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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 1, St. 3. Berlin, 1783.

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wenn er solche mit der gewohnten Geschwindigkeit hersagt. Der Schreibmeister muß seine gewundenen Züge, und der Maler seine Pinselstriche mit Keckheit gleichsam hinwerfen, wenn sie gelingen sollen; und dieses wird hauptsächlich in allen Fällen nöthig seyn, wo die zusammengesetzte Handlung Ein stetiges Ganzes ausmachen soll, wie in den schönen Künsten und Wissenschaften der Fall ist. Alsdann muß durch die Schnelligkeit verhütet werden, daß keine fremde Nebenidee sich einschleiche, und der Zusammenhang der wirksamen Begriffe, so wie der organischen Regungen, die sich einander von selbst anrufen sollen, unterbreche. So oft dieses geschiehet, geräth die Handlung, wie wir gesehen, ins Stocken; die Seele muß, durch Bewußtseyn des Vorsatzes, von neuem wieder anfangen, und den ersten organischen Stoß geben; daher das Ganze seine Einheit und Stetigkeit verlieret. Das öftere Ablassen und Ansetzen der willkührlichen Handlung giebt ihr ein Ansehn der Aengstlichkeit, das Mißfallen erregt, wie solches an mühsamen Copien nach einer fremden Hand wahrgenommen wird, wo der Künstler nicht aus eigener freier Kraft und Jdeenverbindung, sondern immer nach Vorschrift und Muster wirken, das heißt, wo er die organischen Regungen nicht in ununterbrochener Reihe fortrücken lassen kann, sondern öfters absetzen, und wiederum von Neuem anfangen muß.



wenn er solche mit der gewohnten Geschwindigkeit hersagt. Der Schreibmeister muß seine gewundenen Zuͤge, und der Maler seine Pinselstriche mit Keckheit gleichsam hinwerfen, wenn sie gelingen sollen; und dieses wird hauptsaͤchlich in allen Faͤllen noͤthig seyn, wo die zusammengesetzte Handlung Ein stetiges Ganzes ausmachen soll, wie in den schoͤnen Kuͤnsten und Wissenschaften der Fall ist. Alsdann muß durch die Schnelligkeit verhuͤtet werden, daß keine fremde Nebenidee sich einschleiche, und der Zusammenhang der wirksamen Begriffe, so wie der organischen Regungen, die sich einander von selbst anrufen sollen, unterbreche. So oft dieses geschiehet, geraͤth die Handlung, wie wir gesehen, ins Stocken; die Seele muß, durch Bewußtseyn des Vorsatzes, von neuem wieder anfangen, und den ersten organischen Stoß geben; daher das Ganze seine Einheit und Stetigkeit verlieret. Das oͤftere Ablassen und Ansetzen der willkuͤhrlichen Handlung giebt ihr ein Ansehn der Aengstlichkeit, das Mißfallen erregt, wie solches an muͤhsamen Copien nach einer fremden Hand wahrgenommen wird, wo der Kuͤnstler nicht aus eigener freier Kraft und Jdeenverbindung, sondern immer nach Vorschrift und Muster wirken, das heißt, wo er die organischen Regungen nicht in ununterbrochener Reihe fortruͤcken lassen kann, sondern oͤfters absetzen, und wiederum von Neuem anfangen muß.


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[55/0059] wenn er solche mit der gewohnten Geschwindigkeit hersagt. Der Schreibmeister muß seine gewundenen Zuͤge, und der Maler seine Pinselstriche mit Keckheit gleichsam hinwerfen, wenn sie gelingen sollen; und dieses wird hauptsaͤchlich in allen Faͤllen noͤthig seyn, wo die zusammengesetzte Handlung Ein stetiges Ganzes ausmachen soll, wie in den schoͤnen Kuͤnsten und Wissenschaften der Fall ist. Alsdann muß durch die Schnelligkeit verhuͤtet werden, daß keine fremde Nebenidee sich einschleiche, und der Zusammenhang der wirksamen Begriffe, so wie der organischen Regungen, die sich einander von selbst anrufen sollen, unterbreche. So oft dieses geschiehet, geraͤth die Handlung, wie wir gesehen, ins Stocken; die Seele muß, durch Bewußtseyn des Vorsatzes, von neuem wieder anfangen, und den ersten organischen Stoß geben; daher das Ganze seine Einheit und Stetigkeit verlieret. Das oͤftere Ablassen und Ansetzen der willkuͤhrlichen Handlung giebt ihr ein Ansehn der Aengstlichkeit, das Mißfallen erregt, wie solches an muͤhsamen Copien nach einer fremden Hand wahrgenommen wird, wo der Kuͤnstler nicht aus eigener freier Kraft und Jdeenverbindung, sondern immer nach Vorschrift und Muster wirken, das heißt, wo er die organischen Regungen nicht in ununterbrochener Reihe fortruͤcken lassen kann, sondern oͤfters absetzen, und wiederum von Neuem anfangen muß.

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 1, St. 3. Berlin, 1783, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0103_1783/59>, abgerufen am 24.11.2024.