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Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.

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Das IV. Cap. Von der Syntaxi
Band nicht trennen/ und müssen die
adverbia und andere Particulae ihren ge-
wissen Platz behalten/ der in Lateini-
scher Sprache sich vielfältig anndern kan.
Diß ist eben der so genante Numerus in
der Rede/ der noch viel geheimes in sich
hat/ und von niemand noch zur Zeit recht
untersuchet ist. In Lateinischer Spra-
che hat es viel auff sich/ so gar/ daß ich
den vor den besten Meister derselben
halten will/ der von dem rechten positu
der Wörter wird urtheilen können/ wel-
che Kunst dem Ciceroni und Virgilio in-
sonderheit mit tieffsinnigen Nachden-
cken abzuiernen ist. Es gläubt niemand/
was doch warhafftig ist/ quod voces &
phrases per se bonae sola junctura fieri pos-
sint ineptae & degeneres.
Aber hievon
kan an einem andern Ohrt weitläuffti-
ger geredet werden. Die Griechen und
Lateiner haben jederzeit das genus Orati-
onis
pephukos und peplasmenon unterschie-
den. Dist letzte ist/ was in Orationibus
und Carminibus gebraucht wird/ da ge-

wisse

Das IV. Cap. Von der Syntaxi
Band nicht trennen/ und muͤſſen die
adverbia und andere Particulæ ihren ge-
wiſſen Platz behalten/ der in Lateini-
ſcher Sprache ſich vielfaͤltig āndern kan.
Diß iſt eben der ſo genante Numerus in
der Rede/ der noch viel geheimes in ſich
hat/ und von niemand noch zur Zeit recht
unterſuchet iſt. In Lateiniſcher Spra-
che hat es viel auff ſich/ ſo gar/ daß ich
den vor den beſten Meiſter derſelben
halten will/ der von dem rechten poſitu
der Woͤrter wird urtheilen koͤnnen/ wel-
che Kunſt dem Ciceroni und Virgilio in-
ſonderheit mit tieffſinnigen Nachden-
cken abzuiernen iſt. Es glaͤubt niemand/
was doch warhafftig iſt/ quod voces &
phraſes per ſe bonæ ſolâ juncturâ fieri poſ-
ſint ineptæ & degeneres.
Aber hievon
kan an einem andern Ohrt weitlaͤuffti-
ger geredet werden. Die Griechen und
Lateiner haben jederzeit das genus Orati-
onis
πεφυκός und πεπλαςμένον unterſchie-
den. Diſt letzte iſt/ was in Orationibus
und Carminibus gebraucht wird/ da ge-

wiſſe
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[516/0528] Das IV. Cap. Von der Syntaxi Band nicht trennen/ und muͤſſen die adverbia und andere Particulæ ihren ge- wiſſen Platz behalten/ der in Lateini- ſcher Sprache ſich vielfaͤltig āndern kan. Diß iſt eben der ſo genante Numerus in der Rede/ der noch viel geheimes in ſich hat/ und von niemand noch zur Zeit recht unterſuchet iſt. In Lateiniſcher Spra- che hat es viel auff ſich/ ſo gar/ daß ich den vor den beſten Meiſter derſelben halten will/ der von dem rechten poſitu der Woͤrter wird urtheilen koͤnnen/ wel- che Kunſt dem Ciceroni und Virgilio in- ſonderheit mit tieffſinnigen Nachden- cken abzuiernen iſt. Es glaͤubt niemand/ was doch warhafftig iſt/ quod voces & phraſes per ſe bonæ ſolâ juncturâ fieri poſ- ſint ineptæ & degeneres. Aber hievon kan an einem andern Ohrt weitlaͤuffti- ger geredet werden. Die Griechen und Lateiner haben jederzeit das genus Orati- onis πεφυκός und πεπλαςμένον unterſchie- den. Diſt letzte iſt/ was in Orationibus und Carminibus gebraucht wird/ da ge- wiſſe

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Zitationshilfe: Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682, S. 516. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/528>, abgerufen am 25.05.2024.