Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.der Teutschen Sprache. schen Sprache das Wort dechoir vondem Lateinischen cadere komme/ und ist doch in Warheit nichts anders. Erstlich hat man das e finale weggeworffen und cader vor cadere gesaget wie die Italian- ner noch heutiges Tages. Hernach hat man das d heraußgestossen und caer dar- auß gemacht/ das noch die Spanier ge- brauchen. Einige haben gar car oder ker darauß gebildet/ wie die in der Picar- die es außsprechen. Die ein wenig lieb- licher in der Rede sein wollen/ haben es in cher veranndert/ wie es noch in alten Frantzonsischen Romainen gebraucht wird. Endlich hat man den Vocalem in einen diphthongum verwandelt und choir da- von gemacht/ davon das Compositum dechoir noch im Gebrauch ist. Wann einem das Stammwort nicht bekant were/ und die Mittel-Wörter noch ver- handen/ wer solte sagen/ daß dechoir von cadere komme. Eben auff diese art hat man viel Wörter in der Lateinischen Sprache/ die durch viele Veränderung erst-
der Teutſchen Sprache. ſchen Sprache das Wort dechoir vondem Lateiniſchen cadere komme/ und iſt doch in Warheit nichts anders. Erſtlich hat man das e finale weggeworffen und cader vor cadere geſaget wie die Italiā- ner noch heutiges Tages. Hernach hat man das d heraußgeſtoſſen und caer dar- auß gemacht/ das noch die Spanier ge- brauchen. Einige haben gar câr oder kêr darauß gebildet/ wie die in der Picar- die es außſprechen. Die ein wenig lieb- licher in der Rede ſein wollen/ haben es in cher verāndert/ wie es noch in alten Frantzōſiſchen Romainen gebraucht wird. Endlich hat man den Vocalem in einen diphthongum verwandelt und choir da- von gemacht/ davon das Compoſitum dechoir noch im Gebrauch iſt. Wann einem das Stammwort nicht bekant were/ und die Mittel-Woͤrter noch ver- handen/ wer ſolte ſagen/ daß dechoir von cadere komme. Eben auff dieſe art hat man viel Woͤrter in der Lateiniſchen Sprache/ die durch viele Veraͤnderung erſt-
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ſchen Sprache das Wort dechoir von
dem Lateiniſchen cadere komme/ und iſt
doch in Warheit nichts anders. Erſtlich
hat man das e finale weggeworffen und
cader vor cadere geſaget wie die Italiā-
ner noch heutiges Tages. Hernach hat
man das d heraußgeſtoſſen und caer dar-
auß gemacht/ das noch die Spanier ge-
brauchen. Einige haben gar câr oder
kêr darauß gebildet/ wie die in der Picar-
die es außſprechen. Die ein wenig lieb-
licher in der Rede ſein wollen/ haben es in
cher verāndert/ wie es noch in alten
Frantzōſiſchen Romainen gebraucht wird.
Endlich hat man den Vocalem in einen
diphthongum verwandelt und choir da-
von gemacht/ davon das Compoſitum
dechoir noch im Gebrauch iſt. Wann
einem das Stammwort nicht bekant
were/ und die Mittel-Woͤrter noch ver-
handen/ wer ſolte ſagen/ daß dechoir von
cadere komme. Eben auff dieſe art hat
man viel Woͤrter in der Lateiniſchen
Sprache/ die durch viele Veraͤnderung
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Zitationshilfe: | Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682, S. 491. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/503>, abgerufen am 29.07.2024. |