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Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.

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der Teutschen Sprache.
wisse Inversiones und Versetzungen staat
finden. Aristoteles hat in seinem Buch
de Poetica c. 12. vom Ariphrade angefüh-
ret/ daß er die Tragoedos außgelachet/
welche domaton apo vor apo domaton:
A'khilleos peri vor peri A'khilleos gesagt: A-
ber Aristoteles urtheilet gantz anders/
dann er beschuldiget den Ariphradem der
Unwissenheit/ daß er nicht unter eine ge-
meine und poetische oder vielmehr tra-
gische Rede zu unterscheiden gewust. Bey
dem Homero und andern findet man sol-
cher Exempel eine grosse Menge. Ist
also auch nicht ungereimt/ wann ich sa-
ge/ daß in der Teutschen Poesi einige
Versetzung/ jedoch nach art der Spra-
chen/ zugelassen sey. Wir wollen dessen
ein Exempel nehmen. Es ist eine Enun-
ciatio
die in richtiger Ordnung steht/ wann
ich in gemeiner Rede spreche: Ich wil
Gaben bringen.
Da stehet das Prono-
men
vor/ das verbum auxiliare folget.
Das verbum schliesset/ und hat seinen
Accusativum vor sich: ändert man diese

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kk 3

der Teutſchen Sprache.
wiſſe Inverſiones und Verſetzungen ſtaat
finden. Ariſtoteles hat in ſeinem Buch
de Poëtica c. 12. vom Ariphrade angefuͤh-
ret/ daß er die Tragœdos außgelachet/
welche δωμάτων ἀπὸ vor ἀπὸ δωμάτων:
Α᾽χιλλέως περὶ vor περὶ Α᾽χιλλέως geſagt: A-
ber Ariſtoteles urtheilet gantz anders/
dann er beſchuldiget den Ariphradem der
Unwiſſenheit/ daß er nicht unter eine ge-
meine und poetiſche oder vielmehr tra-
giſche Rede zu unterſcheiden gewuſt. Bey
dem Homero und andern findet man ſol-
cher Exempel eine groſſe Menge. Iſt
alſo auch nicht ungereimt/ wann ich ſa-
ge/ daß in der Teutſchen Poeſi einige
Verſetzung/ jedoch nach art der Spra-
chen/ zugelaſſen ſey. Wir wollen deſſen
ein Exempel nehmen. Es iſt eine Enun-
ciatio
die in richtiger Ordnung ſteht/ wañ
ich in gemeiner Rede ſpreche: Ich wil
Gaben bringen.
Da ſtehet das Prono-
men
vor/ das verbum auxiliare folget.
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[517/0529] der Teutſchen Sprache. wiſſe Inverſiones und Verſetzungen ſtaat finden. Ariſtoteles hat in ſeinem Buch de Poëtica c. 12. vom Ariphrade angefuͤh- ret/ daß er die Tragœdos außgelachet/ welche δωμάτων ἀπὸ vor ἀπὸ δωμάτων: Α᾽χιλλέως περὶ vor περὶ Α᾽χιλλέως geſagt: A- ber Ariſtoteles urtheilet gantz anders/ dann er beſchuldiget den Ariphradem der Unwiſſenheit/ daß er nicht unter eine ge- meine und poetiſche oder vielmehr tra- giſche Rede zu unterſcheiden gewuſt. Bey dem Homero und andern findet man ſol- cher Exempel eine groſſe Menge. Iſt alſo auch nicht ungereimt/ wann ich ſa- ge/ daß in der Teutſchen Poeſi einige Verſetzung/ jedoch nach art der Spra- chen/ zugelaſſen ſey. Wir wollen deſſen ein Exempel nehmen. Es iſt eine Enun- ciatio die in richtiger Ordnung ſteht/ wañ ich in gemeiner Rede ſpreche: Ich wil Gaben bringen. Da ſtehet das Prono- men vor/ das verbum auxiliare folget. Das verbum ſchlieſſet/ und hat ſeinen Accuſativum vor ſich: aͤndert man dieſe Ord- kk 3

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Zitationshilfe: Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682, S. 517. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/529>, abgerufen am 25.05.2024.