Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.

Bild:
<< vorherige Seite

Das IV. Cap. Von der Syntaxi
Ordnung; so hat es so fort einen fremb-
den Laut. Wann es aber in einen andern
contextum gesetzt wird/ als wann ein
membrum vorhergehet/ drauff das
andere eine apodosin hat/ so verändert
sich der numerus also fort. Zum Exem-
pel:

Wann nun das Neu Jahr komt/ so will ich Gaben bringen.

Da wird das pronomen hinter dem ver-
bo auxiliari
gesetzet. Der Accusativus kan
hinter dem verbo gesetzt werden/ wann
etwas auff den Accusativum folget/ das
sich auff denselben referiret als:

Wann andre bringen Gold/ so will ich bringen Gaben/
Die keine Zeit verzehrt.

Dann die Antithesis unter Gold und
Gaben macht diese übereinstimmung/
die in den Ohren nicht unlieblieblich klin-
get; Man könte zwar auch den Accusati-
vum
vorsetzen/ aber es hat einen viel
grössern Nachdruck/ wann er hinten
hergesetzet wird. Dergleichen Verß ist
bey dem Flemming

Diß/ was uns ist Verlust/ ist Mutter/ dein Gewinn.

Hie

Das IV. Cap. Von der Syntaxi
Ordnung; ſo hat es ſo fort einen fremb-
den Laut. Wann es aber in einen andern
contextum geſetzt wird/ als wann ein
membrum vorhergehet/ drauff das
andere eine ἀπόδοσιν hat/ ſo veraͤndert
ſich der numerus alſo fort. Zum Exem-
pel:

Wann nun das Neu Jahr komt/ ſo will ich Gaben bringen.

Da wird das pronomen hinter dem ver-
bo auxiliari
geſetzet. Der Accuſativus kan
hinter dem verbo geſetzt werden/ wann
etwas auff den Accuſativum folget/ das
ſich auff denſelben referiret als:

Wann andre bringen Gold/ ſo will ich bringen Gaben/
Die keine Zeit verzehrt.

Dann die Antitheſis unter Gold und
Gaben macht dieſe uͤbereinſtimmung/
die in den Ohren nicht unlieblieblich klin-
get; Man koͤnte zwar auch den Accuſati-
vum
vorſetzen/ aber es hat einen viel
groͤſſern Nachdruck/ wann er hinten
hergeſetzet wird. Dergleichen Verß iſt
bey dem Flemming

Diß/ was uns iſt Verluſt/ iſt Mutter/ dein Gewinn.

Hie
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0530" n="518"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das <hi rendition="#aq">IV.</hi> Cap. Von der <hi rendition="#aq">Syntaxi</hi></hi></fw><lb/>
Ordnung; &#x017F;o hat es &#x017F;o fort einen fremb-<lb/>
den Laut. Wann es aber in einen andern<lb/><hi rendition="#aq">contextum</hi> ge&#x017F;etzt wird/ als wann ein<lb/><hi rendition="#aq">membrum</hi> vorhergehet/ drauff das<lb/>
andere eine &#x1F00;&#x03C0;&#x03CC;&#x03B4;&#x03BF;&#x03C3;&#x03B9;&#x03BD; hat/ &#x017F;o vera&#x0364;ndert<lb/>
&#x017F;ich der <hi rendition="#aq">numerus</hi> al&#x017F;o fort. Zum Exem-<lb/>
pel:</p><lb/>
            <lg type="poem">
              <l>Wann nun das Neu Jahr komt/ &#x017F;o will ich Gaben bringen.</l>
            </lg><lb/>
            <p>Da wird das <hi rendition="#aq">pronomen</hi> hinter dem <hi rendition="#aq">ver-<lb/>
bo auxiliari</hi> ge&#x017F;etzet. Der <hi rendition="#aq">Accu&#x017F;ativus</hi> kan<lb/>
hinter dem <hi rendition="#aq">verbo</hi> ge&#x017F;etzt werden/ wann<lb/>
etwas auff den <hi rendition="#aq">Accu&#x017F;ativum</hi> folget/ das<lb/>
&#x017F;ich auff den&#x017F;elben <hi rendition="#aq">referiret</hi> als:</p><lb/>
            <lg type="poem">
              <l>Wann andre bringen Gold/ &#x017F;o will ich bringen Gaben/</l><lb/>
              <l>Die keine Zeit verzehrt.</l>
            </lg><lb/>
            <p>Dann die <hi rendition="#aq">Antithe&#x017F;is</hi> unter <hi rendition="#fr">Gold</hi> und<lb/><hi rendition="#fr">Gaben</hi> macht die&#x017F;e u&#x0364;berein&#x017F;timmung/<lb/>
die in den Ohren nicht unlieblieblich klin-<lb/>
get; Man ko&#x0364;nte zwar auch den <hi rendition="#aq">Accu&#x017F;ati-<lb/>
vum</hi> vor&#x017F;etzen/ aber es hat einen viel<lb/>
gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ern Nachdruck/ wann er hinten<lb/>
herge&#x017F;etzet wird. Dergleichen Verß i&#x017F;t<lb/>
bey dem Flemming</p><lb/>
            <quote>
              <lg type="poem">
                <l>Diß/ was uns i&#x017F;t Verlu&#x017F;t/ i&#x017F;t Mutter/ dein Gewinn.</l>
              </lg>
            </quote><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Hie</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[518/0530] Das IV. Cap. Von der Syntaxi Ordnung; ſo hat es ſo fort einen fremb- den Laut. Wann es aber in einen andern contextum geſetzt wird/ als wann ein membrum vorhergehet/ drauff das andere eine ἀπόδοσιν hat/ ſo veraͤndert ſich der numerus alſo fort. Zum Exem- pel: Wann nun das Neu Jahr komt/ ſo will ich Gaben bringen. Da wird das pronomen hinter dem ver- bo auxiliari geſetzet. Der Accuſativus kan hinter dem verbo geſetzt werden/ wann etwas auff den Accuſativum folget/ das ſich auff denſelben referiret als: Wann andre bringen Gold/ ſo will ich bringen Gaben/ Die keine Zeit verzehrt. Dann die Antitheſis unter Gold und Gaben macht dieſe uͤbereinſtimmung/ die in den Ohren nicht unlieblieblich klin- get; Man koͤnte zwar auch den Accuſati- vum vorſetzen/ aber es hat einen viel groͤſſern Nachdruck/ wann er hinten hergeſetzet wird. Dergleichen Verß iſt bey dem Flemming Diß/ was uns iſt Verluſt/ iſt Mutter/ dein Gewinn. Hie

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/530
Zitationshilfe: Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682, S. 518. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/530>, abgerufen am 26.06.2024.