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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 10, St. 3. Berlin, 1793.

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von der Seelenarzneikunde ausgeschlossen werden, indem sie in der That Körperkrankheiten sind, und als solche behandelt werden müssen. Eben so können angebohrne Schwächen der Seelenkräfte so wenig, als angebohrne Blindheit oder ein Buckel, Gegenstände der Arzneikunde überhaupt seyn. Also nur diejenigen Unvollkommenheiten der Seelenkräfte, welche so wenig angebohren, als durch den Zustand des Körpers verursacht, sondern in einem zur Gewohnheit gewordenen unrichtigen Gebrauch der niedern Seelenkräfte gegründet sind, können Seelenkrankheiten genannt werden.

Diejenigen Moralisten und Psychologen, die auf diesen Unterschied keine Rücksicht nehmen, und selbst solche Seelenkrankheiten, die in dem veränderten Zustand des Körpers ihren Grund haben durch ihre geistigen Mittel zu kuriren glauben, machen es hierin ungefähr wie die alten Hebräer, bei denen es heißt: "Wer mit Krätze geplagt ist, soll zum Priester gebracht werden." Ach nein! Er soll lieber zum Arzt gebracht werden.

S. M.


70-88.

Merkmale des Traums. 1) Unregelmäßigkeit in der Folge der Vorstellungen aufeinander, die wenn sie an Ungereimtheit gränzt, selbst im Traume zum Bewußtseyn gelangen kann. 2) Das


von der Seelenarzneikunde ausgeschlossen werden, indem sie in der That Koͤrperkrankheiten sind, und als solche behandelt werden muͤssen. Eben so koͤnnen angebohrne Schwaͤchen der Seelenkraͤfte so wenig, als angebohrne Blindheit oder ein Buckel, Gegenstaͤnde der Arzneikunde uͤberhaupt seyn. Also nur diejenigen Unvollkommenheiten der Seelenkraͤfte, welche so wenig angebohren, als durch den Zustand des Koͤrpers verursacht, sondern in einem zur Gewohnheit gewordenen unrichtigen Gebrauch der niedern Seelenkraͤfte gegruͤndet sind, koͤnnen Seelenkrankheiten genannt werden.

Diejenigen Moralisten und Psychologen, die auf diesen Unterschied keine Ruͤcksicht nehmen, und selbst solche Seelenkrankheiten, die in dem veraͤnderten Zustand des Koͤrpers ihren Grund haben durch ihre geistigen Mittel zu kuriren glauben, machen es hierin ungefaͤhr wie die alten Hebraͤer, bei denen es heißt: »Wer mit Kraͤtze geplagt ist, soll zum Priester gebracht werden.« Ach nein! Er soll lieber zum Arzt gebracht werden.

S. M.


70-88.

Merkmale des Traums. 1) Unregelmaͤßigkeit in der Folge der Vorstellungen aufeinander, die wenn sie an Ungereimtheit graͤnzt, selbst im Traume zum Bewußtseyn gelangen kann. 2) Das

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[127/0127] von der Seelenarzneikunde ausgeschlossen werden, indem sie in der That Koͤrperkrankheiten sind, und als solche behandelt werden muͤssen. Eben so koͤnnen angebohrne Schwaͤchen der Seelenkraͤfte so wenig, als angebohrne Blindheit oder ein Buckel, Gegenstaͤnde der Arzneikunde uͤberhaupt seyn. Also nur diejenigen Unvollkommenheiten der Seelenkraͤfte, welche so wenig angebohren, als durch den Zustand des Koͤrpers verursacht, sondern in einem zur Gewohnheit gewordenen unrichtigen Gebrauch der niedern Seelenkraͤfte gegruͤndet sind, koͤnnen Seelenkrankheiten genannt werden. Diejenigen Moralisten und Psychologen, die auf diesen Unterschied keine Ruͤcksicht nehmen, und selbst solche Seelenkrankheiten, die in dem veraͤnderten Zustand des Koͤrpers ihren Grund haben durch ihre geistigen Mittel zu kuriren glauben, machen es hierin ungefaͤhr wie die alten Hebraͤer, bei denen es heißt: »Wer mit Kraͤtze geplagt ist, soll zum Priester gebracht werden.« Ach nein! Er soll lieber zum Arzt gebracht werden. S. M. 70-88. Merkmale des Traums. 1) Unregelmaͤßigkeit in der Folge der Vorstellungen aufeinander, die wenn sie an Ungereimtheit graͤnzt, selbst im Traume zum Bewußtseyn gelangen kann. 2) Das

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 10, St. 3. Berlin, 1793, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde01003_1793/127>, abgerufen am 25.11.2024.