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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 10, St. 3. Berlin, 1793.

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jenige der Reihe nach zu verrichten, was er den Tag über bis auf den Augenblick des Paroxysmus verrichtet hat.


98-101.

Ein Mädchen von siebzehn Jahren war, nach einer ausgestandenen Kälte, in einen Schlaf gefallen, darin sie mit Händen allerlei Bewegungen gemacht, nachher gelächelt, und endlich laut zu lachen angefangen. Worauf bald weinende Mienen und thränende Augen wahrgenommen worden, bis sie endlich nach einer Viertelstunde wieder zu sich selbst gekommen, und von allen diesen Dingen nichts gewust.

Drei Tage nachher hat sich dieser Paroxysmus wieder eingefunden. Einige Tage darauf hat sie wegen zustoßender Mattigkeit bettlägrig werden müssen, da denn alle Tage, ja des Tages etliche mal sich obige Zufälle eingefunden. Sie machte im Schlafe allerlei Mienen, wodurch man Affekten auszudrücken pflegt; endlich hat sie zu reden angefangen, und alle ihr gethane Fragen ganz vernünftig beantwortet; wovon sie aber beim Erwachen niemals etwas gewust. Sang auch im Schlafe christliche Lieder, und wenn man mit einer Violin oder Klavier darein spielte, so hat sie die Musik und den Takt wohl beobachtet; auch wenn man ihr das Jnstrument gegeben, selbst gespielt.


jenige der Reihe nach zu verrichten, was er den Tag uͤber bis auf den Augenblick des Paroxysmus verrichtet hat.


98-101.

Ein Maͤdchen von siebzehn Jahren war, nach einer ausgestandenen Kaͤlte, in einen Schlaf gefallen, darin sie mit Haͤnden allerlei Bewegungen gemacht, nachher gelaͤchelt, und endlich laut zu lachen angefangen. Worauf bald weinende Mienen und thraͤnende Augen wahrgenommen worden, bis sie endlich nach einer Viertelstunde wieder zu sich selbst gekommen, und von allen diesen Dingen nichts gewust.

Drei Tage nachher hat sich dieser Paroxysmus wieder eingefunden. Einige Tage darauf hat sie wegen zustoßender Mattigkeit bettlaͤgrig werden muͤssen, da denn alle Tage, ja des Tages etliche mal sich obige Zufaͤlle eingefunden. Sie machte im Schlafe allerlei Mienen, wodurch man Affekten auszudruͤcken pflegt; endlich hat sie zu reden angefangen, und alle ihr gethane Fragen ganz vernuͤnftig beantwortet; wovon sie aber beim Erwachen niemals etwas gewust. Sang auch im Schlafe christliche Lieder, und wenn man mit einer Violin oder Klavier darein spielte, so hat sie die Musik und den Takt wohl beobachtet; auch wenn man ihr das Jnstrument gegeben, selbst gespielt.

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[97/0097] jenige der Reihe nach zu verrichten, was er den Tag uͤber bis auf den Augenblick des Paroxysmus verrichtet hat. 98-101. Ein Maͤdchen von siebzehn Jahren war, nach einer ausgestandenen Kaͤlte, in einen Schlaf gefallen, darin sie mit Haͤnden allerlei Bewegungen gemacht, nachher gelaͤchelt, und endlich laut zu lachen angefangen. Worauf bald weinende Mienen und thraͤnende Augen wahrgenommen worden, bis sie endlich nach einer Viertelstunde wieder zu sich selbst gekommen, und von allen diesen Dingen nichts gewust. Drei Tage nachher hat sich dieser Paroxysmus wieder eingefunden. Einige Tage darauf hat sie wegen zustoßender Mattigkeit bettlaͤgrig werden muͤssen, da denn alle Tage, ja des Tages etliche mal sich obige Zufaͤlle eingefunden. Sie machte im Schlafe allerlei Mienen, wodurch man Affekten auszudruͤcken pflegt; endlich hat sie zu reden angefangen, und alle ihr gethane Fragen ganz vernuͤnftig beantwortet; wovon sie aber beim Erwachen niemals etwas gewust. Sang auch im Schlafe christliche Lieder, und wenn man mit einer Violin oder Klavier darein spielte, so hat sie die Musik und den Takt wohl beobachtet; auch wenn man ihr das Jnstrument gegeben, selbst gespielt.

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 10, St. 3. Berlin, 1793, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde01003_1793/97>, abgerufen am 02.05.2024.