Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.Das IX. Cap. Von dem Ursprung rum in den Psalmen Davids so zerstreu-et/ auffgesuchet. Aber Capellus wendet dagegen ein/ und zwar nicht ohne Fug/ daß wann man auff solche art die metra in den Reden suchen wolte/ nie keine Pro- sa sein würde/ darin sich nicht viele fin- den würde. Bleibt also bey ihnen alles ungewiß. Die die Araber zu den ersten Urheber der Reime machen/ bringen dennoch ihrer Meinung keinen so gründ- lichen Beweiß. Dann ich schwerlich gläube/ daß man von der Zeit an einige Carmina werde herbey bringen können. Jsaacus Vossius setzet den Ursprung die- ser Reimen auff die Zeiten/ wie die Go- then erstlich in Italien gekommen/ die die Lateinischen Verse nach den Reimen ihrer Landsart eingerichtet. Aber er bringet doch nichts hauptsanchliches zum Beweiß: Dann wann man die Poesin der alten Gothen ansieht/ so findet man/ so viel man nachricht haben kan/ keine Rei- me an dem Ende der Verse/ in den Lie- dern/ welche nach Caroli M. Zeiten geschrie- ben
Das IX. Cap. Von dem Urſprung rum in den Pſalmen Davids ſo zerſtreu-et/ auffgeſuchet. Aber Capellus wendet dagegen ein/ und zwar nicht ohne Fug/ daß wann man auff ſolche art die metra in den Reden ſuchen wolte/ nie keine Pro- ſa ſein wuͤrde/ darin ſich nicht viele fin- den wuͤrde. Bleibt alſo bey ihnen alles ungewiß. Die die Araber zu den erſten Urheber der Reime machen/ bringen dennoch ihrer Meinung keinen ſo gruͤnd- lichen Beweiß. Dann ich ſchwerlich glaͤube/ daß man von der Zeit an einige Carmina werde herbey bringen koͤnnen. Jſaacus Voſſius ſetzet den Urſprung die- ſer Reimen auff die Zeiten/ wie die Go- then erſtlich in Italien gekommen/ die die Lateiniſchen Verſe nach den Reimen ihrer Landsart eingerichtet. Aber er bringet doch nichts hauptſāchliches zum Beweiß: Dann wann man die Poeſin der alten Gothen anſieht/ ſo findet man/ ſo viel man nachricht haben kan/ keine Rei- me an dem Ende der Verſe/ in den Lie- dern/ welche nach Caroli M. Zeiten geſchrie- ben
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Das IX. Cap. Von dem Urſprung
rum in den Pſalmen Davids ſo zerſtreu-
et/ auffgeſuchet. Aber Capellus wendet
dagegen ein/ und zwar nicht ohne Fug/
daß wann man auff ſolche art die metra
in den Reden ſuchen wolte/ nie keine Pro-
ſa ſein wuͤrde/ darin ſich nicht viele fin-
den wuͤrde. Bleibt alſo bey ihnen alles
ungewiß. Die die Araber zu den erſten
Urheber der Reime machen/ bringen
dennoch ihrer Meinung keinen ſo gruͤnd-
lichen Beweiß. Dann ich ſchwerlich
glaͤube/ daß man von der Zeit an einige
Carmina werde herbey bringen koͤnnen.
Jſaacus Voſſius ſetzet den Urſprung die-
ſer Reimen auff die Zeiten/ wie die Go-
then erſtlich in Italien gekommen/ die
die Lateiniſchen Verſe nach den Reimen
ihrer Landsart eingerichtet. Aber er
bringet doch nichts hauptſāchliches zum
Beweiß: Dann wann man die Poeſin der
alten Gothen anſieht/ ſo findet man/ ſo
viel man nachricht haben kan/ keine Rei-
me an dem Ende der Verſe/ in den Lie-
dern/ welche nach Caroli M. Zeiten geſchrie-
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