General Dietrichs, zu
verwechseln. Nicht lange nachher entwich er auch diesem, und nun faßte
er den Entschluß, zu seinen Ältern nach Dresden
zu- rückzukehren. Ehe er noch dahin gelangte, traf ihn ein
preußischer Werber in Duderstadt auf ei- nem Kaffeehause, der ihn durch
allerhand listige Wendungen, und Versprechungen einer dreijährigen
Kapitula- tion, dahin brachte, daß er wieder in preußische Dienste trat.
Er ward darauf dem hochlöblichen damaligen v.
Kleistischen Regiment übersandt, ohne daß auf die versprochene
Kapitulation weiter geachtet wurde. Dieß führet
Jnqui- sit Meyer als einen Hauptgrund seiner künfti- gen
liederlichen Lebensart an. Ausserdem, daß er sich zur Zeit, da er zum
Exerciren erscheinen sollen, zum öftern betrunken und sich ganze
Tage versteckt gehalten, fällt es ihm ein, seines Kame- raden
Sachen zu verkaufen und sich alsdann zu verbergen. Jn diesem Vorsatz geht er
am 22sten Jänner 1743 des Morgens früh aus. Als er
eben auf dem Neuköllnischenmarkte mit einer Fischerfrau wegen der
gestohlnen Sachen im Handel begriffen ist, trift ihn ein Unterofficier, der
ihn deshalb zur Rede stellt, und als dieser ihn zu arretiren drohet, so
ergreift er die Flucht und springt auf eines To- backsspinner Tonliers obersten Boden. Wie er hier eine Nacht
gesessen hat, so versucht er herun- terzusteigen, findet aber die Thür
des Bodens ver- schlossen. Weil er nun, wie er hernach sehr oft
wieder-
Magazin 1stes St. B
General Dietrichs, zu
verwechseln. Nicht lange nachher entwich er auch diesem, und nun faßte
er den Entschluß, zu seinen Aͤltern nach Dresden
zu- ruͤckzukehren. Ehe er noch dahin gelangte, traf ihn ein
preußischer Werber in Duderstadt auf ei- nem Kaffeehause, der ihn durch
allerhand listige Wendungen, und Versprechungen einer dreijaͤhrigen
Kapitula- tion, dahin brachte, daß er wieder in preußische Dienste trat.
Er ward darauf dem hochloͤblichen damaligen v.
Kleistischen Regiment uͤbersandt, ohne daß auf die versprochene
Kapitulation weiter geachtet wurde. Dieß fuͤhret
Jnqui- sit Meyer als einen Hauptgrund seiner kuͤnfti- gen
liederlichen Lebensart an. Ausserdem, daß er sich zur Zeit, da er zum
Exerciren erscheinen sollen, zum oͤftern betrunken und sich ganze
Tage versteckt gehalten, faͤllt es ihm ein, seines Kame- raden
Sachen zu verkaufen und sich alsdann zu verbergen. Jn diesem Vorsatz geht er
am 22sten Jaͤnner 1743 des Morgens fruͤh aus. Als er
eben auf dem Neukoͤllnischenmarkte mit einer Fischerfrau wegen der
gestohlnen Sachen im Handel begriffen ist, trift ihn ein Unterofficier, der
ihn deshalb zur Rede stellt, und als dieser ihn zu arretiren drohet, so
ergreift er die Flucht und springt auf eines To- backsspinner Tonliers obersten Boden. Wie er hier eine Nacht
gesessen hat, so versucht er herun- terzusteigen, findet aber die Thuͤr
des Bodens ver- schlossen. Weil er nun, wie er hernach sehr oft
wieder-
Magazin 1stes St. B
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General Dietrichs, zu verwechseln. Nicht lange
nachher entwich er auch diesem, und nun faßte er
den Entschluß, zu seinen Aͤltern nach Dresden zu-
ruͤckzukehren. Ehe er noch dahin gelangte, traf
ihn ein preußischer Werber in Duderstadt auf ei-
nem Kaffeehause, der ihn durch allerhand listige
Wendungen, und Versprechungen einer dreijaͤhrigen Kapitula-
tion, dahin brachte, daß er wieder in
preußische Dienste trat. Er ward darauf dem
hochloͤblichen damaligen v. Kleistischen Regiment
uͤbersandt, ohne daß auf die versprochene
Kapitulation weiter geachtet wurde. Dieß fuͤhret Jnqui-
sit Meyer als einen Hauptgrund seiner kuͤnfti-
gen liederlichen Lebensart an. Ausserdem,
daß er sich zur Zeit, da er zum Exerciren erscheinen
sollen, zum oͤftern betrunken und sich ganze Tage
versteckt gehalten, faͤllt es ihm ein, seines Kame-
raden Sachen zu verkaufen und sich alsdann zu
verbergen. Jn diesem Vorsatz geht er am 22sten
Jaͤnner 1743 des Morgens fruͤh aus. Als er eben
auf dem Neukoͤllnischenmarkte mit einer Fischerfrau
wegen der gestohlnen Sachen im Handel begriffen
ist, trift ihn ein Unterofficier, der ihn deshalb zur
Rede stellt, und als dieser ihn zu arretiren drohet,
so ergreift er die Flucht und springt auf eines To-
backsspinner Tonliers obersten Boden. Wie er
hier eine Nacht gesessen hat, so versucht er herun-
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Moritz, Karl Philipp: Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 1, St. 1. Berlin, 1783, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde01_1783/21>, abgerufen am 27.07.2024.
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