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Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.

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der Teutschen Sprache.
im Teutschen Carmine erhalten. Einige
gehen gar zu weit/ und gebrauchen sich
einiger Versetzungen/ die den Teutschen
Ohren gar unlieblich klingen; welche
Freyheit bey den Oberländern sehr ge-
mein ist/ Und findet man deren sehr viel
Exempel bey Harstörffer/ Klai und
andern. Also klinget es der gebranuchli-
chen Außrede zu wider.

Die Geigen nicht schweigen/ versüssen den Laut.

wie auch dieses:

Die schöne Reuterey in schöner Ordnung steht
Ein jeder rüstet sich/ auff seinen Platz hingeht.

Herr Christian Weise/ der einen Un-
terricht von verfertigung der Teutschen
Getichte seinen Getichten angehänget/
ist gar zu sorgfältig in diesem stücke/ wann
er die Constructionem Prosaicam zu einer
vollkommenen Richtschnur setzet; Vermei-
ne derohalben nicht/ daß die von ihm
angeführte Verse

Der Himmel mag stürmen/ mag hitzen und blitzen:
Wann unter den Schirmen der Liebe wir sitzen

so gar zu tadeln/ ja ich vermeine
vielmehr/ daß es besser klinge/ wann in

dem
kk

der Teutſchen Sprache.
im Teutſchen Carmine erhalten. Einige
gehen gar zu weit/ und gebrauchen ſich
einiger Verſetzungen/ die den Teutſchen
Ohren gar unlieblich klingen; welche
Freyheit bey den Oberlaͤndern ſehr ge-
mein iſt/ Und findet man deren ſehr viel
Exempel bey Harſtoͤrffer/ Klai und
andern. Alſo klinget es der gebrāuchli-
chen Außrede zu wider.

Die Geigen nicht ſchweigen/ verſuͤſſen den Laut.

wie auch dieſes:

Die ſchoͤne Reuterey in ſchoͤner Ordnung ſteht
Ein jeder ruͤſtet ſich/ auff ſeinen Platz hingeht.

Herr Chriſtian Weiſe/ der einen Un-
terricht von verfertigung der Teutſchen
Getichte ſeinen Getichten angehaͤnget/
iſt gar zu ſorgfaͤltig in dieſem ſtuͤcke/ wann
er die Conſtructionem Proſaicam zu einer
vollkommenẽ Richtſchnur ſetzet; Vermei-
ne derohalben nicht/ daß die von ihm
angefuͤhrte Verſe

Der Himmel mag ſtuͤrmen/ mag hitzen und blitzen:
Wann unter den Schirmen der Liebe wir ſitzen

ſo gar zu tadeln/ ja ich vermeine
vielmehr/ daß es beſſer klinge/ wann in

dem
kk
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[513/0525] der Teutſchen Sprache. im Teutſchen Carmine erhalten. Einige gehen gar zu weit/ und gebrauchen ſich einiger Verſetzungen/ die den Teutſchen Ohren gar unlieblich klingen; welche Freyheit bey den Oberlaͤndern ſehr ge- mein iſt/ Und findet man deren ſehr viel Exempel bey Harſtoͤrffer/ Klai und andern. Alſo klinget es der gebrāuchli- chen Außrede zu wider. Die Geigen nicht ſchweigen/ verſuͤſſen den Laut. wie auch dieſes: Die ſchoͤne Reuterey in ſchoͤner Ordnung ſteht Ein jeder ruͤſtet ſich/ auff ſeinen Platz hingeht. Herr Chriſtian Weiſe/ der einen Un- terricht von verfertigung der Teutſchen Getichte ſeinen Getichten angehaͤnget/ iſt gar zu ſorgfaͤltig in dieſem ſtuͤcke/ wann er die Conſtructionem Proſaicam zu einer vollkommenẽ Richtſchnur ſetzet; Vermei- ne derohalben nicht/ daß die von ihm angefuͤhrte Verſe Der Himmel mag ſtuͤrmen/ mag hitzen und blitzen: Wann unter den Schirmen der Liebe wir ſitzen ſo gar zu tadeln/ ja ich vermeine vielmehr/ daß es beſſer klinge/ wann in dem kk

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Zitationshilfe: Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682, S. 513. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/525>, abgerufen am 26.06.2024.