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Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.

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Nothwendigkeit.
reimweiß anbefehlen/ und hingegen da
man etwas grosses vorzustellen/ sich
an die Nothwendigkeit eines so unnöthi-
gen Wortes so fest verbinden wolte/ daß
man offt seine Gedancken dem Reim
zu gefallen anndern müste. Ob nun zwar
dieses nicht ohn einigen Schein der War-
heit eingewandt wird/ so fehlt es doch
nicht an sattsamer Beantwortung/ wie
wir dann im folgenden Cap. mit mehren
davon handeln wollen. Diese und an-
dere Uhrsachen haben einige be-
wogen/ daß sie lieber ungereimte/ als
reimende Verse schreiben wollen.
Bey dem Ariosto sein Comoedien, wel-
che aus ungereimten Jambis bestehen.
Vossius urtheilet von ihnen: Multis illae
placuere, & certe dignae sunt, quae ab omni-
bus laudentur, propter ingenium, sed eti-
am quod eo carminis genere expressae sunt,
quod cantum admittat. Torquatus Tas-
sus
hat in seinem Amynta und Guarinus
in seinem Pastor Fido sich derselben Frey-
heit auch gebraucht. Petrarcha hat eini-

ge
n n 4

Nothwendigkeit.
reimweiß anbefehlen/ und hingegen da
man etwas groſſes vorzuſtellen/ ſich
an die Nothwendigkeit eines ſo unnoͤthi-
gen Wortes ſo feſt verbinden wolte/ daß
man offt ſeine Gedancken dem Reim
zu gefallen āndern muͤſte. Ob nun zwar
dieſes nicht ohn einigen Schein der War-
heit eingewandt wird/ ſo fehlt es doch
nicht an ſattſamer Beantwortung/ wie
wir dann im folgenden Cap. mit mehren
davon handeln wollen. Dieſe und an-
dere Uhrſachen haben einige be-
wogen/ daß ſie lieber ungereimte/ als
reimende Verſe ſchreiben wollen.
Bey dem Arioſto ſein Comœdien, wel-
che aus ungereimten Jambis beſtehen.
Voſſius urtheilet von ihnen: Multis illæ
placuere, & certè dignæ ſunt, quæ ab omni-
bus laudentur, propter ingenium, ſed eti-
am quod eo carminis genere expreſſæ ſunt,
quod cantum admittat. Torquatus Taſ-
ſus
hat in ſeinem Amynta und Guarinus
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heit auch gebraucht. Petrarcha hat eini-

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[567/0579] Nothwendigkeit. reimweiß anbefehlen/ und hingegen da man etwas groſſes vorzuſtellen/ ſich an die Nothwendigkeit eines ſo unnoͤthi- gen Wortes ſo feſt verbinden wolte/ daß man offt ſeine Gedancken dem Reim zu gefallen āndern muͤſte. Ob nun zwar dieſes nicht ohn einigen Schein der War- heit eingewandt wird/ ſo fehlt es doch nicht an ſattſamer Beantwortung/ wie wir dann im folgenden Cap. mit mehren davon handeln wollen. Dieſe und an- dere Uhrſachen haben einige be- wogen/ daß ſie lieber ungereimte/ als reimende Verſe ſchreiben wollen. Bey dem Arioſto ſein Comœdien, wel- che aus ungereimten Jambis beſtehen. Voſſius urtheilet von ihnen: Multis illæ placuere, & certè dignæ ſunt, quæ ab omni- bus laudentur, propter ingenium, ſed eti- am quod eo carminis genere expreſſæ ſunt, quod cantum admittat. Torquatus Taſ- ſus hat in ſeinem Amynta und Guarinus in ſeinem Paſtor Fido ſich derſelben Frey- heit auch gebraucht. Petrarcha hat eini- ge n n 4

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Zitationshilfe: Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682, S. 567. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/579>, abgerufen am 17.06.2024.