Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 10, St. 3. Berlin, 1793.

Bild:
<< vorherige Seite


Schreibens und Sprechens wirken, und die ihnen gemäßen körperlichen Veränderungen hervorbringen sollten.

Hier hatten sich mancherlei unzweckmäßige Jdeen dermaßen gehäuft, und die gedachte Verwirrung verursacht.

Die Aufmerksamkeit, so weit als es angieng, zu sammeln, und auf die geläufigen spekulativen Jdeen zu richten, war eben nicht das beste Mittel wider diese Verwirrung, die nicht die spekulativen, sondern die wirksamen Jdeen betraf. Alles übrige läßt sich aus dem vorhergehenden leicht erklären.

Anmerkung.

Dieser Aufsatz, der mit sehr vielem Scharfsinn und einer diesem Verfasser eigenthümlichen Eleganz des Stils abgefaßt worden ist, verdiente gewiß ganz gelesen zu werden. Jch stimme in der Erklärung des vorgelegten psychologischen Phänomens vollkommen überein, und bemerke nur so viel:

Der V. legt seiner Erklärung die aus der Erfahrung bekannte Verbindung von Seele und Körper, als Faktum, zum Grunde, ohne sich in die neuern Hypothesen über die Art dieser Verbindung einzulassen, (S. 48.) und hierin hat er vollkommen Recht. Aber diesem zufolge, sollte er auch die Substantialität der Seele als Jndividuum und ihr fortdauerndes Wirken, wenn auch ohne Bewustseyn, (50-51) die in der That auch


Schreibens und Sprechens wirken, und die ihnen gemaͤßen koͤrperlichen Veraͤnderungen hervorbringen sollten.

Hier hatten sich mancherlei unzweckmaͤßige Jdeen dermaßen gehaͤuft, und die gedachte Verwirrung verursacht.

Die Aufmerksamkeit, so weit als es angieng, zu sammeln, und auf die gelaͤufigen spekulativen Jdeen zu richten, war eben nicht das beste Mittel wider diese Verwirrung, die nicht die spekulativen, sondern die wirksamen Jdeen betraf. Alles uͤbrige laͤßt sich aus dem vorhergehenden leicht erklaͤren.

Anmerkung.

Dieser Aufsatz, der mit sehr vielem Scharfsinn und einer diesem Verfasser eigenthuͤmlichen Eleganz des Stils abgefaßt worden ist, verdiente gewiß ganz gelesen zu werden. Jch stimme in der Erklaͤrung des vorgelegten psychologischen Phaͤnomens vollkommen uͤberein, und bemerke nur so viel:

Der V. legt seiner Erklaͤrung die aus der Erfahrung bekannte Verbindung von Seele und Koͤrper, als Faktum, zum Grunde, ohne sich in die neuern Hypothesen uͤber die Art dieser Verbindung einzulassen, (S. 48.) und hierin hat er vollkommen Recht. Aber diesem zufolge, sollte er auch die Substantialitaͤt der Seele als Jndividuum und ihr fortdauerndes Wirken, wenn auch ohne Bewustseyn, (50-51) die in der That auch

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0036" n="36"/><lb/>
Schreibens und Sprechens wirken, und die ihnen                         gema&#x0364;ßen ko&#x0364;rperlichen Vera&#x0364;nderungen hervorbringen sollten.</p>
              <p>Hier hatten                         sich mancherlei unzweckma&#x0364;ßige Jdeen dermaßen geha&#x0364;uft, und die gedachte                         Verwirrung verursacht.</p>
              <p>Die Aufmerksamkeit, so weit als es angieng, zu                         sammeln, und auf die gela&#x0364;ufigen spekulativen Jdeen zu richten, war eben                         nicht das beste Mittel wider diese Verwirrung, die nicht die spekulativen,                         sondern die wirksamen Jdeen betraf. Alles u&#x0364;brige la&#x0364;ßt sich aus dem                         vorhergehenden leicht erkla&#x0364;ren.</p>
              <div n="5">
                <head>Anmerkung.</head><lb/>
                <p>Dieser                         Aufsatz, der mit sehr vielem Scharfsinn und einer diesem Verfasser                         eigenthu&#x0364;mlichen Eleganz des Stils abgefaßt worden ist, verdiente gewiß ganz                         gelesen zu werden. Jch stimme in der Erkla&#x0364;rung des vorgelegten                         psychologischen Pha&#x0364;nomens vollkommen u&#x0364;berein, und bemerke nur so                         viel:</p>
                <p>Der V. legt seiner Erkla&#x0364;rung die aus der Erfahrung bekannte <hi rendition="#b">Verbindung</hi> von Seele und Ko&#x0364;rper, als Faktum,                         zum Grunde, ohne sich in die neuern Hypothesen u&#x0364;ber die <hi rendition="#b">Art dieser Verbindung</hi> einzulassen, (S. 48.) und hierin hat er                         vollkommen Recht. Aber diesem zufolge, sollte er auch die Substantialita&#x0364;t                         der Seele als Jndividuum und ihr fortdauerndes Wirken, wenn auch ohne                         Bewustseyn, (50-51) die in der That auch<lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[36/0036] Schreibens und Sprechens wirken, und die ihnen gemaͤßen koͤrperlichen Veraͤnderungen hervorbringen sollten. Hier hatten sich mancherlei unzweckmaͤßige Jdeen dermaßen gehaͤuft, und die gedachte Verwirrung verursacht. Die Aufmerksamkeit, so weit als es angieng, zu sammeln, und auf die gelaͤufigen spekulativen Jdeen zu richten, war eben nicht das beste Mittel wider diese Verwirrung, die nicht die spekulativen, sondern die wirksamen Jdeen betraf. Alles uͤbrige laͤßt sich aus dem vorhergehenden leicht erklaͤren. Anmerkung. Dieser Aufsatz, der mit sehr vielem Scharfsinn und einer diesem Verfasser eigenthuͤmlichen Eleganz des Stils abgefaßt worden ist, verdiente gewiß ganz gelesen zu werden. Jch stimme in der Erklaͤrung des vorgelegten psychologischen Phaͤnomens vollkommen uͤberein, und bemerke nur so viel: Der V. legt seiner Erklaͤrung die aus der Erfahrung bekannte Verbindung von Seele und Koͤrper, als Faktum, zum Grunde, ohne sich in die neuern Hypothesen uͤber die Art dieser Verbindung einzulassen, (S. 48.) und hierin hat er vollkommen Recht. Aber diesem zufolge, sollte er auch die Substantialitaͤt der Seele als Jndividuum und ihr fortdauerndes Wirken, wenn auch ohne Bewustseyn, (50-51) die in der That auch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, University of Glasgow, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien (2015-06-09T11:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2015-06-09T11:00:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Die Umlautschreibung mit ›e‹ über dem Vokal wurden übernommen.
  • Die Majuskel I/J wurde nicht nach Lautwert transkribiert.
  • Verbessert wird nur bei eindeutigen Druckfehlern. Die editorischen Eingriffe sind stets nachgewiesen.
  • Zu Moritz’ Zeit war es üblich, bei mehrzeiligen Zitaten vor jeder Zeile Anführungsstriche zu setzen. Diese wiederholten Anführungsstriche des Originals werden stillschweigend getilgt.
  • Die Druckgestalt der Vorlagen (Absätze, Überschriften, Schriftgrade etc.) wird schematisiert wiedergegeben. Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Worteinfügungen der Herausgeber im edierten Text sowie Ergänzungen einzelner Buchstaben sind dokumentiert.
  • Die Originalseite wird als einzelne Seite in der Internetausgabe wiedergegeben. Von diesem Darstellungsprinzip wird bei langen, sich über mehr als eine Seite erstreckenden Fußnoten abgewichen. Die vollständige Fußnote erscheint in diesem Fall zusammenhängend an der ersten betreffenden Seite.
  • Die textkritischen Nachweise erfolgen in XML-Form nach dem DTABf-Schema: <choice><corr>[Verbesserung]</corr><sic>[Originaltext]</sic></choice> vorgenommen.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde01003_1793
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde01003_1793/36
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 10, St. 3. Berlin, 1793, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde01003_1793/36>, abgerufen am 22.11.2024.