Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.

Bild:
<< vorherige Seite

Das II. Cap. Vom Alterthum
der alten Cimbrischen und Runischen
Buchstaben/ mit der Griechischen stellet
Olaus Wormius in seiner Literatura Runi-
ca c.
21. 22. vor. Der Herr Rudbeckius, des-
sen wir zuvor gedacht/ theilet zwar die
Europoeische Völcker in Scythen, Celten,
und Griechen/ und hält auch davor daß
sie von Sprachen unterschieden. Ich glau-
be aber wann dieser vortrefliche Mann
die Teutsche und deren vielerley Dia-
lectos
gründlich begriffen/ er so gar
grossen Unterscheid unter diesen Spra-
chen nicht finden/ und in vielen Din-
gen eine andere Meinung führen wür-
de. Es kommen dieselben in ihrem
Grunde überein/ wie dann Bibliander in
seinem Buch de ratione communi omni-
um linguarum
angemerckt/ daß von
2000 Teutschen Stammwörtern mehr
als 800 der Griechischen und Lateini-
schen Sprache gemein sein: welcher aber
eine weit grössere Zahl hätte außrechnen
können. Denn ich mich verpflichten wil/ in
einer jeden von den beiden Sprachen über

die

Das II. Cap. Vom Alterthum
der alten Cimbriſchen und Runiſchen
Buchſtaben/ mit der Griechiſchen ſtellet
Olaus Wormius in ſeiner Literaturâ Runi-
ca c.
21. 22. vor. Der Herr Rudbeckius, deſ-
ſen wir zuvor gedacht/ theilet zwar die
Europœiſche Voͤlcker in Scythen, Celten,
und Griechen/ und haͤlt auch davor daß
ſie von Sprachen unterſchieden. Ich glau-
be aber wann dieſer vortrefliche Mann
die Teutſche und deren vielerley Dia-
lectos
gruͤndlich begriffen/ er ſo gar
groſſen Unterſcheid unter dieſen Spra-
chen nicht finden/ und in vielen Din-
gen eine andere Meinung fuͤhren wuͤr-
de. Es kommen dieſelben in ihrem
Grunde uͤberein/ wie dann Bibliander in
ſeinem Buch de ratione communi omni-
um linguarum
angemerckt/ daß von
2000 Teutſchen Stammwoͤrtern mehr
als 800 der Griechiſchen und Lateini-
ſchen Sprache gemein ſein: welcher aber
eine weit groͤſſere Zahl haͤtte außrechnen
koͤnnen. Denn ich mich verpflichten wil/ in
einer jeden von den beiden Sprachen uͤber

die
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0038" n="26"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das <hi rendition="#aq">II.</hi> Cap. Vom Alterthum</hi></fw><lb/>
der alten Cimbri&#x017F;chen und Runi&#x017F;chen<lb/>
Buch&#x017F;taben/ mit der Griechi&#x017F;chen &#x017F;tellet<lb/><hi rendition="#aq">Olaus Wormius</hi> in &#x017F;einer <hi rendition="#aq">Literaturâ Runi-<lb/>
ca c.</hi> <hi rendition="#i">2</hi>1. 22. vor. Der Herr <hi rendition="#aq">Rudbeckius,</hi> de&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en wir zuvor gedacht/ theilet zwar die<lb/>
Europ&#x0153;i&#x017F;che Vo&#x0364;lcker in <hi rendition="#aq">Scythen, Celten,</hi><lb/>
und Griechen/ und ha&#x0364;lt auch davor daß<lb/>
&#x017F;ie von Sprachen unter&#x017F;chieden. Ich glau-<lb/>
be aber wann die&#x017F;er vortrefliche Mann<lb/>
die Teut&#x017F;che und deren vielerley <hi rendition="#aq">Dia-<lb/>
lectos</hi> gru&#x0364;ndlich begriffen/ er &#x017F;o gar<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;en Unter&#x017F;cheid unter die&#x017F;en Spra-<lb/>
chen nicht finden/ und in vielen Din-<lb/>
gen eine andere Meinung fu&#x0364;hren wu&#x0364;r-<lb/>
de. Es kommen die&#x017F;elben in ihrem<lb/>
Grunde u&#x0364;berein/ wie dann <hi rendition="#aq">Bibliander</hi> in<lb/>
&#x017F;einem Buch <hi rendition="#aq">de ratione communi omni-<lb/>
um linguarum</hi> angemerckt/ daß von<lb/>
2000 Teut&#x017F;chen Stammwo&#x0364;rtern mehr<lb/>
als 800 der Griechi&#x017F;chen und Lateini-<lb/>
&#x017F;chen Sprache gemein &#x017F;ein: welcher aber<lb/>
eine weit gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ere Zahl ha&#x0364;tte außrechnen<lb/>
ko&#x0364;nnen. Denn ich mich verpflichten wil/ in<lb/>
einer jeden von den beiden Sprachen u&#x0364;ber<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">die</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[26/0038] Das II. Cap. Vom Alterthum der alten Cimbriſchen und Runiſchen Buchſtaben/ mit der Griechiſchen ſtellet Olaus Wormius in ſeiner Literaturâ Runi- ca c. 21. 22. vor. Der Herr Rudbeckius, deſ- ſen wir zuvor gedacht/ theilet zwar die Europœiſche Voͤlcker in Scythen, Celten, und Griechen/ und haͤlt auch davor daß ſie von Sprachen unterſchieden. Ich glau- be aber wann dieſer vortrefliche Mann die Teutſche und deren vielerley Dia- lectos gruͤndlich begriffen/ er ſo gar groſſen Unterſcheid unter dieſen Spra- chen nicht finden/ und in vielen Din- gen eine andere Meinung fuͤhren wuͤr- de. Es kommen dieſelben in ihrem Grunde uͤberein/ wie dann Bibliander in ſeinem Buch de ratione communi omni- um linguarum angemerckt/ daß von 2000 Teutſchen Stammwoͤrtern mehr als 800 der Griechiſchen und Lateini- ſchen Sprache gemein ſein: welcher aber eine weit groͤſſere Zahl haͤtte außrechnen koͤnnen. Denn ich mich verpflichten wil/ in einer jeden von den beiden Sprachen uͤber die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/38
Zitationshilfe: Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/38>, abgerufen am 24.11.2024.