Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.

Bild:
<< vorherige Seite

der Reimschlüsse.
se dessen Erfindung den Frantzosen lassen.
Welches wie herrlich es etzlichen auch vor-
kommet/ so urtheilet dennoch der scharfsinni-
ge Censor Rapinus in seinen Reflexioni-
bus part. 2. n.
10. davon/ daß es eine
monotoniam habe/ und den unterscheid
des numeri nicht vorstellen könne/ ja
gar in einem langen poemate endlich ver-
drießlich falle. Joannes Boscanus und Gar-
cilasso de la Vega
haben es lieber in Spa-
nischer Sprache fahren lassen wollen/
und an statt dessen/ die bey den Italian-
nern gebräuchliche eilffsilbige Verse ange-
nommen/ wie Nicolaus Antonius in seiner
Bibliotheca Hispanica bezeuget/ in qui-
bus,
wie er sagt/ majestatem explicarent
styli atque uberiores venae latices abun-
dantius effunderent.
Man solte in den
Teutschen Sprache die Heldenart gleich-
falls hierin fast besser außdrücken können.
Worin die Eygenschafft dieser Verse be-
stehe/ ist allen bekant. Darunten wird
ein Exempel aus der 6. Ode des Horatii
vorgestellet. Man hat auch einige art

Ver-
r r 3

der Reimſchluͤſſe.
ſe deſſen Erfindung den Frantzoſen laſſen.
Welches wie herrlich es etzlichen auch vor-
kom̄et/ ſo urtheilet deñoch der ſcharfſiñi-
ge Cenſor Rapinus in ſeinen Reflexioni-
bus part. 2. n.
10. davon/ daß es eine
monotoniam habe/ und den unterſcheid
des numeri nicht vorſtellen koͤnne/ ja
gar in einem langen poëmate endlich ver-
drießlich falle. Joannes Boſcanus und Gar-
cilaſſo de la Vega
haben es lieber in Spa-
niſcher Sprache fahren laſſen wollen/
und an ſtatt deſſen/ die bey den Italiā-
nern gebraͤuchliche eilffſilbige Verſe ange-
nom̄en/ wie Nicolaus Antonius in ſeiner
Bibliotheca Hiſpanica bezeuget/ in qui-
bus,
wie er ſagt/ majeſtatem explicarent
ſtyli atque uberiores venæ latices abun-
dantius effunderent.
Man ſolte in den
Teutſchen Sprache die Heldenart gleich-
falls hierin faſt beſſer außdruͤcken koͤnnen.
Worin die Eygenſchafft dieſer Verſe be-
ſtehe/ iſt allen bekant. Darunten wird
ein Exempel aus der 6. Ode des Horatii
vorgeſtellet. Man hat auch einige art

Ver-
r r 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0641" n="629"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">der Reim&#x017F;chlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e.</hi></fw><lb/>
&#x017F;e de&#x017F;&#x017F;en Erfindung den Frantzo&#x017F;en la&#x017F;&#x017F;en.<lb/>
Welches wie herrlich es etzlichen auch vor-<lb/>
kom&#x0304;et/ &#x017F;o urtheilet den&#x0303;och der &#x017F;charf&#x017F;in&#x0303;i-<lb/>
ge <hi rendition="#aq">Cen&#x017F;or Rapinus</hi> in &#x017F;einen <hi rendition="#aq">Reflexioni-<lb/>
bus part. 2. n.</hi> 10. davon/ daß es eine<lb/><hi rendition="#aq">monotoniam</hi> habe/ und den unter&#x017F;cheid<lb/>
des <hi rendition="#aq">numeri</hi> nicht vor&#x017F;tellen ko&#x0364;nne/ ja<lb/>
gar in einem langen <hi rendition="#aq">poëmate</hi> endlich ver-<lb/>
drießlich falle. <hi rendition="#aq">Joannes Bo&#x017F;canus</hi> und <hi rendition="#aq">Gar-<lb/>
cila&#x017F;&#x017F;o de la Vega</hi> haben es lieber in Spa-<lb/>
ni&#x017F;cher Sprache fahren la&#x017F;&#x017F;en wollen/<lb/>
und an &#x017F;tatt de&#x017F;&#x017F;en/ die bey den Italia&#x0304;-<lb/>
nern gebra&#x0364;uchliche eilff&#x017F;ilbige Ver&#x017F;e ange-<lb/>
nom&#x0304;en/ wie <hi rendition="#aq">Nicolaus Antonius</hi> in &#x017F;einer<lb/><hi rendition="#aq">Bibliotheca Hi&#x017F;panica</hi> bezeuget/ <hi rendition="#aq">in qui-<lb/>
bus,</hi> wie er &#x017F;agt/ <hi rendition="#aq">maje&#x017F;tatem explicarent<lb/>
&#x017F;tyli atque uberiores venæ latices abun-<lb/>
dantius effunderent.</hi> Man &#x017F;olte in den<lb/>
Teut&#x017F;chen Sprache die Heldenart gleich-<lb/>
falls hierin fa&#x017F;t be&#x017F;&#x017F;er außdru&#x0364;cken ko&#x0364;nnen.<lb/>
Worin die Eygen&#x017F;chafft die&#x017F;er Ver&#x017F;e be-<lb/>
&#x017F;tehe/ i&#x017F;t allen bekant. Darunten wird<lb/>
ein Exempel aus der 6. Ode des <hi rendition="#aq">Horatii</hi><lb/>
vorge&#x017F;tellet. Man hat auch einige art<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">r r 3</fw><fw place="bottom" type="catch">Ver-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[629/0641] der Reimſchluͤſſe. ſe deſſen Erfindung den Frantzoſen laſſen. Welches wie herrlich es etzlichen auch vor- kom̄et/ ſo urtheilet deñoch der ſcharfſiñi- ge Cenſor Rapinus in ſeinen Reflexioni- bus part. 2. n. 10. davon/ daß es eine monotoniam habe/ und den unterſcheid des numeri nicht vorſtellen koͤnne/ ja gar in einem langen poëmate endlich ver- drießlich falle. Joannes Boſcanus und Gar- cilaſſo de la Vega haben es lieber in Spa- niſcher Sprache fahren laſſen wollen/ und an ſtatt deſſen/ die bey den Italiā- nern gebraͤuchliche eilffſilbige Verſe ange- nom̄en/ wie Nicolaus Antonius in ſeiner Bibliotheca Hiſpanica bezeuget/ in qui- bus, wie er ſagt/ majeſtatem explicarent ſtyli atque uberiores venæ latices abun- dantius effunderent. Man ſolte in den Teutſchen Sprache die Heldenart gleich- falls hierin faſt beſſer außdruͤcken koͤnnen. Worin die Eygenſchafft dieſer Verſe be- ſtehe/ iſt allen bekant. Darunten wird ein Exempel aus der 6. Ode des Horatii vorgeſtellet. Man hat auch einige art Ver- r r 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/641
Zitationshilfe: Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682, S. 629. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/641>, abgerufen am 19.05.2024.