Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.

Bild:
<< vorherige Seite

Das III. Cap. Von der Etymologia
in der Teutschen Sprache von grosser
Erheblichkeit. Sie kan aber auff zwey-
erley art betrachtet werden/ erstlich/
wann man der Stammwörter Ursprung
selbst untersuchet/ und auch aus andern
Sprachen herbey holet. Zum andern/
wann man die Eygenschafft jeglicher Wör-
ter in Betrachtung ziehet/ und ihre Be-
deutunge nach den neun Haupttheilun-
gen der Rede und deren Abtheilung und
Verwandschafft erörtert. Von der er-
sten art der Etymologie haben wir in dem
ersten Theil weitläufftig gehandelt/ und
were der Mühe werth/ daß man alles
am genauesten unter suchte: welches keine
gemeine Scharffsinnigkeit erfodert. Ei-
ne Hauptregul ist/ wie ich schon vorhin
erwiesen/ daß man nicht so sehr auff die
Gleichheit/ als auff die Veränderung
der Wörter sehe. Dann es kommen
bißweilen Wörter von andern her/ die
fast keinen Buchstaben gleich haben/ und
kan doch gar klanrlich dargethan werden.
Wer solte meinen daß in der Frantzösi-

schen

Das III. Cap. Von der Etymologiâ
in der Teutſchen Sprache von groſſer
Erheblichkeit. Sie kan aber auff zwey-
erley art betrachtet werden/ erſtlich/
wann man der Stammwoͤrter Urſprung
ſelbſt unterſuchet/ und auch aus andern
Sprachen herbey holet. Zum andern/
wann man die Eygenſchafft jeglicher Woͤꝛ-
ter in Betrachtung ziehet/ und ihre Be-
deutunge nach den neun Haupttheilun-
gen der Rede und deren Abtheilung und
Verwandſchafft eroͤrtert. Von der er-
ſten art der Etymologie haben wir in dem
erſten Theil weitlaͤufftig gehandelt/ und
were der Muͤhe werth/ daß man alles
am genaueſten unter ſuchte: welches keine
gemeine Scharffſinnigkeit erfodert. Ei-
ne Hauptregul iſt/ wie ich ſchon vorhin
erwieſen/ daß man nicht ſo ſehr auff die
Gleichheit/ als auff die Veraͤnderung
der Woͤrter ſehe. Dann es kommen
bißweilen Woͤrter von andern her/ die
faſt keinen Buchſtaben gleich haben/ und
kan doch gar klārlich dargethan werden.
Wer ſolte meinen daß in der Frantzoͤſi-

ſchen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0502" n="490"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das <hi rendition="#aq">III.</hi> Cap. Von der <hi rendition="#aq">Etymologiâ</hi></hi></fw><lb/>
in der Teut&#x017F;chen Sprache von gro&#x017F;&#x017F;er<lb/>
Erheblichkeit. Sie kan aber auff zwey-<lb/>
erley art betrachtet werden/ er&#x017F;tlich/<lb/>
wann man der Stammwo&#x0364;rter Ur&#x017F;prung<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t unter&#x017F;uchet/ und auch aus andern<lb/>
Sprachen herbey holet. Zum andern/<lb/>
wann man die Eygen&#x017F;chafft jeglicher Wo&#x0364;&#xA75B;-<lb/>
ter in Betrachtung ziehet/ und ihre Be-<lb/>
deutunge nach den neun Haupttheilun-<lb/>
gen der Rede und deren Abtheilung und<lb/>
Verwand&#x017F;chafft ero&#x0364;rtert. Von der er-<lb/>
&#x017F;ten art der <hi rendition="#aq">Etymologie</hi> haben wir in dem<lb/>
er&#x017F;ten Theil weitla&#x0364;ufftig gehandelt/ und<lb/>
were der Mu&#x0364;he werth/ daß man alles<lb/>
am genaue&#x017F;ten unter &#x017F;uchte: welches keine<lb/>
gemeine Scharff&#x017F;innigkeit erfodert. Ei-<lb/>
ne Hauptregul i&#x017F;t/ wie ich &#x017F;chon vorhin<lb/>
erwie&#x017F;en/ daß man nicht &#x017F;o &#x017F;ehr auff die<lb/>
Gleichheit/ als auff die Vera&#x0364;nderung<lb/>
der Wo&#x0364;rter &#x017F;ehe. Dann es kommen<lb/>
bißweilen Wo&#x0364;rter von andern her/ die<lb/>
fa&#x017F;t keinen Buch&#x017F;taben gleich haben/ und<lb/>
kan doch gar kla&#x0304;rlich dargethan werden.<lb/>
Wer &#x017F;olte meinen daß in der Frantzo&#x0364;&#x017F;i-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;chen</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[490/0502] Das III. Cap. Von der Etymologiâ in der Teutſchen Sprache von groſſer Erheblichkeit. Sie kan aber auff zwey- erley art betrachtet werden/ erſtlich/ wann man der Stammwoͤrter Urſprung ſelbſt unterſuchet/ und auch aus andern Sprachen herbey holet. Zum andern/ wann man die Eygenſchafft jeglicher Woͤꝛ- ter in Betrachtung ziehet/ und ihre Be- deutunge nach den neun Haupttheilun- gen der Rede und deren Abtheilung und Verwandſchafft eroͤrtert. Von der er- ſten art der Etymologie haben wir in dem erſten Theil weitlaͤufftig gehandelt/ und were der Muͤhe werth/ daß man alles am genaueſten unter ſuchte: welches keine gemeine Scharffſinnigkeit erfodert. Ei- ne Hauptregul iſt/ wie ich ſchon vorhin erwieſen/ daß man nicht ſo ſehr auff die Gleichheit/ als auff die Veraͤnderung der Woͤrter ſehe. Dann es kommen bißweilen Woͤrter von andern her/ die faſt keinen Buchſtaben gleich haben/ und kan doch gar klārlich dargethan werden. Wer ſolte meinen daß in der Frantzoͤſi- ſchen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/502
Zitationshilfe: Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682, S. 490. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/502>, abgerufen am 22.11.2024.