren. Semlers Vater, welcher in Saalfeld Prediger und ein gerader ehrlicher Mann von sehr gesunder Vernunft war, hatte sich doch noch in seinem Alter zu der damals herrschenden Parthei der sogenannten Frommen, nebst seinem aͤltesten Sohne, mit hinuͤberziehen lassen, und wollte nun auch, daß sein juͤngster Sohn sich zu dieser Parthei schlagen,

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 2, St. 1. Berlin, 1784, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0201_1784/99>, abgerufen am 25.11.2024.