Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 1, St. 3. Berlin, 1783.
Sobald das zweite Stück dieses Magazins herauskam, und er es bei mir auf dem Tische liegen sahe, blätterte er es gleich sehr sorgfältig durch, um zu sehen, ob er wiederum seinen Nahmen darinn finden würde. III. Geschichte eines taub- und stummgebohrnen Frauenzimmers. ![]() Dorothea Johanna Catharina Klingesporn, ist den 4ten Mai 1751 hieselbst in Braunschweig gebohren. Jhr seeliger Vater, Christian Gottfried Klingesporn, war ein Musquetier, und ihre, auch schon längst verstorbene Mutter, hieß Jlse Maria Klingesporn. Diese Eltern erfuhren leider bald aus allerhand Proben, daß ihr Kind nicht müßte hören können; aber sie befürchteten hierbei nicht zugleich auch das andere traurige Elend, daß es stumm wäre. Jn den Jahren aber, da sich bei den Kindern sonst die völlige Sprache zeiget, bemerkten sie auch den Mangel der Sprache bei ihrem Kinde mehr denn zu gewiß. Ohngefähr da es sechs Jahr alt war, hat-
Sobald das zweite Stuͤck dieses Magazins herauskam, und er es bei mir auf dem Tische liegen sahe, blaͤtterte er es gleich sehr sorgfaͤltig durch, um zu sehen, ob er wiederum seinen Nahmen darinn finden wuͤrde. III. Geschichte eines taub- und stummgebohrnen Frauenzimmers. ![]() Dorothea Johanna Catharina Klingesporn, ist den 4ten Mai 1751 hieselbst in Braunschweig gebohren. Jhr seeliger Vater, Christian Gottfried Klingesporn, war ein Musquetier, und ihre, auch schon laͤngst verstorbene Mutter, hieß Jlse Maria Klingesporn. Diese Eltern erfuhren leider bald aus allerhand Proben, daß ihr Kind nicht muͤßte hoͤren koͤnnen; aber sie befuͤrchteten hierbei nicht zugleich auch das andere traurige Elend, daß es stumm waͤre. Jn den Jahren aber, da sich bei den Kindern sonst die voͤllige Sprache zeiget, bemerkten sie auch den Mangel der Sprache bei ihrem Kinde mehr denn zu gewiß. Ohngefaͤhr da es sechs Jahr alt war, hat- <TEI> <text> <body> <div> <div> <p><pb facs="#f0086" n="82"/><lb/> ter <hi rendition="#b">stolz</hi> und <hi rendition="#b">neidisch</hi> erklaͤrte, und bezeichnete, daß sie ebenfalls auf ihn gingen, so war nun seine Aergerlichkeit hieruͤber eben so groß, als vorher seine Freude daruͤber, daß er seinen Nahmen gedruckt sah. </p> <p>Sobald das zweite Stuͤck dieses Magazins herauskam, und er es bei mir auf dem Tische liegen sahe, blaͤtterte er es gleich sehr sorgfaͤltig durch, um zu sehen, ob er wiederum seinen Nahmen darinn finden wuͤrde. </p> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div> <head><hi rendition="#aq">III</hi>. Geschichte eines taub- und stummgebohrnen Frauenzimmers. </head><lb/> <note type="editorial"> <bibl> <persName ref="#ref120"><note type="editorial"/>Paulmann, Johann Ludwig</persName> </bibl> </note> <p>Dorothea Johanna Catharina Klingesporn, ist den 4ten Mai 1751 hieselbst in Braunschweig gebohren. Jhr seeliger Vater, Christian Gottfried Klingesporn, war ein Musquetier, und ihre, auch schon laͤngst verstorbene Mutter, hieß Jlse Maria Klingesporn. Diese Eltern erfuhren leider bald aus allerhand Proben, daß ihr Kind nicht muͤßte hoͤren koͤnnen; aber sie befuͤrchteten hierbei nicht zugleich auch das andere traurige Elend, daß es stumm waͤre. Jn den Jahren aber, da sich bei den Kindern sonst die voͤllige Sprache zeiget, bemerkten sie auch den Mangel der Sprache bei ihrem Kinde mehr denn zu gewiß. Ohngefaͤhr da es sechs Jahr alt war, hat-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [82/0086]
ter stolz und neidisch erklaͤrte, und bezeichnete, daß sie ebenfalls auf ihn gingen, so war nun seine Aergerlichkeit hieruͤber eben so groß, als vorher seine Freude daruͤber, daß er seinen Nahmen gedruckt sah.
Sobald das zweite Stuͤck dieses Magazins herauskam, und er es bei mir auf dem Tische liegen sahe, blaͤtterte er es gleich sehr sorgfaͤltig durch, um zu sehen, ob er wiederum seinen Nahmen darinn finden wuͤrde.
III. Geschichte eines taub- und stummgebohrnen Frauenzimmers.
Dorothea Johanna Catharina Klingesporn, ist den 4ten Mai 1751 hieselbst in Braunschweig gebohren. Jhr seeliger Vater, Christian Gottfried Klingesporn, war ein Musquetier, und ihre, auch schon laͤngst verstorbene Mutter, hieß Jlse Maria Klingesporn. Diese Eltern erfuhren leider bald aus allerhand Proben, daß ihr Kind nicht muͤßte hoͤren koͤnnen; aber sie befuͤrchteten hierbei nicht zugleich auch das andere traurige Elend, daß es stumm waͤre. Jn den Jahren aber, da sich bei den Kindern sonst die voͤllige Sprache zeiget, bemerkten sie auch den Mangel der Sprache bei ihrem Kinde mehr denn zu gewiß. Ohngefaͤhr da es sechs Jahr alt war, hat-
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Zitationshilfe: | Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 1, St. 3. Berlin, 1783, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0103_1783/86>, abgerufen am 16.02.2025. |