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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 2, St. 1. Berlin, 1784.

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den auswärtigen Geschäften ihres Handels, gegen eine gute Vergeltung seiner Dienste, gebrauchte; er auch wohl etwas zum Handel mit zuschoß, so konnte er auf doppelte Weise gewinnen, und darbei seine feine Sitten, und beim Kriegshandwerk gewonnene Erfahrungen und Geschicklichkeiten, brauchbar machen.

Daß an Simmens Entschlusse, den Preußischen Dienst zu verlassen, die Liebe mit Theil gehabt habe, lässet sich daraus vermuthen, daß er sich nicht lange nachher an seinem Geburtsort verheirathete. Durch die Verbindung, die er hier einging, kam er mit dem, mit dessen Blute er sich hernach befleckte, in eine gedoppelte Verschwägerung; denn Simmens Braut war Georg Schmidts leibliche Schwester, und dieser hatte Simmens Schwester zur ersten Frau.

Von Simmens Ehe höre ich nichts nachtheiliges, sie ward einträchtig und gut geführt, ohne daß ein Theil über den andern Beschwerden geäussert hätte. Dem entgegen, was man von ihm vermuthen sollte, wird er von solchen, die sein Haus kennen, als ein geselliger und sich sehr bequemender Ehemann beschrieben, der häuslichen auch gewöhnlicher Weise nur weiblichen Verrichtungen sich unterzogen habe.

Nun war Simmens neue Lebensart und Haushaltung an seinem Geburtsorte, wie es schien, gut eingerichtet. Er hielt sich fein, sein Betragen war ordentlich, bescheiden, und vor seinesgleichen vorzüg-


den auswaͤrtigen Geschaͤften ihres Handels, gegen eine gute Vergeltung seiner Dienste, gebrauchte; er auch wohl etwas zum Handel mit zuschoß, so konnte er auf doppelte Weise gewinnen, und darbei seine feine Sitten, und beim Kriegshandwerk gewonnene Erfahrungen und Geschicklichkeiten, brauchbar machen.

Daß an Simmens Entschlusse, den Preußischen Dienst zu verlassen, die Liebe mit Theil gehabt habe, laͤsset sich daraus vermuthen, daß er sich nicht lange nachher an seinem Geburtsort verheirathete. Durch die Verbindung, die er hier einging, kam er mit dem, mit dessen Blute er sich hernach befleckte, in eine gedoppelte Verschwaͤgerung; denn Simmens Braut war Georg Schmidts leibliche Schwester, und dieser hatte Simmens Schwester zur ersten Frau.

Von Simmens Ehe hoͤre ich nichts nachtheiliges, sie ward eintraͤchtig und gut gefuͤhrt, ohne daß ein Theil uͤber den andern Beschwerden geaͤussert haͤtte. Dem entgegen, was man von ihm vermuthen sollte, wird er von solchen, die sein Haus kennen, als ein geselliger und sich sehr bequemender Ehemann beschrieben, der haͤuslichen auch gewoͤhnlicher Weise nur weiblichen Verrichtungen sich unterzogen habe.

Nun war Simmens neue Lebensart und Haushaltung an seinem Geburtsorte, wie es schien, gut eingerichtet. Er hielt sich fein, sein Betragen war ordentlich, bescheiden, und vor seinesgleichen vorzuͤg-

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[44/0046] den auswaͤrtigen Geschaͤften ihres Handels, gegen eine gute Vergeltung seiner Dienste, gebrauchte; er auch wohl etwas zum Handel mit zuschoß, so konnte er auf doppelte Weise gewinnen, und darbei seine feine Sitten, und beim Kriegshandwerk gewonnene Erfahrungen und Geschicklichkeiten, brauchbar machen. Daß an Simmens Entschlusse, den Preußischen Dienst zu verlassen, die Liebe mit Theil gehabt habe, laͤsset sich daraus vermuthen, daß er sich nicht lange nachher an seinem Geburtsort verheirathete. Durch die Verbindung, die er hier einging, kam er mit dem, mit dessen Blute er sich hernach befleckte, in eine gedoppelte Verschwaͤgerung; denn Simmens Braut war Georg Schmidts leibliche Schwester, und dieser hatte Simmens Schwester zur ersten Frau. Von Simmens Ehe hoͤre ich nichts nachtheiliges, sie ward eintraͤchtig und gut gefuͤhrt, ohne daß ein Theil uͤber den andern Beschwerden geaͤussert haͤtte. Dem entgegen, was man von ihm vermuthen sollte, wird er von solchen, die sein Haus kennen, als ein geselliger und sich sehr bequemender Ehemann beschrieben, der haͤuslichen auch gewoͤhnlicher Weise nur weiblichen Verrichtungen sich unterzogen habe. Nun war Simmens neue Lebensart und Haushaltung an seinem Geburtsorte, wie es schien, gut eingerichtet. Er hielt sich fein, sein Betragen war ordentlich, bescheiden, und vor seinesgleichen vorzuͤg-

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 2, St. 1. Berlin, 1784, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0201_1784/46>, abgerufen am 30.04.2024.