Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.

Bild:
<< vorherige Seite

Helden-Getichten.
lors, qu' il faut faire agir les fortes passi-
ons, dans lesquelles les mots de vous &
de votre n' auroient nulle force & nulle
grace.
Ist also eine Thorheit wann ei-
nige aus unzeitiger Höflichkeit/ das Wort
Ihr/ oder gar in der dritten Persohn
Er gebrauchen/ welches die Rede noch
vielmehr verstellet/ und in keinem Car-
mine
sich schicket.

Es ist eine andre art Getichte/ aber
in ungebundner Rede/ welche dennoch
mit guten Fug Helden-Getichte genannt
werden können. Dann sie sein von den
andern nicht unterschieden/ als nur bloß
an dem metro. Es hat aber Aristoteles
zugegeben/ daß auch ein Poema ohne Me-
tro
sein konnne. Solche sein die so ge-
nanten Romainen, von welcher Ursprung
nicht einerley Meinung ist. Einige schrei-
ben sie den Arabern zu/ einige den Spa-
niern/ einige den Frantzosen. Huetus
hat eine gelehrte Dissertation von ihrem
Ursprung in Frantzösischer Sprache ge-
schrieben. Dieser bringt ihre Erfindung

auff
x x 2

Helden-Getichten.
lors, qu’ il faut faire agir les fortes paſſi-
ons, dans lesquelles les mots de vous &
de votre n’ auroient nulle force & nulle
grace.
Iſt alſo eine Thorheit wann ei-
nige aus unzeitiger Hoͤflichkeit/ das Wort
Ihr/ oder gar in der dritten Perſohn
Er gebrauchen/ welches die Rede noch
vielmehr verſtellet/ und in keinem Car-
mine
ſich ſchicket.

Es iſt eine andre art Getichte/ aber
in ungebundner Rede/ welche dennoch
mit guten Fug Helden-Getichte genannt
werden koͤnnen. Dann ſie ſein von den
andern nicht unterſchieden/ als nur bloß
an dem metro. Es hat aber Ariſtoteles
zugegeben/ daß auch ein Poema ohne Me-
tro
ſein kōnne. Solche ſein die ſo ge-
nanten Romainen, von welcher Urſprung
nicht einerley Meinung iſt. Einige ſchrei-
ben ſie den Arabern zu/ einige den Spa-
niern/ einige den Frantzoſen. Huetus
hat eine gelehrte Diſſertation von ihrem
Urſprung in Frantzoͤſiſcher Sprache ge-
ſchrieben. Dieſer bringt ihre Erfindung

auff
x x 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0703" n="691"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Helden-Getichten.</hi></fw><lb/><hi rendition="#aq">lors, qu&#x2019; il faut faire agir les fortes pa&#x017F;&#x017F;i-<lb/>
ons, dans lesquelles les mots de <hi rendition="#i">vous</hi> &amp;<lb/>
de <hi rendition="#i">votre</hi> n&#x2019; auroient nulle force &amp; nulle<lb/>
grace.</hi> I&#x017F;t al&#x017F;o eine Thorheit wann ei-<lb/>
nige aus unzeitiger Ho&#x0364;flichkeit/ das Wort<lb/><hi rendition="#fr">Ihr/</hi> oder gar in der dritten Per&#x017F;ohn<lb/><hi rendition="#fr">Er</hi> gebrauchen/ welches die Rede noch<lb/>
vielmehr ver&#x017F;tellet/ und in keinem <hi rendition="#aq">Car-<lb/>
mine</hi> &#x017F;ich &#x017F;chicket.</p><lb/>
            <p>Es i&#x017F;t eine andre art Getichte/ aber<lb/>
in ungebundner Rede/ welche dennoch<lb/>
mit guten Fug Helden-Getichte genannt<lb/>
werden ko&#x0364;nnen. Dann &#x017F;ie &#x017F;ein von den<lb/>
andern nicht unter&#x017F;chieden/ als nur bloß<lb/>
an dem <hi rendition="#aq">metro.</hi> Es hat aber <hi rendition="#aq">Ari&#x017F;toteles</hi><lb/>
zugegeben/ daß auch ein <hi rendition="#aq">Poema</hi> ohne <hi rendition="#aq">Me-<lb/>
tro</hi> &#x017F;ein ko&#x0304;nne. Solche &#x017F;ein die &#x017F;o ge-<lb/>
nanten <hi rendition="#aq">Romainen,</hi> von welcher Ur&#x017F;prung<lb/>
nicht einerley Meinung i&#x017F;t. Einige &#x017F;chrei-<lb/>
ben &#x017F;ie den Arabern zu/ einige den Spa-<lb/>
niern/ einige den Frantzo&#x017F;en. <hi rendition="#aq">Huetus</hi><lb/>
hat eine gelehrte <hi rendition="#aq">Di&#x017F;&#x017F;ertation</hi> von ihrem<lb/>
Ur&#x017F;prung in Frantzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;cher Sprache ge-<lb/>
&#x017F;chrieben. Die&#x017F;er bringt ihre Erfindung<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">x x 2</fw><fw place="bottom" type="catch">auff</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[691/0703] Helden-Getichten. lors, qu’ il faut faire agir les fortes paſſi- ons, dans lesquelles les mots de vous & de votre n’ auroient nulle force & nulle grace. Iſt alſo eine Thorheit wann ei- nige aus unzeitiger Hoͤflichkeit/ das Wort Ihr/ oder gar in der dritten Perſohn Er gebrauchen/ welches die Rede noch vielmehr verſtellet/ und in keinem Car- mine ſich ſchicket. Es iſt eine andre art Getichte/ aber in ungebundner Rede/ welche dennoch mit guten Fug Helden-Getichte genannt werden koͤnnen. Dann ſie ſein von den andern nicht unterſchieden/ als nur bloß an dem metro. Es hat aber Ariſtoteles zugegeben/ daß auch ein Poema ohne Me- tro ſein kōnne. Solche ſein die ſo ge- nanten Romainen, von welcher Urſprung nicht einerley Meinung iſt. Einige ſchrei- ben ſie den Arabern zu/ einige den Spa- niern/ einige den Frantzoſen. Huetus hat eine gelehrte Diſſertation von ihrem Urſprung in Frantzoͤſiſcher Sprache ge- ſchrieben. Dieſer bringt ihre Erfindung auff x x 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/703
Zitationshilfe: Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682, S. 691. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/703>, abgerufen am 23.11.2024.