freuen, das heißt, es kann mit unserer Empfin- dung
der Freude eins werden, weil es in uns aus einer Reihe von Gedanken besteht,
die unsrer Freude Nahrung geben, oder der Stoff, nicht
aber die Ursach, derselben sind.
Sollte uns die Person an und für sich selber freuen, so müßte sich
auch der Gedanke an sie gleich- sam in unsre Freude verwandeln können,
wie denn dieses der Gedanke an ihre Handlungen wirklich thut; allein wir
bemerken hier einen Widerstand. Dieß kömmt vielleicht daher, weil zu
der Freude eine Reihe von Vorstellungen gehört, und die Per- son,
an und für sich selber, uns nur eine einzige Vorstellung
gewähren kann. Und weil wir über- dem auch die handelnde Kraft
von der Person nicht absondern können, so kann sich der Gedanke an
die- selbe auch niemals in unsre Freude so verweben, daß er ganzin Empfindung überginge, und daß wir uns
die Person nicht zugleich auch als die hervor- bringende Ursach unsrer Freude denken sollten.
Ob wir aber gleich einen Widerstand finden, wenn wir sagen wollten, du freuest mich, ich freue dich, so finden wir doch
keinen Widerstand zu sagen, ich freue mich über
dich. Dieses heißt soviel, als, die Person, über welche ich mich freue, bringt eine Reihe von Gedanken in
mir her- vor, und das Verhältniß dieser Gedanken gegen
den
freuen, das heißt, es kann mit unserer Empfin- dung
der Freude eins werden, weil es in uns aus einer Reihe von Gedanken besteht,
die unsrer Freude Nahrung geben, oder der Stoff, nicht
aber die Ursach, derselben sind.
Sollte uns die Person an und fuͤr sich selber freuen, so muͤßte sich
auch der Gedanke an sie gleich- sam in unsre Freude verwandeln koͤnnen,
wie denn dieses der Gedanke an ihre Handlungen wirklich thut; allein wir
bemerken hier einen Widerstand. Dieß koͤmmt vielleicht daher, weil zu
der Freude eine Reihe von Vorstellungen gehoͤrt, und die Per- son,
an und fuͤr sich selber, uns nur eine einzige Vorstellung
gewaͤhren kann. Und weil wir uͤber- dem auch die handelnde Kraft
von der Person nicht absondern koͤnnen, so kann sich der Gedanke an
die- selbe auch niemals in unsre Freude so verweben, daß er ganzin Empfindung uͤberginge, und daß wir uns
die Person nicht zugleich auch als die hervor- bringende Ursach unsrer Freude denken sollten.
Ob wir aber gleich einen Widerstand finden, wenn wir sagen wollten, du freuest mich, ich freue dich, so finden wir doch
keinen Widerstand zu sagen, ich freue mich uͤber
dich. Dieses heißt soviel, als, die Person, uͤber welche ich mich freue, bringt eine Reihe von Gedanken in
mir her- vor, und das Verhaͤltniß dieser Gedanken gegen
den
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freuen, das heißt, es kann mit unserer Empfin-
dung der Freude eins werden, weil es in uns aus
einer Reihe von Gedanken besteht, die unsrer Freude
Nahrung geben, oder der Stoff, nicht aber die
Ursach, derselben sind.
Sollte uns die Person an und fuͤr sich selber
freuen, so muͤßte sich auch der Gedanke an sie gleich-
sam in unsre Freude verwandeln koͤnnen, wie denn
dieses der Gedanke an ihre Handlungen wirklich
thut; allein wir bemerken hier einen Widerstand.
Dieß koͤmmt vielleicht daher, weil zu der Freude
eine Reihe von Vorstellungen gehoͤrt, und die Per-
son, an und fuͤr sich selber, uns nur eine einzige
Vorstellung gewaͤhren kann. Und weil wir uͤber-
dem auch die handelnde Kraft von der Person nicht
absondern koͤnnen, so kann sich der Gedanke an die-
selbe auch niemals in unsre Freude so verweben, daß
er ganzin Empfindung uͤberginge, und daß wir
uns die Person nicht zugleich auch als die hervor-
bringende Ursach unsrer Freude denken sollten.
Ob wir aber gleich einen Widerstand finden,
wenn wir sagen wollten, du freuest mich, ich
freue dich, so finden wir doch keinen Widerstand
zu sagen, ich freue mich uͤber dich. Dieses
heißt soviel, als, die Person, uͤber welche ich mich
freue, bringt eine Reihe von Gedanken in mir her-
vor, und das Verhaͤltniß dieser Gedanken gegen
den
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Jurgita Baranauskaite, Justus-Liebig-Universität: Konvertierung nach DTA-Basisformat
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Moritz, Karl Philipp: Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 1, St. 1. Berlin, 1783, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde01_1783/104>, abgerufen am 17.07.2024.
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