Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.

Bild:
<< vorherige Seite
Verthedigung.

Es setzet Barthius hinzu: In eam rem alii
priscorum loci adduci possent, si Analecta
nostra poetica exscribere vellemus. Sufficit
Terentiani autoritas, qui rhythmos a me-
tris distinguit, ut utrumque genus in usu fu-
isse confiteatur. Et eam distinctionem
novit ultimum aevum, studio non igno-
rantia peccans.
Es werden aber allhie an-
dere rhythmi verstanden/ wie im folgen-
den cap. zu sehen. Ob nun zwar die Grie-
chen und Lateiner solche Reime nicht
durchgehends gebraucht/ dann die Fü-
gung und Abmessung der Rede läst es
nicht zu./ so sehen wir dennoch darauß/
daß solche Reime mit der Sprache selbst
gebohren werden/ und der Natur ge-
manß seind. Von welcher die Griechen
und Römer sich/ durch gesuchte Kunstre-
guln/ zu weit entfernet. Jsaacus Vossius
kan nicht leugnen/ daß die Reimen na-
turlich sein/ und das Ohr belustigen.
Aber er tadelt diß/ daß man der Natur
lieber als der Kunst folgen wolle. Er
sagt: p. 29. Frustra argumenta petuntur a

na-
Verthedigung.

Es ſetzet Barthius hinzu: In eam rem alii
priſcorum loci adduci poſſent, ſi Analecta
noſtra poëtica exſcribere vellemus. Sufficit
Terentiani autoritas, qui rhythmos à me-
tris diſtinguit, ut utrumque genus in uſu fu-
iſſe confiteatur. Et eam diſtinctionem
novit ultimum ævum, ſtudio non igno-
rantiâ peccans.
Es werden aber allhie an-
dere rhythmi verſtanden/ wie im folgen-
den cap. zu ſehen. Ob nun zwar die Grie-
chen und Lateiner ſolche Reime nicht
durchgehends gebraucht/ dann die Fuͤ-
gung und Abmeſſung der Rede laͤſt es
nicht zu./ ſo ſehen wir dennoch darauß/
daß ſolche Reime mit der Sprache ſelbſt
gebohren werden/ und der Natur ge-
māß ſeind. Von welcher die Griechen
und Roͤmer ſich/ durch geſuchte Kunſtre-
guln/ zu weit entfernet. Jſaacus Voſſius
kan nicht leugnen/ daß die Reimen na-
turlich ſein/ und das Ohr beluſtigen.
Aber er tadelt diß/ daß man der Natur
lieber als der Kunſt folgen wolle. Er
ſagt: p. 29. Fruſtra argumenta petuntur à

na-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0585" n="573"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Verthedigung.</hi> </fw><lb/>
            <p>Es &#x017F;etzet <hi rendition="#aq">Barthius</hi> hinzu: <hi rendition="#aq">In eam rem alii<lb/>
pri&#x017F;corum loci adduci po&#x017F;&#x017F;ent, &#x017F;i Analecta<lb/>
no&#x017F;tra poëtica ex&#x017F;cribere vellemus. Sufficit<lb/>
Terentiani autoritas, qui rhythmos à me-<lb/>
tris di&#x017F;tinguit, ut utrumque genus in u&#x017F;u fu-<lb/>
i&#x017F;&#x017F;e confiteatur. Et eam di&#x017F;tinctionem<lb/>
novit ultimum ævum, &#x017F;tudio non igno-<lb/>
rantiâ peccans.</hi> Es werden aber allhie an-<lb/>
dere <hi rendition="#aq">rhythmi</hi> ver&#x017F;tanden/ wie im folgen-<lb/>
den <hi rendition="#aq">cap.</hi> zu &#x017F;ehen. Ob nun zwar die Grie-<lb/>
chen und Lateiner &#x017F;olche Reime nicht<lb/>
durchgehends gebraucht/ dann die Fu&#x0364;-<lb/>
gung und Abme&#x017F;&#x017F;ung der Rede la&#x0364;&#x017F;t es<lb/>
nicht zu./ &#x017F;o &#x017F;ehen wir dennoch darauß/<lb/>
daß &#x017F;olche Reime mit der Sprache &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
gebohren werden/ und der Natur ge-<lb/>
ma&#x0304;ß &#x017F;eind. Von welcher die Griechen<lb/>
und Ro&#x0364;mer &#x017F;ich/ durch ge&#x017F;uchte Kun&#x017F;tre-<lb/>
guln/ zu weit entfernet. <hi rendition="#aq">J&#x017F;aacus Vo&#x017F;&#x017F;ius</hi><lb/>
kan nicht leugnen/ daß die Reimen na-<lb/>
turlich &#x017F;ein/ und das Ohr belu&#x017F;tigen.<lb/>
Aber er tadelt diß/ daß man der Natur<lb/>
lieber als der Kun&#x017F;t folgen wolle. Er<lb/>
&#x017F;agt: <hi rendition="#aq">p. 29. Fru&#x017F;tra argumenta petuntur à</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">na-</hi></fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[573/0585] Verthedigung. Es ſetzet Barthius hinzu: In eam rem alii priſcorum loci adduci poſſent, ſi Analecta noſtra poëtica exſcribere vellemus. Sufficit Terentiani autoritas, qui rhythmos à me- tris diſtinguit, ut utrumque genus in uſu fu- iſſe confiteatur. Et eam diſtinctionem novit ultimum ævum, ſtudio non igno- rantiâ peccans. Es werden aber allhie an- dere rhythmi verſtanden/ wie im folgen- den cap. zu ſehen. Ob nun zwar die Grie- chen und Lateiner ſolche Reime nicht durchgehends gebraucht/ dann die Fuͤ- gung und Abmeſſung der Rede laͤſt es nicht zu./ ſo ſehen wir dennoch darauß/ daß ſolche Reime mit der Sprache ſelbſt gebohren werden/ und der Natur ge- māß ſeind. Von welcher die Griechen und Roͤmer ſich/ durch geſuchte Kunſtre- guln/ zu weit entfernet. Jſaacus Voſſius kan nicht leugnen/ daß die Reimen na- turlich ſein/ und das Ohr beluſtigen. Aber er tadelt diß/ daß man der Natur lieber als der Kunſt folgen wolle. Er ſagt: p. 29. Fruſtra argumenta petuntur à na-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/585
Zitationshilfe: Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682, S. 573. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/585>, abgerufen am 23.11.2024.