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Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.

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Poeterey andern Zeit.
setzt und so woll in Lateinischer als Teut-
scher Sprache Carmina geschrieben/ wel-
ches daß Chronicon Mindense von ihm be-
zeuget p. 101. Es wird demselben/ ein Epitaphi-
um
zugeschrieben welches er auf den Ruland
gemacht haben soll. Aber dem fabel-
hafften Turpino kan man nicht sicher gläu-
ben. Borell in der Vorrede seiner
Recherches d'Antiquites Gauloises & Fran-
coises
berichtet/ daß Carolus M. Histo-
rische Verse von Franckreich gemacht/
und zwar in Teutscher Sprache/ aber
er bringet dessen kein gewisses Zeugniß/
sondern er beruffet sich nur auff ein gemei-
nes Gerüchte. Es ist aber durchaus nicht
gläublich/ daß Carolus M. zum ersten die
Teutschen Buchstaben solte erfunden ha-
ben/ wie einige wollen. Denn Grego-
us Turonensis
schreibet von dem Chilperi-
co
einem Könige der Francken l. 5. c. 45.
Addidit & literas literis nostris, id est [o],
sicut graeci habent, ae, the, vuui, quarum
characteres subscripsimus, hi sunt o. ps. z. 11.
Et misit epistolas in universas civitates regni

sui,
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Poeterey andern Zeit.
ſetzt und ſo woll in Lateiniſcher als Teut-
ſcher Sprache Carmina geſchrieben/ wel-
ches daß Chronicon Mindenſe von ihm be-
zeuget p. 101. Es wird demſelbē/ ein Epitaphi-
um
zugeſchꝛiebē welches er auf den Ruland
gemacht haben ſoll. Aber dem fabel-
hafften Turpino kan man nicht ſicher glaͤu-
ben. Borell in der Vorrede ſeiner
Recherches d’Antiquites Gauloiſes & Fran-
coiſes
berichtet/ daß Carolus M. Hiſto-
riſche Verſe von Franckreich gemacht/
und zwar in Teutſcher Sprache/ aber
er bringet deſſen kein gewiſſes Zeugniß/
ſondern er beruffet ſich nur auff ein gemei-
nes Geruͤchte. Es iſt aber durchaus nicht
glaͤublich/ daß Carolus M. zum erſten die
Teutſchen Buchſtaben ſolte erfunden ha-
ben/ wie einige wollen. Denn Grego-
us Turonenſis
ſchreibet von dem Chilperi-
co
einem Koͤnige der Francken l. 5. c. 45.
Addidit & literas literis noſtris, id eſt [ω],
ſicut græci habent, ae, the, vuui, quarum
characteres ſubſcripſimus, hi ſunt o. ψ. z. 11.
Et miſit epiſtolas in univerſas civitates regni

ſui,
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[309/0321] Poeterey andern Zeit. ſetzt und ſo woll in Lateiniſcher als Teut- ſcher Sprache Carmina geſchrieben/ wel- ches daß Chronicon Mindenſe von ihm be- zeuget p. 101. Es wird demſelbē/ ein Epitaphi- um zugeſchꝛiebē welches er auf den Ruland gemacht haben ſoll. Aber dem fabel- hafften Turpino kan man nicht ſicher glaͤu- ben. Borell in der Vorrede ſeiner Recherches d’Antiquites Gauloiſes & Fran- coiſes berichtet/ daß Carolus M. Hiſto- riſche Verſe von Franckreich gemacht/ und zwar in Teutſcher Sprache/ aber er bringet deſſen kein gewiſſes Zeugniß/ ſondern er beruffet ſich nur auff ein gemei- nes Geruͤchte. Es iſt aber durchaus nicht glaͤublich/ daß Carolus M. zum erſten die Teutſchen Buchſtaben ſolte erfunden ha- ben/ wie einige wollen. Denn Grego- us Turonenſis ſchreibet von dem Chilperi- co einem Koͤnige der Francken l. 5. c. 45. Addidit & literas literis noſtris, id eſt ω, ſicut græci habent, ae, the, vuui, quarum characteres ſubſcripſimus, hi ſunt o. ψ. z. 11. Et miſit epiſtolas in univerſas civitates regni ſui, u 3

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Zitationshilfe: Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682, S. 309. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/321>, abgerufen am 11.05.2024.