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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 1, St. 3. Berlin, 1783.

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süchtigen Empfindler zuzuhören, wenn er quelque chose de gracieux ou de noble vorlispelt, oder aus dem Buche hergrimmaßirt, -- dafür wollte ich jetzt lieber mit Eulenspiegeln in Gesellschaft seyn, -- mit dem alten. --



II. Ueber Anstrengung des Geistes. Bemerkungen von eben diesem ehemaligen Hypochondristen.

Anstrengung des Geistes ist für Gelehrte schlechterdings in einigem Grade unvermeidlich; man kann sich zwar nicht ganz davor hüten, aber unter gewissen Regeln, kann man sie sich weniger schädlich machen.

Erstlich suche man seine Gesundheit so stark wie möglich zu machen: so wird eine stärkere Anstrengung weniger schaden, als unter andern Umständen eine weit geringere. Vorzüglich ist der Gebrauch des guten Weins und Obstes ein Mittel, stärkere Anstrengung des Geistes länger zu ertragen.

Zweitens, arbeite man nicht lange unmittelbar aneinander mit dieser Anstrengung. Sobald es damit nicht recht mehr fort will, so lasse man dies sein Werk nicht nur sogleich liegen, sondern suche sich, wenn schon nur auf eine kurze Zeit, zu zer-


suͤchtigen Empfindler zuzuhoͤren, wenn er quelque chose de gracieux ou de noble vorlispelt, oder aus dem Buche hergrimmaßirt, ― dafuͤr wollte ich jetzt lieber mit Eulenspiegeln in Gesellschaft seyn, ― mit dem alten. ―



II. Ueber Anstrengung des Geistes. Bemerkungen von eben diesem ehemaligen Hypochondristen.

Anstrengung des Geistes ist fuͤr Gelehrte schlechterdings in einigem Grade unvermeidlich; man kann sich zwar nicht ganz davor huͤten, aber unter gewissen Regeln, kann man sie sich weniger schaͤdlich machen.

Erstlich suche man seine Gesundheit so stark wie moͤglich zu machen: so wird eine staͤrkere Anstrengung weniger schaden, als unter andern Umstaͤnden eine weit geringere. Vorzuͤglich ist der Gebrauch des guten Weins und Obstes ein Mittel, staͤrkere Anstrengung des Geistes laͤnger zu ertragen.

Zweitens, arbeite man nicht lange unmittelbar aneinander mit dieser Anstrengung. Sobald es damit nicht recht mehr fort will, so lasse man dies sein Werk nicht nur sogleich liegen, sondern suche sich, wenn schon nur auf eine kurze Zeit, zu zer-

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[105/0109] suͤchtigen Empfindler zuzuhoͤren, wenn er quelque chose de gracieux ou de noble vorlispelt, oder aus dem Buche hergrimmaßirt, ― dafuͤr wollte ich jetzt lieber mit Eulenspiegeln in Gesellschaft seyn, ― mit dem alten. ― II. Ueber Anstrengung des Geistes. Bemerkungen von eben diesem ehemaligen Hypochondristen. Anstrengung des Geistes ist fuͤr Gelehrte schlechterdings in einigem Grade unvermeidlich; man kann sich zwar nicht ganz davor huͤten, aber unter gewissen Regeln, kann man sie sich weniger schaͤdlich machen. Erstlich suche man seine Gesundheit so stark wie moͤglich zu machen: so wird eine staͤrkere Anstrengung weniger schaden, als unter andern Umstaͤnden eine weit geringere. Vorzuͤglich ist der Gebrauch des guten Weins und Obstes ein Mittel, staͤrkere Anstrengung des Geistes laͤnger zu ertragen. Zweitens, arbeite man nicht lange unmittelbar aneinander mit dieser Anstrengung. Sobald es damit nicht recht mehr fort will, so lasse man dies sein Werk nicht nur sogleich liegen, sondern suche sich, wenn schon nur auf eine kurze Zeit, zu zer-

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 1, St. 3. Berlin, 1783, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0103_1783/109>, abgerufen am 01.05.2024.