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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 10, St. 3. Berlin, 1793.

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Anfangs aber muß ihm freilich die natürliche Wortfolge leichter seyn, als die willkührliche. Durch vieles Beobachten auf die Wortfolge im Schreiben lernt er auch sie im Lesen beobachten. Nicht bloß Kinder und Taubstumme, sondern auch Erwachsene, die ihre Muttersprache in völligem Besitz haben, gerathen dennoch in Ansehung der zu sehr abstrakten und komponirten Worte nicht selten in Mißverständnisse und Vieldeutigkeit, die nur durch Bemühung der Philosophen, nach und nach gehoben werden können, wenn nicht diese selbst nicht selten, eben durch ihre an sich sehr löblichen Bemühungen die Worte richtig zu bestimmen, neue Misverständnisse veranlaßt hätten. Doch davon bei einer andern Gelegenheit!

S. Maimon


Nachtrag zur Seelenkrankheitskunde.
I. 83.

Eine besondere Art Krankheit, worin die mit dem Nachtwandeln ähnlichen Erscheinungen vorkommen.




Anfangs aber muß ihm freilich die natuͤrliche Wortfolge leichter seyn, als die willkuͤhrliche. Durch vieles Beobachten auf die Wortfolge im Schreiben lernt er auch sie im Lesen beobachten. Nicht bloß Kinder und Taubstumme, sondern auch Erwachsene, die ihre Muttersprache in voͤlligem Besitz haben, gerathen dennoch in Ansehung der zu sehr abstrakten und komponirten Worte nicht selten in Mißverstaͤndnisse und Vieldeutigkeit, die nur durch Bemuͤhung der Philosophen, nach und nach gehoben werden koͤnnen, wenn nicht diese selbst nicht selten, eben durch ihre an sich sehr loͤblichen Bemuͤhungen die Worte richtig zu bestimmen, neue Misverstaͤndnisse veranlaßt haͤtten. Doch davon bei einer andern Gelegenheit!

S. Maimon


Nachtrag zur Seelenkrankheitskunde.
I. 83.

Eine besondere Art Krankheit, worin die mit dem Nachtwandeln aͤhnlichen Erscheinungen vorkommen.



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[57/0057] Anfangs aber muß ihm freilich die natuͤrliche Wortfolge leichter seyn, als die willkuͤhrliche. Durch vieles Beobachten auf die Wortfolge im Schreiben lernt er auch sie im Lesen beobachten. Nicht bloß Kinder und Taubstumme, sondern auch Erwachsene, die ihre Muttersprache in voͤlligem Besitz haben, gerathen dennoch in Ansehung der zu sehr abstrakten und komponirten Worte nicht selten in Mißverstaͤndnisse und Vieldeutigkeit, die nur durch Bemuͤhung der Philosophen, nach und nach gehoben werden koͤnnen, wenn nicht diese selbst nicht selten, eben durch ihre an sich sehr loͤblichen Bemuͤhungen die Worte richtig zu bestimmen, neue Misverstaͤndnisse veranlaßt haͤtten. Doch davon bei einer andern Gelegenheit! S. Maimon Nachtrag zur Seelenkrankheitskunde. I. 83. Eine besondere Art Krankheit, worin die mit dem Nachtwandeln aͤhnlichen Erscheinungen vorkommen.

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 10, St. 3. Berlin, 1793, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde01003_1793/57>, abgerufen am 02.05.2024.