Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 10, St. 3. Berlin, 1793.
Die psychologische Ursache des Traumes ist eine, durch die Würksamkeit der Sinne nicht unterbrochene Würksamkeit der Einbildungskraft. Jm Traume ist die Assoziationsart nicht nach einer Regel bestimmt; es kreuzen sich darin mehrere Assoziationsarten durch. Das Nachtwandeln ist ein höherer Grad des Traumes. Jn beiden geräth der Mensch einigermaßen außer sich; weil das Selbstbewußtseyn auf der Selbstmacht Jdeenreihen nach Willkühr fortzusetzen oder abzubrechen, und mit andern zu vertauschen beruhet, welche im Traume gänzlich mangelt. Die Assoziation im Traume und sonderlich im Nachtwandeln ist in Ansehung der herrschenden Jdeenreihe weit stärker und vollständiger als im Wachen; woraus verschiedene Erscheinungen dieser Zustände erklärt werden können. Die Unterbrechung einer objektiven, in der Erfahrung gegründeten Assoziationsreihe, ist ein Merkmal der Nichtwirklichkeit der Vorstellung außer uns. Es giebt dreierlei Assoziationsarten: 1) der Kontiguität, 2) der Aehnlichkeit, 3) der Dependenz. Die Assoziationsart der Kontiguität, wenn sie ihren höchsten Grad erlangt hat (wenn die zu assoziirenden Vorstellungen beständig in dieser Kontiguität sind) giebt ein Merkmal der Wirklichkeit;
Die psychologische Ursache des Traumes ist eine, durch die Wuͤrksamkeit der Sinne nicht unterbrochene Wuͤrksamkeit der Einbildungskraft. Jm Traume ist die Assoziationsart nicht nach einer Regel bestimmt; es kreuzen sich darin mehrere Assoziationsarten durch. Das Nachtwandeln ist ein hoͤherer Grad des Traumes. Jn beiden geraͤth der Mensch einigermaßen außer sich; weil das Selbstbewußtseyn auf der Selbstmacht Jdeenreihen nach Willkuͤhr fortzusetzen oder abzubrechen, und mit andern zu vertauschen beruhet, welche im Traume gaͤnzlich mangelt. Die Assoziation im Traume und sonderlich im Nachtwandeln ist in Ansehung der herrschenden Jdeenreihe weit staͤrker und vollstaͤndiger als im Wachen; woraus verschiedene Erscheinungen dieser Zustaͤnde erklaͤrt werden koͤnnen. Die Unterbrechung einer objektiven, in der Erfahrung gegruͤndeten Assoziationsreihe, ist ein Merkmal der Nichtwirklichkeit der Vorstellung außer uns. Es giebt dreierlei Assoziationsarten: 1) der Kontiguitaͤt, 2) der Aehnlichkeit, 3) der Dependenz. Die Assoziationsart der Kontiguitaͤt, wenn sie ihren hoͤchsten Grad erlangt hat (wenn die zu assoziirenden Vorstellungen bestaͤndig in dieser Kontiguitaͤt sind) giebt ein Merkmal der Wirklichkeit; <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0128" n="128"/><lb/> Ausbleiben der Wirkungen aus ihren im Traume vorgestellten Ursachen. 3) Der koͤrperliche Zustand des Schlafens.</p> <p>Die psychologische Ursache des Traumes ist eine, durch die Wuͤrksamkeit der Sinne nicht unterbrochene Wuͤrksamkeit der Einbildungskraft.</p> <p>Jm Traume ist die Assoziationsart nicht nach einer Regel bestimmt; es kreuzen sich darin mehrere Assoziationsarten durch.</p> <p>Das <hi rendition="#b">Nachtwandeln</hi> ist ein hoͤherer Grad des Traumes. Jn beiden geraͤth der Mensch einigermaßen <hi rendition="#b">außer sich;</hi> weil das <hi rendition="#b">Selbstbewußtseyn</hi> auf der <hi rendition="#b">Selbstmacht</hi> Jdeenreihen nach Willkuͤhr fortzusetzen oder abzubrechen, und mit andern zu vertauschen beruhet, welche im Traume gaͤnzlich mangelt. Die Assoziation im Traume und sonderlich im Nachtwandeln ist in Ansehung der herrschenden Jdeenreihe weit staͤrker und vollstaͤndiger als im Wachen; woraus verschiedene Erscheinungen dieser Zustaͤnde erklaͤrt werden koͤnnen. Die Unterbrechung einer objektiven, in der Erfahrung gegruͤndeten Assoziationsreihe, ist ein Merkmal der Nichtwirklichkeit der Vorstellung außer uns. Es giebt dreierlei Assoziationsarten: 1) der <hi rendition="#b">Kontiguitaͤt,</hi> 2) der <hi rendition="#b">Aehnlichkeit,</hi> 3) der Dependenz.</p> <p>Die Assoziationsart der Kontiguitaͤt, wenn sie ihren hoͤchsten Grad erlangt hat (wenn die zu assoziirenden Vorstellungen <hi rendition="#b">bestaͤndig</hi> in dieser Kontiguitaͤt sind) giebt ein Merkmal der <hi rendition="#b">Wirklichkeit;</hi><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [128/0128]
Ausbleiben der Wirkungen aus ihren im Traume vorgestellten Ursachen. 3) Der koͤrperliche Zustand des Schlafens.
Die psychologische Ursache des Traumes ist eine, durch die Wuͤrksamkeit der Sinne nicht unterbrochene Wuͤrksamkeit der Einbildungskraft.
Jm Traume ist die Assoziationsart nicht nach einer Regel bestimmt; es kreuzen sich darin mehrere Assoziationsarten durch.
Das Nachtwandeln ist ein hoͤherer Grad des Traumes. Jn beiden geraͤth der Mensch einigermaßen außer sich; weil das Selbstbewußtseyn auf der Selbstmacht Jdeenreihen nach Willkuͤhr fortzusetzen oder abzubrechen, und mit andern zu vertauschen beruhet, welche im Traume gaͤnzlich mangelt. Die Assoziation im Traume und sonderlich im Nachtwandeln ist in Ansehung der herrschenden Jdeenreihe weit staͤrker und vollstaͤndiger als im Wachen; woraus verschiedene Erscheinungen dieser Zustaͤnde erklaͤrt werden koͤnnen. Die Unterbrechung einer objektiven, in der Erfahrung gegruͤndeten Assoziationsreihe, ist ein Merkmal der Nichtwirklichkeit der Vorstellung außer uns. Es giebt dreierlei Assoziationsarten: 1) der Kontiguitaͤt, 2) der Aehnlichkeit, 3) der Dependenz.
Die Assoziationsart der Kontiguitaͤt, wenn sie ihren hoͤchsten Grad erlangt hat (wenn die zu assoziirenden Vorstellungen bestaͤndig in dieser Kontiguitaͤt sind) giebt ein Merkmal der Wirklichkeit;
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