Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 2, St. 1. Berlin, 1784.

Bild:
<< vorherige Seite

Es kamen wohl bei ihm viele Bewegungsgründe zusammen, die ihn vermochten, in seinem Vaterlande zu bleiben. Er hatte Freunde, die ihn dazu beredeten, und durch mancherlei Vergnügen, das sie ihm machten, an sich zogen; vielleicht mischte sich die Liebe bald darein, nach welcher er sich kurz hernach zu seiner Heirath entschloß. Er hatte viele Gunst bei Großen, und fand selbst Gelegenheit, die Gnade des Prinzen zu gewinnen. Der erlauchte Chef, der ihm den oben schon erwähnten Abschied von seinem alten Regimente ertheilte, ließ sich besonders angelegen seyn, ihn wieder in die Dienste seines angebohrnen Landesherrn, verhältnißmäßig anzubringen: Er hätte es gerne bei seinem unterhabenden Regimente gethan, allein dazu wollte sich keine Gelegenheit finden; es sollte bei den Landhusaren geschehen, die zu errichten damals in Vorschlag gebracht war, allein dieses Projekt zerschlug sich.

Wie er also seine Hofnungen theils vereitelt, theils in einer so ungewissen Ferne sahe, und nun schon der Bedenklichkeiten bei der Rückkehr zu seinem Husarenregimente zu viel waren, so konnte er dieselben, ohne Geschäfte und Verdienst zu haben, länger nicht abwarten. Er kaufte sich also in seinem Geburtsort an, ließ sich häußlich nieder, und trat zu einer Gesellschaft Viehhändler. Dieß war an seinem Orte der ansehnlichste, und für ihn verhältnißmäßigste, anständigste und angemessenste Erwerb. Denn da ihn seine Gesellschaft zu


Es kamen wohl bei ihm viele Bewegungsgruͤnde zusammen, die ihn vermochten, in seinem Vaterlande zu bleiben. Er hatte Freunde, die ihn dazu beredeten, und durch mancherlei Vergnuͤgen, das sie ihm machten, an sich zogen; vielleicht mischte sich die Liebe bald darein, nach welcher er sich kurz hernach zu seiner Heirath entschloß. Er hatte viele Gunst bei Großen, und fand selbst Gelegenheit, die Gnade des Prinzen zu gewinnen. Der erlauchte Chef, der ihm den oben schon erwaͤhnten Abschied von seinem alten Regimente ertheilte, ließ sich besonders angelegen seyn, ihn wieder in die Dienste seines angebohrnen Landesherrn, verhaͤltnißmaͤßig anzubringen: Er haͤtte es gerne bei seinem unterhabenden Regimente gethan, allein dazu wollte sich keine Gelegenheit finden; es sollte bei den Landhusaren geschehen, die zu errichten damals in Vorschlag gebracht war, allein dieses Projekt zerschlug sich.

Wie er also seine Hofnungen theils vereitelt, theils in einer so ungewissen Ferne sahe, und nun schon der Bedenklichkeiten bei der Ruͤckkehr zu seinem Husarenregimente zu viel waren, so konnte er dieselben, ohne Geschaͤfte und Verdienst zu haben, laͤnger nicht abwarten. Er kaufte sich also in seinem Geburtsort an, ließ sich haͤußlich nieder, und trat zu einer Gesellschaft Viehhaͤndler. Dieß war an seinem Orte der ansehnlichste, und fuͤr ihn verhaͤltnißmaͤßigste, anstaͤndigste und angemessenste Erwerb. Denn da ihn seine Gesellschaft zu

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0045" n="43"/><lb/>
            <p>Es kamen wohl bei ihm viele Bewegungsgru&#x0364;nde zusammen, die ihn vermochten, in  seinem Vaterlande zu bleiben. Er hatte Freunde, die ihn dazu beredeten, und  durch mancherlei Vergnu&#x0364;gen, <choice><corr>das</corr><sic>daß</sic></choice> sie ihm machten, an sich zogen; vielleicht mischte  sich die Liebe bald darein, nach welcher er sich kurz hernach zu seiner  Heirath entschloß. Er hatte viele Gunst bei Großen, und fand selbst  Gelegenheit, die Gnade des Prinzen zu gewinnen. Der erlauchte Chef, der ihm  den oben schon erwa&#x0364;hnten Abschied von seinem alten Regimente ertheilte, ließ  sich besonders angelegen seyn, ihn wieder in die Dienste seines angebohrnen  Landesherrn, verha&#x0364;ltnißma&#x0364;ßig anzubringen: Er ha&#x0364;tte es gerne bei seinem  unterhabenden Regimente gethan, allein dazu wollte sich keine Gelegenheit  finden; es sollte bei den Landhusaren geschehen, die zu errichten damals in  Vorschlag gebracht war, allein dieses Projekt zerschlug sich. </p>
            <p>Wie er also seine Hofnungen theils vereitelt, theils in einer so ungewissen  Ferne sahe, und nun schon der Bedenklichkeiten bei der Ru&#x0364;ckkehr zu seinem  Husarenregimente zu viel waren, so konnte er dieselben, ohne Gescha&#x0364;fte und  Verdienst zu haben, la&#x0364;nger nicht abwarten. Er kaufte sich also in seinem  <choice><corr>Geburtsort</corr><sic>Gebursort</sic></choice> an, ließ sich ha&#x0364;ußlich nieder, und trat zu  einer Gesellschaft Viehha&#x0364;ndler. Dieß war an seinem Orte der ansehnlichste,  und fu&#x0364;r ihn verha&#x0364;ltnißma&#x0364;ßigste, ansta&#x0364;ndigste und angemessenste Erwerb. Denn  da ihn seine Gesellschaft zu<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[43/0045] Es kamen wohl bei ihm viele Bewegungsgruͤnde zusammen, die ihn vermochten, in seinem Vaterlande zu bleiben. Er hatte Freunde, die ihn dazu beredeten, und durch mancherlei Vergnuͤgen, das sie ihm machten, an sich zogen; vielleicht mischte sich die Liebe bald darein, nach welcher er sich kurz hernach zu seiner Heirath entschloß. Er hatte viele Gunst bei Großen, und fand selbst Gelegenheit, die Gnade des Prinzen zu gewinnen. Der erlauchte Chef, der ihm den oben schon erwaͤhnten Abschied von seinem alten Regimente ertheilte, ließ sich besonders angelegen seyn, ihn wieder in die Dienste seines angebohrnen Landesherrn, verhaͤltnißmaͤßig anzubringen: Er haͤtte es gerne bei seinem unterhabenden Regimente gethan, allein dazu wollte sich keine Gelegenheit finden; es sollte bei den Landhusaren geschehen, die zu errichten damals in Vorschlag gebracht war, allein dieses Projekt zerschlug sich. Wie er also seine Hofnungen theils vereitelt, theils in einer so ungewissen Ferne sahe, und nun schon der Bedenklichkeiten bei der Ruͤckkehr zu seinem Husarenregimente zu viel waren, so konnte er dieselben, ohne Geschaͤfte und Verdienst zu haben, laͤnger nicht abwarten. Er kaufte sich also in seinem Geburtsort an, ließ sich haͤußlich nieder, und trat zu einer Gesellschaft Viehhaͤndler. Dieß war an seinem Orte der ansehnlichste, und fuͤr ihn verhaͤltnißmaͤßigste, anstaͤndigste und angemessenste Erwerb. Denn da ihn seine Gesellschaft zu

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung, University of Glasgow: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien (2015-06-09T11:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2015-06-09T11:00:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Die Umlautschreibung mit ›e‹ über dem Vokal wurden übernommen.
  • Die Majuskel I/J wurde nicht nach Lautwert transkribiert.
  • Verbessert wird nur bei eindeutigen Druckfehlern. Die editorischen Eingriffe sind stets nachgewiesen.
  • Zu Moritz’ Zeit war es üblich, bei mehrzeiligen Zitaten vor jeder Zeile Anführungsstriche zu setzen. Diese wiederholten Anführungsstriche des Originals werden stillschweigend getilgt.
  • Die Druckgestalt der Vorlagen (Absätze, Überschriften, Schriftgrade etc.) wird schematisiert wiedergegeben. Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Worteinfügungen der Herausgeber im edierten Text sowie Ergänzungen einzelner Buchstaben sind dokumentiert.
  • Die Originalseite wird als einzelne Seite in der Internetausgabe wiedergegeben. Von diesem Darstellungsprinzip wird bei langen, sich über mehr als eine Seite erstreckenden Fußnoten abgewichen. Die vollständige Fußnote erscheint in diesem Fall zusammenhängend an der ersten betreffenden Seite.
  • Die textkritischen Nachweise erfolgen in XML-Form nach dem DTABf-Schema: <choice><corr>[Verbesserung]</corr><sic>[Originaltext]</sic></choice> vorgenommen.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0201_1784
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0201_1784/45
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 2, St. 1. Berlin, 1784, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0201_1784/45>, abgerufen am 30.04.2024.